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Handbuch-zur-Befreiung

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918 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

der als unabhängige Geisteskraft auf die Menschen einwirkt, sie in Versuchung<br />

bringt, sie zum Bösen und Unheil verführt.<br />

In der Bibel wird der Begriff „Satan“ also für jene Wesenheit verwendet, die als<br />

Feind Gottes die zentrale Verkörperung des Bösen und des Hasses, also den Antichristen<br />

darstellt, wohingegen Jesus für die Verkörperung des Guten 1615 und der Liebe<br />

steht. Jesus und Satan bilden somit im Christentum den zentralen Antagonismus. 1616<br />

Nach allgemeinem christlichen Verständnis wird der Teufel allerdings von Gott nicht<br />

direkt kontrolliert, steht nicht unter seiner direkten Gewalt, sondern wird als eine Gott<br />

unterlegene, aber willensfreie Wesenheit verstanden.<br />

Der ursprünglich hebräische Begriff „Satan“ hat hingegen im Mosaismus eine<br />

weitaus engere Bedeutung. Satan bezeichnet zwar hier auch einen oder mehrere<br />

Engel, ist aber vor allem der Ankläger im göttlichen Gerichtshof, der die religiöse<br />

Integrität von Menschen testet, indem er dem Menschen, wie der biblischen Gestalt<br />

HIOB, großes Leid zufügt oder sie mit Lug und Trug <strong>zur</strong> Sünde verführt, die er dann<br />

anklagt. 1617 Satan ist dabei jedoch, wie alle Engel auch, unter vollkommener Kontrolle<br />

und Befehl Gottes. Er wird im Gegensatz zum Christentum nicht als eine Wesenheit<br />

mit freiem Willen gesehen, welche gegen Gott rebellieren könnte, womit zumeist<br />

die Überzeugung geteilt wird, daß es keine eigenständige Verkörperung des Bösen<br />

gibt. Zudem ist im normativen Judentum „Satan“ der Begriff für Hauptankläger bzw.<br />

Staatsanwalt, Gegner oder Feind sowie für die spirituelle Kraft, die im Judentum die<br />

Neigung zum Bösen (jezer ha-rah) genannt wird.<br />

Mephistopheles oder auch Mephisto ist eine weitere bemerkenswerte Bezeichnung<br />

jener geistigen Wesenheit, die allg. als Teufel oder Satan bekannt ist. Die Herkunft<br />

dieses Namens ist zwar nicht genau geklärt, es werden aber folgende Möglichkeiten<br />

angeboten: Die nächstliegende Herleitung folgt aus dem Hebräischen durch die<br />

Verbindung der Partizipien mephir (Zerstörer, Verderber) mit tophel (Lügner).<br />

Mephistophiles könnte auf Latein mephitis (schädliche Ausdünstung der Erde) und<br />

1615 Das Gute ist das, was nach dem herrschenden Volksbewußtsein dem Anstandsgefühl, dem gerechten<br />

Denken entspricht.<br />

1616 Der Antagonismus endet auf Erden erst mit dem „Tausendjährigen Reich“. Nach der christlichen<br />

Offenbarung des Johannes endet der Kampf zwischen den Kräften des Guten (Michael und seine Engel)<br />

und Satan damit, daß der Teufel und seine Anhänger auf die Erde geworfen werden (Höllensturz; Offenbarung<br />

12), und für die Dauer von tausend Jahren gefesselt wird (Offb. 20, Verse 1-3), um danach<br />

noch einmal kurz freigelassen zu werden (Offb. 20, Vers 7). Er verführt dann für eine gewisse Zeit ein<br />

letztes mal die Menschen, ehe er dann in einem Feuersee endet (Offb. 20,11).<br />

1617 Die Erzählung im Buch Hiob beginnt mit der Szene am himmlischen Gerichtshof, bei dem Engel und<br />

Gott anwesend sind. Aufgrund des Einwands eines Engels in dieser göttlichen Gerichtshofsrunde, der<br />

als Ankläger, also als Satan fungiert, kommt es zu einem Vorwurf an Gott. Der fromme und wohlhabende<br />

Hiob halte Gott nur deshalb die Treue, weil Gott um ihn herum kein Unglück zulasse. Daraufhin<br />

gestattet Gott Satan, Hiobs Gottvertrauen auf die Probe zu stellen. Trotz der Unglücke und trotz der<br />

leidvollen Krankheit, die den nichtsahnenden Hiob daraufhin in Form der sprichwörtlichen Hiobsbotschaften<br />

durch den Satan im Auftrage Gottes ereilen, akzeptiert Hiob sein trauriges Los und flucht seinem<br />

Gott nicht. Er kritisiert ihn jedoch und besteht darauf, daß er nichts Unrechtes getan habe. Hiobs<br />

Freunde sind davon überzeugt, daß er ein Unrecht begangen haben müsse, denn Gott lasse es nicht zu,<br />

daß ein Unschuldiger so viel Unglück zu erleiden habe. Damit wird der Einwand des Engels widerlegt,<br />

es gebe keinen Menschen, der Gott in jeder Situation treu bliebe oder von Gott abfalle, sobald es ihm<br />

aus menschlicher Sicht schlecht ergehe. In zwei weiteren Fällen tritt ein Satan als Versucher (1. Buch<br />

der Chronik 21,1) oder Ankläger (Sacharja 3,1) des sündigen Menschen vor Gott auf.

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