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Handbuch-zur-Befreiung

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694 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Daß diesbezügliche Aussagen, auch wenn sie noch so fantastisch sind, oftmals einen<br />

wahren Kern haben, wird z.B. in dem Buch „Die Todesfabrik“ deutlich:<br />

„Auch ohne Fachkenntnisse wird ein jeder erkennen, daß die Naziärzte in den<br />

Konzentrationslagern laufend Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen<br />

haben. Wir können den SS-Offizier, einen Arzt, nicht vergessen, der in Birkenau<br />

Anfang 1943 hauste. Sein Steckenpferd war die ‚Finnische Sauna’.<br />

Dieses Bad bestand in Birkenau aus zwei Räumen, die durch eine luftdicht abschließbare<br />

Tür voneinander getrennt waren.<br />

Die Häftlinge mußten sich im Korridor ausziehen und ihre Kleidung und Wäsche<br />

<strong>zur</strong> Entlausung übergeben.<br />

Im ersten Raum befand sich ein mächtiger Ziegelofen, in dem mehrere Stunden<br />

vor Beginn des Bades große Steine durch starke Hitze <strong>zur</strong> Weißglut gebracht wurden.<br />

An der Wand gegenüber dem Ofen erhoben sich fast bis <strong>zur</strong> Decke hinauf<br />

primitive, stufenartig angebrachte Bänke.<br />

Auf diese Bänke mußten sich die nackten Häftlinge setzen, so eng wie sie sich nur<br />

zusammenpressen konnten. Einer saß neben dem anderen, die Gesunden berührten<br />

die Kranken, von denen viele ansteckende Hautausschläge hatten.<br />

Dann wurden die erhitzten Steine mit Wasser begossen. Durch den dichten Dampf<br />

begannen die abgemagerten, kranken, heruntergekommenen Körper der Häftlinge<br />

heftig zu schwitzen. Am meisten schwitzten die Neulinge, die auf die höchsten<br />

Bänke hinaufgestiegen waren. Von jedem rann der Schweiß in Strömen, vermischt<br />

mit Schmutz und dem Eiter der nässenden Geschwüre.<br />

Wenn einige schon ohnmächtig zu werden begannen, öffnete sich die luftdicht abgeschlossene<br />

Tür des zweiten Raumes, in den die nackten Häftlinge mit Geschrei<br />

und Stockschwingen durch die aufsichtführenden Häftlinge unter eiskalte Duschen<br />

getrieben wurden.“ 1193<br />

Hier wurde aus der Sauna des Hygienegebäudes, die eigentlich eine Stärkung des<br />

Immunsystems bewirken sollte, eine Folterkammer. Es ist eben bei weiten einfacher,<br />

belastende Falschaussagen zu machen – wofür es tausend Gründe gegeben haben mag<br />

–, wenn im innersten ein wahrer Kern steckt. Bei vorsätzlichen Falschaussagen<br />

können Rache und Haß die offensichtlichsten Gründe sein. Viele Aussagen beruhen<br />

auf Gerüchten, Mißverständnissen und Hörensagen, wobei Gedächtnisüberformung<br />

der Mechanismus ist, der zu unbewußten Falschaussagen führen kann. Diese können<br />

zudem durch Suggestivfragen enorm gefördert werden. Eine der führenden Experten<br />

in der Erforschung der Leistungsfähigkeit und Manipulationsfähigkeit des menschlichen<br />

Gedächtnisses, die amerikanische Psychologin Prof. Dr. Elizabeth LOFTUS, hat<br />

gezeigt, daß schon sehr milde Fragetechniken ausreichen können, um das Gedächtnis<br />

zu manipulieren. 1194 In einem Experiment gelang es ihr z.B. durch suggestives Befra-<br />

1193 Ota Kraus, Erich Kulka: Die Todesfabrik, Kongress-Verlag, Berlin 1958, S. 47 f.; zit. n. Werner<br />

Rademacher: Sauna ein ‚Verbrechen’?, VffG 1(4) (1997), S. 246<br />

1194 Elizabeth Loftus: The Myth of Repressed Memory, St. Martin’s Press, New York 1994; Elisabeth<br />

Loftus, „Falsche Erinnerungen”, Spektrum der Wissenschaft, Januar 1998, S. 62-67 („Durch Suggestion<br />

und Einbildung lassen sich dem Gedächtnis Reminiszenzen von Ereignissen einpflanzen, die nicht so<br />

oder überhaupt nie stattgefunden haben. Darum ist bei manchen Aussagen über traumatische Erlebnisse

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