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Handbuch-zur-Befreiung

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JUDAISMUS UND ZIONISMUS 757<br />

tion in Palästina, vor allem auf britische Eisenbahnlinien vermehrt Terroranschläge<br />

durchgeführt. Als Irgun schließlich einen Seitenflügel des King David Hotels in<br />

Jerusalem sprengte, in dem sich das britische Hauptquartier befand (22.07.), eskalierten<br />

die Unruhen, bis die Vereinten Nationen am 29.11.1947 für die Teilung Palästinas<br />

und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates stimmten. Mit dem<br />

UN-Beschluß nahmen dann die arabischen Unruhen und Anschläge zu. Am<br />

14.05.1948 proklamierte David BEN-GURION [J] in Tel Aviv den Staat Israel und<br />

erfüllte damit einen wesentlichen Teil des zionistischen Traums. Das Ende des britischen<br />

Mandates wurde auf den 15. Mai gesetzt. Als ersten gesetzgeberischen Akt<br />

verabschiedete die Knesset 1950 das „Rückkehrgesetz“, das weltweit sämtlichen<br />

Juden das Recht auf Einwanderung nach Israel garantiert.<br />

Heute läßt sich der Zionismus als eine politische oder religiöse Motivation umschreiben,<br />

die den Staat Israel in irgendeiner Art und Weise fördert oder unterstützt,<br />

was auch die Forderung der Vergrößerung des israelischen Territoriums (zu Lasten<br />

Dritter) beinhalten kann bzw. nicht ausschließt.<br />

Es kann an dieser Stelle festgehalten werden, daß es von größter Schwierigkeit ist,<br />

eine allgemeine nationale Einschätzung bezüglich des „geselligen Phänomens der<br />

Weltjudenheit“ abzugeben. Wahrscheinlich gibt es keine differenziertere Nation bzw.<br />

kein „Volk“, das so ein reichhaltiges Spektrum an Typen, Charakteren und Anschauungen<br />

aufweist. Beim Aufstellen einer Regel oder einer summarischen Charakteristik<br />

werden einem sogleich überzeugende Ausnahmen vor Augen geführt. Nur sollte man<br />

sich deswegen nicht zu der falschen Annahme verleiten lassen, die Judenheit sei<br />

deswegen nicht in der Lage, einen gerichteten Willen auszubilden, oder es nicht<br />

vermögen, ihren Willen in der Welt durchzusetzen.<br />

Der Wille entsteht aus dem Geist, und Kern des jüdischen Geistes sind Tora und<br />

Talmud. Nachfolgend werden Tora und Talmud kurz vorgestellt.<br />

Die Tora<br />

Die Heilige Schrift der Jüdischen Religion ist der Tanach (auch: Tanakh oder Tenach),<br />

der in die drei Hauptteile Tora, Nevi’im 1399 und Ketuvim 1400 gegliedert ist. Der<br />

Tanach erzählt die Geschichte der Schöpfung und des Volkes Israel unter JAHWES<br />

gnädiger Führung über einen Zeitraum von etwa 1300 Jahren. Er enthält verschiedenste<br />

Traditionen der einzelnen Stämme von Halbnomaden, die sich um den Glauben an<br />

den Gott JAHWE im Raum des heutigen Palästina zu einem Volk vereinten. Dazu<br />

gehören Herkunfts- bzw. Abstammungserklärungen, Kultsagen, Erinnerungen an<br />

Siege und Niederlagen aller Art und Gebotssammlungen. Sie wurden von verschiede-<br />

1399 Die Nevi’im, die Prophetenbücher, entstanden nach der Tora, etwa in den Jahren 750 v.Chr. bis 500<br />

v.Chr. Sie werden in die frühen Propheten (Josua, Richter, Samuel, Könige), die eine frühe Geschichte<br />

des Volkes Israel darstellen, und die späten Propheten unterteilt. Die späten Propheten umfassen Jesaja,<br />

Jeremia, Ezechiel (in drei Büchern) sowie die 12 kleinen Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona,<br />

Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi) in einem Buch.<br />

1400 Die Ketuvim entstanden gemäß jüdischer Tradition in der Zeit des Babylonischen Exils. Sie werden in<br />

die poetischen Schriften (Psalmen, Buch der Sprichwörter, Ijob), die ‚fünf Rollen’ (Hoheslied, Rut,<br />

Klagelieder, Kohelet, Ester) und die geschichtlichen Schriften (Daniel, Esra, Nehemia, Chronik) unterteilt.

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