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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE DEMOKRATIE ALS GARANT DES KAPITALISMUS 477<br />

11. Damit kommt dann die Gesetzgebungsphase. Nach den Lesungen werden die<br />

erforderlichen Reformgesetze, mit oder ohne Zustimmung der Opposition,<br />

verabschiedet.<br />

12. Hat sich die Opposition verweigert, so laufen die Gesetze noch eine zusätzliche<br />

Runde durch den Bundesrat, wo sich nun auch noch verschiedene Landespolitiker<br />

ihren publikumswirksamen Auftritt verschaffen können. Nach nochmaligen<br />

Änderungen ist die Reform dann konzeptkonform vom Tisch und der<br />

Punkt kann konzeptionell abgehakt werden.<br />

Tatsächlich vom Tisch wird die „Gesundheitsreform“ aber erst dann sein, wenn –<br />

nicht die Gesundheit, um die geht es zuallerletzt – das gesamte Sozialversicherungssystem<br />

vom Tisch ist, wenn die Solidaritätsgemeinschaft der Krankenversicherten –<br />

wie alle anderen Gemeinschaften – aufgehört hat zu existieren. Sollte dies dann<br />

dereinst einmal jemand rückblickend feststellen, nachdem faktisch alles gegessen ist,<br />

dann waren eben die damaligen Probleme zu komplex oder die damaligen Politiker<br />

einfach zu dumm. Faßt man alle „Gesundheitsreformen“ der letzten 20 Jahre zusammen,<br />

so war jede Teil-„Reform“ nur ein Teilschritt <strong>zur</strong> Abschaffung des Sozialversicherungssystems;<br />

mit RIESTERS Privat-Rente und „Hartz IV“ geht es weiter, Schritt<br />

für Schritt. So erfolgt dann letztlich die Auflösung Deutschlands und des Deutschen<br />

Volkes, wie die der anderen demokratischen Nationen auch, aufgrund von unabwendbaren<br />

Sachzwängen, denen die politische Willensbildung, medienwirksam inszeniert,<br />

hinterherläuft. Zusammengefaßt läßt sich die demokratische Willensbildung mit einer<br />

Altbausanierung vergleichen: Ein Investor möchte ein denkmalgeschütztes Gebäude<br />

für einen Neubau abreißen oder zumindest komplett neu gestalten, was aber aufgrund<br />

des Denkmalschutzes nicht genehmigt wird. Zielgerichtet wird das Dach des Hauses<br />

beschädigt, so daß an bestimmten Stellen Wasser einsickert. Das „Nichtreparieren“<br />

der Undichtigkeiten wird dann damit begründet, daß sich alles in der Genehmigungsphase<br />

befindet. Nach zwei Jahren sind dann Fäulnis und Pilz ein- und die letzten<br />

Mieter ausgezogen. Mittlerweile ist das denkmalgeschützte Gebäude nur noch (vor<br />

dem Abriß) zu „retten“, wenn es komplett entkernt wird, so daß zumindest die Fassade<br />

erhalten bleibt. So weit die konzeptionelle Politik. Die inszenierte Politik sieht<br />

dann folgendermaßen aus: Dank der Initiative eines selbstlosen Investors konnte<br />

wieder ein denkmalgeschütztes Haus vor dem Totalabriß gerettet werden.<br />

Worauf gründet aber das so positive Bild von der Demokratie? Es gab Jahrhunderte<br />

oder, wie immer man die Chronologie auffaßt, Jahrtausende lang in Europa feudalistische<br />

Strukturen mit absoluten Herrschern oder auch wohlwollenden Landesvätern,<br />

aber keine Demokratie. Möchte man das englische System von Ober- und Unterhaus<br />

als Demokratie auffassen, dann ist diese die älteste in Europa. Wessen Interessen da<br />

aber tatsächlich durchgesetzt wurden, konnte im Kapitel „2. Deutungsversuch des<br />

Geschichtsprozesses“ gezeigt werden. Bedenkt man zudem die Massenverelendung<br />

einer faktisch rechtlosen Arbeiterschicht seit der Industrialisierung, kann auch diese<br />

„Demokratie“ kaum als Garant für Wohlstand und Gleichberechtigung angesehen<br />

werden. In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung als Verfassung findet sich<br />

auch ein Ansatz von Demokratie, bei der jedoch nur die landbesitzenden Bürger<br />

Anteil am politischen Leben haben können, und Ureinwohner und Neger ganz ausge-

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