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Handbuch-zur-Befreiung

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JUDAISMUS UND ZIONISMUS 831<br />

„Die erste und wesentlichste Bedingung zu der politischen und nationalen Nivellierung<br />

des Reichs war die Erhaltung und Ausdehnung der beiden zu gemeinschaftlichem<br />

Herrschen bestimmten Nationen (Hellas und Rom) unter möglichst<br />

rascher Beseitigung der neben ihr stehenden barbarischen oder barbarisch genannten<br />

Stämme. In gewissem Sinne könnte man allerdings neben Römern und<br />

Griechen noch eine dritte Nationalität nennen, die mit denselben in der damaligen<br />

Welt an Ubiquität wetteiferte und auch in dem neuen Staate Caesars eine nicht<br />

unwesentliche Rolle zu spielen bestimmt war. Es sind dies die Juden. Das merkwürdige<br />

nachgiebig zähe Volk war in der alten wie in der heutigen Welt überall<br />

und nirgends heimisch und überall und nirgends mächtig. Die Diadochen Davids<br />

und Salomos bedeuteten für die Juden jener Zeit kaum mehr als heutzutage Jerusalem<br />

für sie bedeutet; die Nation fand wohl für ihre religiöse und geistige Einheit<br />

einen sichtbaren Anhalt in dem kleinen Königreich von Jerusalem, aber sie selbst<br />

bestand keineswegs in der Untertanenschaft der Hasmonäer, sondern in den zahllos<br />

durch das ganze Parthische und das ganze Römische Reich zerstreuten Judenschaften.<br />

In Alexandria namentlich und ähnlich in Kyrene bildeten die Juden innerhalb<br />

dieser Städte eigene administrativ und selbst lokal abgegrenzte Gemeinwesen,<br />

den Judenvierteln unserer Städte nicht ungleich, aber freier gestellt und<br />

von einem ‚Volksherrn’ als oberstem Richter und Verwalter geleitet. Wie zahlreich<br />

selbst in Rom die jüdische Bevölkerung bereits vor Caesar war und zugleich<br />

wie landsmannschaftlich eng die Juden auch damals zusammenhielten, beweist die<br />

Bemerkung eines Schriftstellers dieser Zeit, daß es für den Statthalter bedenklich<br />

sei, den Juden in seiner Provinz zu nahe zu treten, weil er dann sicher darauf zählen<br />

dürfe, nach seiner Heimkehr von dem hauptstädtischen Pöbel ausgepfiffen zu<br />

werden. Auch zu jener Zeit war das vorwiegende Geschäft der Juden der Handel:<br />

mit dem erobernden römischen Kaufmann zog damals der jüdische Händler ebenso<br />

überall hin wie später mit dem genuesischen und venezianischen, und neben<br />

der römischen strömte das Kapital allerorts bei der jüdischen Kaufmannschaft<br />

zusammen. Auch zu jener Zeit endlich begegnen wir der eigentümlichen Antipathie<br />

der Occidentalen gegen diese so gründlich orientalische Rasse und ihre<br />

fremdartigen Meinungen und Sitten. Dies Judentum, obwohl nicht der erfreulichste<br />

Zug in dem nirgends erfreulichen Bilde der damaligen Völkermengung, war<br />

nichtsdestoweniger ein im natürlichen Verlauf der Dinge sich entwickelndes geschichtliches<br />

Moment, das der Staatsmann weder sich ableugnen noch bekämpfen<br />

durfte und dem Caesar vielmehr, ebenwie sein Vorgänger Alexander, in richtiger<br />

Erkenntnis der Verhältnisse möglichst Vorschub tat. Wenn Alexander, der Stifter<br />

des alexandrinischen Judentums, damit nicht viel weniger für die Nation tat wie<br />

ihr eigener David durch den Tempelbau von Jerusalem, so förderte auch Caesar<br />

die Juden in Alexandreia wie in Rom durch besondere Begünstigungen und Vorrechte<br />

und schützte namentlich ihren eigentümlichen Kult gegen die römischen<br />

wie gegen die griechischen Lokalpfaffen. Die beiden großen Männer dachten natürlich<br />

nicht daran der hellenischen oder italisch-hellenischen Nationalität die<br />

Forschung von grundlegender Bedeutung. Vor allem für seine Römische Geschichte wurde er 1902 mit<br />

dem Literaturnobelpreis geehrt.

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