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Handbuch-zur-Befreiung

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76 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

die französische Armee nach wie vor die stärkste in Europa sei, wogegen die Deutsche<br />

Wehrmacht noch auf Jahre hinaus unfertig bleiben werde und folgerte:<br />

„Die wehrpolitische Lage Deutschlands ist schlecht, schlechter als 1917/18. Zu<br />

einem langen Kriege ist Deutschland ... nicht befähigt. ... Ein europäischer Krieg<br />

wird aber von unseren Gegnern von vorneherein als langer Krieg ins Auge gefaßt<br />

und geführt werden. ... Die Hoffnung, die tschechische Frage noch in diesem Jahr<br />

unter Ausschluß von England und Frankreich militärisch lösen zu können, besteht<br />

nicht. ... England bereitet sich darauf vor, sein Schwert in die Waagschale zu werfen,<br />

falls Deutschland eine England nicht genehme Lösung des tschechischen<br />

Problems zu erzwingen sucht. ... Wenn auch die Stellung Englands zu Deutschland<br />

eine andere ist als 1914, so sorgt es doch offensichtlich dafür, daß wir ... einer<br />

Koalition gegenüberstehen, die mächtiger ist als wir. Frankreich und Rußland<br />

stehen für diesen Fall schon auf Seiten Englands, Amerika wird sich ihnen anschließen,<br />

wenn auch vielleicht zunächst nur durch materielle Kriegshilfe. England<br />

mit seiner ungeheuren Macht. ... wird die sonst in Frage kommenden kleinen<br />

Mächte im Laufe eines Krieges zwingen können, ebenfalls mitzugehen oder uns<br />

wirtschaftlich abzuschnüren. Über allen anderen Faktoren wird die brutale Macht<br />

stehen.“ 193<br />

Generaloberst BECK versuchte die führenden Generäle des Heeres dazu zu überreden,<br />

für den Fall, daß ein Krieg gegen die Tschechoslowakei und die Westmächte<br />

drohte, den Gehorsam zu verweigern und geschlossen <strong>zur</strong>ückzutreten. BECK war in<br />

der Generalität hoch angesehen, fand mit diesem Plan aber nur wenig Zuspruch, so<br />

daß er sich zum Rücktritt entschloß und am 18. August 1938 HITLER um Entbindung<br />

von seinen Pflichten ersuchte. Am 27. August übergab BECK die Dienstgeschäfte<br />

seinem Nachfolger, General Franz HALDER.<br />

Aufgrund der weiteren Zuspitzung der Lage flog der englische Premier<br />

CHAMBERLAIN am 15. September nach München, um sich mit HITLER auf dem<br />

Obersalzberg zu treffen. Nach seiner Rückkehr berichtete er dem Kabinett, daß<br />

HITLER entschlossen sei, zu den Waffen zu greifen, wenn das Sudetenproblem nicht<br />

sehr schnell auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts geregelt würde, und<br />

Lord Walter RUNCIMAN bekräftigte seine Auffassung, daß die tschechische Regierung<br />

für die Lage verantwortlich sei. Das Problem war jetzt eigentlich nur noch, wie die<br />

Abtretung des Sudetengebietes durchzuführen war. Die von HITLER geforderte<br />

Abstimmung wurde jedenfalls abgelehnt. Die Tschechen fürchteten, zu große Teile zu<br />

verlieren und wollten, wie die Franzosen, keinen Präzedenzfall schaffen, da dann alle<br />

anderen Minderheiten in Mitteleuropa – einschließlich der Elsässer und Lothringer –<br />

ebenfalls Abstimmungen gefordert hätten. Schon in Österreich hatten Frankreich und<br />

England unter Androhung militärischer Gewalt eine Volksabstimmung untersagt. Wie<br />

hätten diese Länder auch dagestanden, wenn Volksabstimmungen (vor einer militärischen<br />

Besetzung durch das Deutsche Reich) in Österreich und in der Tschecho-<br />

Slowakei, entgegen aller Pressehetze, gezeigt hätten, daß 10 Millionen Menschen sich<br />

193 Wolfgang Foekster: Ein General kämpft gegen den Krieg, München 1949, S. 106, zit. n. W. Post, a.a.O.<br />

S. 240

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