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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 69<br />

tisch zu einer Volkserhebung ausweitete und sich schon am 11. März Teile der Polizei<br />

Hakenkreuzbinden anlegten. Entgegen der offen ausgesprochenen Warnung Englands,<br />

mit Zustimmung Italiens – Frankreich war aufgrund der am 10. März gestürzten<br />

Regierung handlungsunfähig – marschierten reichsdeutsche Truppen am 12. März<br />

in Österreich ein, wobei sie von der Bevölkerung jubelnd, Hakenkreuzfahnen und<br />

Blumen schwenkend, begrüßt wurden.<br />

Ob der vom österreichischen Bundespräsidenten zum Kanzler berufene SEYß-<br />

INQUART die deutsche Regierung gebeten hatte, Truppen zu entsenden – um Ruhe und<br />

Ordnung wieder herzustellen – oder nicht, ist dabei eine Frage, die nicht eindeutig<br />

geklärt werden kann. Da die Nationalsozialisten schon vorher faktisch die Macht<br />

übernommen hatten, wäre Ruhe und Ordnung wahrscheinlich auch von selbst eingekehrt,<br />

der militärische Einmarsch hatte offenbar einen reinen „Show-Charakter“, mit<br />

dem man Stärke demonstrieren konnte und wollte. Allerdings kann hier davon ausgegangen<br />

werden, daß diese Aktion tatsächlich zuvor mit England – und so auch mit<br />

Frankreich – insgeheim abgestimmt worden war, da eine nennenswerte Reaktion<br />

seitens Englands und Frankreichs ausblieb, und sich auch die Presse verhalten zeigte,<br />

obwohl England zuvor wiederholt eine Intervention angedroht hatte. Die amerikanische<br />

Presse reagierte dagegen äußerst feindselig, sodaß der deutsche Botschafter in<br />

Washington, DIECKHOFF, einen ausführlichen Bericht an das Auswärtige Amt schickte.<br />

183 Die Eingliederung Österreichs sei „als Vertragsbruch, als Militarismus, als<br />

Vergewaltigung des wehrlosen kleinen Österreichs durch den in Waffen starrenden<br />

Nachbarn und als Ausfluß der Politik des ‚Macht vor Recht’ gebrandmarkt“ worden.<br />

Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph GOEBBELS, zeigte<br />

sich über die feindselige Haltung der amerikanischen Presse sehr besorgt und führte<br />

daraufhin ein Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter in Berlin, Hugh<br />

WILSON 184 , und bezeichnete es als „beklagenswert, daß dieser Haßfeldzug andauere.<br />

Er habe keineswegs erwartet, daß Deutschland von Kritik verschont bleibe, aber ...<br />

was er nicht erwartet habe, und was er tief bedaure, seien absichtliche Tatsachenentstellungen<br />

und Verleumdungen und Verunglimpfungen der Person des Reichskanzlers<br />

und seiner unmittelbaren Umgebung. Er sagte, daß die Person des Führers von jedem<br />

Deutschen verehrt werde...“ Bei einem Treffen Ende April des Jahres zwischen<br />

Botschafter WILSON und Reichsaußenminister Ribbentrop bemerkte dieser, er habe<br />

eine Auswahl amerikanischer Zeitungsartikel durchgesehen, und diese verrieten „eine<br />

Feindseligkeit, die ihn überrascht und erschreckt habe. Es zeige sich da ein Mangel<br />

an Verständnis für alles, was Deutschland getan habe, und ein ungeheures Maß<br />

falscher Darstellung von Tatsachen. ... Diese Berichte könnten nur auf Klatsch und<br />

Gerüchten beruhen und stammten gewöhnlich von Leuten, die wegen ihrer Rasse oder<br />

183 Akten <strong>zur</strong> Auswärtigen Politik, 1918-1945. Aus den Archiven des Auswärtigen Amtes, Serie D, Bd. 1,<br />

Dok.Nr. 401, zit. n. Walter Post: Die Ursache des Zweiten Weltkrieges, Grabert-Verlag, Tübingen<br />

2003, S. 229<br />

184 Aufzeichnung über ein Gespräch zwischen Summer Welles, Staatsekretär im Außenamt, und dem<br />

deutschen Botschafter, 14. März 1938, zit. n. Walter Post a.a.O. S. 230, Ursp. Charles C. Tansill: Die<br />

Hintertür zum Kriege, Düsseldorf 1957

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