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Handbuch-zur-Befreiung

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244 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

gegen autoritäre Eltern beigebracht werden. Schärfste Ablehnung fand vor allem das<br />

Humanistische Gymnasium. „In der Erziehungsabteilung von OMGUS 459 in Berlin<br />

wurde es als die Ursünde an sich beurteilt.“ 460 Zum Abschluß des eingeleiteten<br />

Generationenbruchs vermittelte man den Schülern und Studenten, daß sie nicht nur<br />

ein Recht, sondern auch die Pflicht hätten, sich gegen ihre Eltern aufzulehnen, da<br />

diese als Tätergeneration zuvor alles falsch gemacht hätten und für das ganze Kriegselend<br />

samt Holocaust verantwortlich gewesen wären.<br />

SCHRENCK-NOTZING schilderte, wie weit die Massengehirnwäsche schon Ende<br />

1959 gediehen war. Judenverfolgung und Holocaust hatte man mittlerweile erfolgreich<br />

ins deutsche Volksbewußtsein installiert:<br />

„Der Durchbruch des Irrationalen auf breiter Front folgte in den Weihnachtstagen<br />

1959. Anlaß war, daß zwei Burschen 461 an die Außenmauer der Kölner Synagoge<br />

antisemitische Parolen angeschmiert hatten. Der Vorfall wäre einige Jahre<br />

früher mit Seife und Wasser bereinigt worden – jetzt genügte er, um einen Gefühlssturm<br />

ohnegleichen zu entfachen. Eine Stampede von Politikern und Verbänden<br />

setzte ein, die sich alle von dem Vorfall als erste distanzieren wollten. Die Suche<br />

nach Hintermännern begann. Die Bundesregierung stand dem irrationalen<br />

Phänomen der anti-antisemitischen Gefühlsausbrüche von Anfang 1960 hilflos<br />

gegenüber. Sie führte die Vorfälle auf kommunistische Hintermänner <strong>zur</strong>ück. Sie<br />

hatte damit eine Antwort auf die Frage ‚Cui bono?’ zu geben versucht, aber die<br />

Träger der Bewegung und die unterschwellige Dialektik, die die irrationalen Einbrüche<br />

in die deutsche Politik verbindet, verkannt. Doch der Bundesregierung<br />

hatte man vorsichtshalber die Zunge weggeschnitten. Als beredter Sprecher für<br />

die verstummte Hüterin der deutschen Interessen fungierte ein Kind der Charakterreformer,<br />

die 1949 gegründete Deutsche Presse-Agentur (dpa), aus der satzungsgemäß<br />

jeder Regierungseinfluß verbannt war. Die institutionalisierte Umerziehung<br />

konnte bei dem An- und Abdrehen von Publizitätskampagnen nach Belieben<br />

verfahren und der öffentlichen Interessen spotten. Die Judenverfolgungen Hitlers<br />

hatten in den letzten Kriegsjahren eines der stärksten Argumente für die<br />

Durchführung der antigermanischen Maßnahmen gebildet. Die antiantisemitischen<br />

Gefühlsausbrüche (aus denen in größerer Entfernung geschlossen<br />

wurde, daß in Deutschland tatsächlich wieder Judenverfolgungen in Gang gekommen<br />

wären) weckten alte Erinnerungen und lenkten die Gedanken in die letzten<br />

Rooseveltjahre <strong>zur</strong>ück. Je lauter sich die deutsche Öffentlichkeit von den beiden<br />

Kölner Schmierern distanzierte, desto weniger wurde ihr abgenommen, daß<br />

sich in Deutschland und der Welt etwas geändert habe. Die Gefühlswelle, die vom<br />

Kölner Synagogen-Zwischenfall ausgelöst wurde, ebbte nicht ab. Sie wurde zwar<br />

nicht von der Bundesregierung, aber von den Ländern und der Gewalt der Mei-<br />

459 Office of the U.S. Military Government of Germany<br />

460 Dokumente der Schulreform in Bayern, hrsg. v. H. Merkt, München 1952, S. 209 f., s.a. Schlander,<br />

a.a.O. S. 132. zit. n. Georg Franz-Willing, a.a.O. S. 172<br />

461 Tatsächlich hatte hier der israelische Geheimdienst Mossad die Finger im Spiel. Mit vermeindlich von<br />

innen kommenden Provokationen werden soziale Systeme auf ihr Verhalten getestet, wobei meist noch<br />

ein gewünschter pädagogischer Effekt erzielt wird.

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