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Handbuch-zur-Befreiung

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JUDAISMUS UND ZIONISMUS 849<br />

innerster Geist sich verkehrt und in Haß verwandelt hat, sie ihr ursprüngliches<br />

Wesen doch nicht ganz verleugnet und ihre Verkehrtheit nicht völlig konsequent,<br />

nicht ganz durchführt; die Israeliten ließen doch eine Menge der Bewohner, zwar<br />

geplündert und als Sklaven, doch leben.<br />

... Moses versiegelt seine Gesetzgebung mit einer orientalisch-schönen Drohung<br />

des Verlustes alles Genusses und alles Glückes; er brachte vor den knechtischen<br />

Geist die Vorstellung seiner selbst, den Schrecken vor der physischen Macht. ...<br />

... Alle folgenden Zustände des jüdischen Volks, bis auf den schäbigen, niederträchtigen,<br />

lausigen Zustand, in dem es sich noch heutigentags befindet, sind weiter<br />

nichts als Folgen und Entwicklungen ihres ursprünglichen Schicksals, von dem<br />

– ... – sie mißhandelt wurden und so lange werden mißhandelt werden, bis sie es<br />

durch den Geist der Schönheit aussöhnen und so durch die Versöhnung aufheben...<br />

... Sowie die Seele der jüdischen Nationalität, das odium generis humani, im geringsten<br />

nachließ und freundlichere Dämonen sie mit Fremden einigten und über<br />

die Grenzen, die jener Haß steckte, hinübertrugen, so waren sie Überläufer,<br />

schweiften in das Gebiet eines Genusses, das nicht in gleicher Knechtschaft stand<br />

wie ihr bisheriges; diese Erfahrung, daß außer ihrem geschenkten Erbteil noch<br />

Raum für etwas wäre, das ein menschliches Gemüte in sich aufnehmen könnte,<br />

diese Erfahrung war ein Ungehorsam der Knechte, die außer dem vom Herrn<br />

Empfangenen noch etwas kennen, ihr eigen nennen wollen. Mit der Menschlichkeit,<br />

wenn sie auch rein sie empfinden konnten und nicht wieder Knechte des in<br />

seinem Ursprung Freien wurden, wich ihre Kraft von ihnen, es war nun ein Widerspruch<br />

[in] ihnen, – wie hätten sie ihr ganzes Schicksal, den alten Bund des<br />

Hasses auf einmal abschütteln und eine schöne Vereinigung organisieren können?<br />

Sie wurden bald wieder zu jenem <strong>zur</strong>ückgepeitscht; denn in dieser Auflösung ihrer<br />

Gemeinschaft und ihres Staats wurden sie ein Raub Mächtigerer, ihre Vermischung<br />

mit anderen Völkern wurde eine Abhängigkeit von ihnen. Der Druck erweckte<br />

wieder den Haß; und damit wachte ihr Gott wieder auf; ihr Trieb nach<br />

Unabhängigkeit war eigentlich Trieb nach Abhängigkeit von etwas Eigenem. ...<br />

Das große Trauerspiel des jüdischen Volks ist kein griechisches Trauerspiel, es<br />

kann nicht Furcht noch Mitleiden erwecken, denn beide entspringen nur aus dem<br />

Schicksal des notwendigen Fehltritts eines schönen Wesens; jenes kann nur Abscheu<br />

erwecken. Das Schicksal des jüdischen Volkes ist das Schicksal Machest,<br />

der aus der Natur selbst trat, sich an fremde Wesen hing und so in ihrem Dienste<br />

alles Heilige der menschlichen Natur zertreten und ermorden, von seinen Göttern<br />

(denn es waren Objekte, er war Knecht) endlich verlassen und an seinem Glauben<br />

selbst zerschmettert werden mußte.“ 1532<br />

Der Deutsche Reformator Martin LUTHER 1533 wurde nicht nur aufgrund seiner<br />

Thesen <strong>zur</strong> Römisch-Katholischen Kirche bzw. zum Papsttum und dem Kaiser bekannt,<br />

sondern eben auch aufgrund seiner späten antijüdischen Einsichten:<br />

1532 G.W.F. Hegel: Frühe Schriften, Werke 1, Suhrkamp, S. 274 ff.<br />

1533 Martin Luther (geb. 10.11.1483 in Eisleben, gest. 18.02.1546 ebda.) war der theologische Urheber und<br />

Lehrer der Reformation, Augustinermönch und Theologieprofessor, übte eine grundlegende Kritik an

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