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Handbuch-zur-Befreiung

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54 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

organisierten maßgeblich durch Streiks in kriegswichtigen Betrieben (z.B. Munitionsfabriken)<br />

sowie Meutereien und Aufstände in Marine und Heer den Zusammenbruch.<br />

Erste Streiks gab es bereits im Januar 1918, alleine in Berlin ca. 500.000 Arbeiter. In<br />

der Streikleitung saßen von der SPD u.a. Friedrich EBERT, Philipp SCHEIDEMANN und<br />

Otto BRAUN [J] sowie von der USPD Hugo HAASE [J], DITTMANN und LEDEBOUR.<br />

Nach § 89 RStGB war Streik glatter Landesverrat. Im Frühjahr 1918 wurde die<br />

Agitation in Heer und Marine verstärkt. Meutereien und massenhaftes Desertieren<br />

sowie ein Zerfall der Disziplin waren unmittelbare Folgen. Die wichtigsten Wortführer<br />

der USPD waren Karl LIEBKNECHT [J] und Rosa LUXEMBURG [J].<br />

Am 5. Oktober 1918 bat die deutsche Regierung WILSON, Friedensverhandlungen<br />

auf Grund der 14 Punkte 153 einzuleiten. Zur weiteren Zermürbung Deutschlands<br />

wurde dann die Vorverhandlung über einen Monat hingezogen und die Einstellung<br />

des U-Boot-Krieges, die Räumung der besetzten Gebiete sowie die Änderung der<br />

Verfassung erzwungen, sodaß das Deutsche Reich ein parlamentarischer Staat wurde,<br />

indem die Regierung der Aufsicht des Reichstages und damit der Parteien unterstellt<br />

wurde. Im November – daher der Name „November-Revolution“ – entfachten die<br />

Marxisten geradezu eine Rebellion gegen Heer und Staat, aus der dann die Bildung<br />

von Arbeiter- und Soldatenräten hervorgingen. Gestützt auf die Linksintellektuellen<br />

der USPD und die Spartakisten ERICH MÜHSAM [J], Ernst TOLLER [J], Gustav<br />

LANDAUER [J], Felix FERCHENBACH und Sonja LERCH, rief am 07.11.1918 der galizische<br />

Jude Kurt EISNER [J] alias Salomon KOSMANOWSKI die Republik aus. Es folgten<br />

Revolten, insbesondere in Berlin, und Generalstreik. Am 09.11. verkündete der<br />

unmittelbar zuvor <strong>zur</strong>ückgetretene Staatssekretär Philipp SCHEIDEMANN die Abdankung<br />

des Kaisers (ohne dessen Zustimmung und ohne Rückhalt in der Verfassung)<br />

und rief die Republik sowie Friedrich EBERT als ihren Reichskanzler aus. Am 11.11.<br />

wurden dann der deutschen Abordnung unter Matthias ERZBERGER durch Marschall<br />

FOCH die Waffenstillstandsbedingungen diktiert: Räumung des französischen (einschließlich<br />

Elsaß-Lothringen) und belgischen Gebietes in 14 Tagen, Sicherstellung<br />

der Kriegsflotte, Auslieferung aller U-Boote, Flugzeuge, schweren Geschütze und<br />

Minenwerfer, 25.000 MGs, sowie 5.000 Lokomotiven, 150.000 Eisenbahnwaggons<br />

und 5.000 LKW. Entlassung der Kriegsgefangenen (ohne Gegenseitigkeit) und<br />

Besetzung des linken Rheinufers inklusive Köln, Mainz und Koblenz durch die<br />

Feindmächte. Da der Waffenstillstand aber befristet war, wurden Verlängerungen<br />

immer zu weiteren Erpressungen genutzt. So wurden bei der ersten Verlängerung<br />

43.000 landwirtschaftliche Maschinen, bei der zweiten die gesamte deutsche Handelsflotte<br />

von ERZBERGER unter Androhung militärischer Gewalt ausgeliefert.<br />

153 1. Öffentliche Friedensverträge und Abschaffung der Geheimdiplomatie, 2. Freiheit der Seeschiffahrt,<br />

3. Aufhebung sämtlicher Wirtschaftsschranken, 4. Rüstungsbegrenzung, 5. Ordnung aller Kolonialfragen,<br />

6. Räumung des besetzten russischen Gebiets, 7. Wiederherstellung der belgischen Unabhängigkeit,<br />

8. Wiederherstellung Frankreichs, Rückgabe von Elsaß-Lothringen, 9. Italienische Grenzziehung<br />

nach dem Nationalitätenprinzip, 10. Autonomie der Völker der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn,<br />

11. Wiederherstellung Serbiens, Rumäniens und Montenegros, 12. Autonomie der osmanischen Völker,<br />

Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus, 13. Errichtung eines polnischen Staats, unabhängig<br />

von Deutschland oder Rußland, 14. Gründung des Völkerbunds <strong>zur</strong> friedlichen Regelung von Streitigkeiten.

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