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Handbuch-zur-Befreiung

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456 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Teil einer diffusen Menge, einer amorphen Masse ist. Metaphorisch könnte die<br />

Individualisierung mit einer Häckselmaschine verglichen werden, die organisch<br />

gewachsenes Holz in Späne zerkleinert, die dann unter starkem Druck zu unorganischen<br />

Spanplatten zusammengefügt werden.<br />

Dekadenz (Verfall, Entartung) ist ein Schlüsselbegriff für die kulturverwüstenden<br />

Folgen der Vermassung. So wie sich das Gemeinschaftliche nur unter den Bedingungen<br />

eines gemeinsamen Raumes entfalten kann, so verbreitet sich das Asoziale und<br />

Gemeinschaftsfeindliche unter den Bedingungen einer raumauflösenden Mobilität.<br />

Dieser gesellschaftliche Desintegrationsprozeß durch Mobilität wird als „Entwurzelung“<br />

bezeichnet, d.h. „Entartung durch Entortung.“ Die Massengesellschaft ist der<br />

Abstieg von der bodenständigen Gemeinschaft <strong>zur</strong> bodenlosen Gemeinheit. In der<br />

lateinischen Sprache ist der Zusammenhang von Mobilität und asozialer negativer<br />

Gruppenbildung in dem uns allen bekannten Begriff „Mob“ (abgeleitet aus „mobile<br />

vulgo“ für schwankende, unzuverlässige Masse) am besten und treffendsten ausgedrückt<br />

worden.<br />

Solange Menschen in ihrem Heimatraum der wechselseitigen sozialen Kontrolle,<br />

den sozialen Normen ihrer Gemeinschaft und den übrigen Bedingungen des angestammten<br />

Raumes unterworfen bleiben, verhalten sie sich solidarisch und damit<br />

sozial. Verlieren sie ihre Raumbindungen durch Raumveränderung (Mobilität),<br />

müssen sie sich durch Verdrängungsdruck in der neuen Umgebung jenen Platz erkämpfen,<br />

den die Einheimischen auf angestammte Weise besetzen. Dies geschieht um<br />

so rücksichtsloser, je fremder und beziehungsloser der Raumpendler seine neue<br />

Umgebung empfindet. Wird der fremde Raum nur als Durchzugsgebiet, Transitzone<br />

oder Wartehalle genutzt, erfolgt ein rapider Verfall aller sozialen Gemeinschaftstugenden.<br />

Man empfindet weniger Rücksicht gegenüber Nachbarn auf Zeit, keine<br />

Verantwortung gegenüber einer Gemeinschaft (die man evt. sogar als „ungläubig“<br />

oder „unzivilisiert“ ablehnt) und dem Lebensraum, an den man keine inneren Bindungen<br />

hat und der folglich keine Heimat ist. Wo der Mensch seinen angestammten<br />

Ort verliert, wird er im wahrsten Sinne des Wortes „bodenlos“. Nicht umsonst gilt in<br />

der deutschen Sprache der „Heimatlose“ als „unheimlich“. Der nomadische Satz „Ubi<br />

bene, ibi patria“ (Wo es mir gutgeht, ist mein Vaterland) ist der Tod jeder sozialen<br />

Gemeinschaftsordnung.<br />

Marxismus und Liberalismus<br />

Entsprechend dem Liberalismus stellt auch der Marxismus nicht Volk und Vaterland<br />

in den Mittelpunkt, sondern Arbeiterklasse und Menschheit. Der Hauptfeind ist<br />

nicht das bewegliche überstaatliche Finanzkapital, sondern das nationale Produktivkapital,<br />

das somit zugleich Opfer des Liberalkapitalismus als auch des Marxismus ist.<br />

Als wichtigste Ausbeutungsform sieht MARX nicht die Zinsknechtschaft der Völker<br />

durch das internationale Finanzkapital und das Zwischenhändlertum, sondern die<br />

Lohnsklaverei der Industriearbeiterschaft, womit unweigerlich eine Volksspaltung<br />

eingeleitet bzw. ein Trennungspotential geschaffen wurde. MARX zeigt, daß das<br />

Anwachsen der Produktivkräfte und der sich immer mehr verschärfende industrielle

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