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Handbuch-zur-Befreiung

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98 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

polnische Regierung hat nicht nur meine Vorschläge <strong>zur</strong>ückgewiesen, sondern sie<br />

hat auch die deutschen Minderheiten, unsere Volksgenossen, auf das Schlimmste<br />

mißhandelt. Außerdem hat sie Mobilmachungsmaßnahmen getroffen.<br />

Ich habe anfänglich der deutschen Presse vorgeschrieben, nichts über die von den<br />

Deutsch-Polen erduldeten Mißhandlungen zu veröffentlichen. Gegenwärtig ist die<br />

Lage jedoch untragbar. Wissen Sie, daß Fälle von Entmannung vorgekommen<br />

sind? Daß sich in unseren Aufnahmelagern über 70.000 Flüchtlinge befinden?<br />

Sieben Deutsche wurden gestern wieder von der polnischen Polizei in Bielitz getötet,<br />

und in Lodz wurden dreißig deutsche Reservisten mit Maschinengewehren<br />

niedergemacht. Unsere Flugzeuge können nicht mehr von Deutschland nach Ostpreußen<br />

fliegen, ohne unter Kanonenfeuer genommen zu werden. Ihre Route wurde<br />

abgeändert, aber jetzt werden sie auch über dem Meer angegriffen. ... Es ist<br />

einer Großmacht, die diesen Namen nicht zu Unrecht trägt, unwürdig, derartige<br />

Beleidigungen stillschweigend zu ertragen. Frankreich würde so etwas ebensowenig<br />

dulden. Diese Dinge haben lange genug gedauert, und auf neue Herausforderungen<br />

werde ich mit Gewalt antworten. Ich lege Wert darauf, es nochmals auszusprechen:<br />

Ich wünsche, einen Konflikt mit Ihrem Lande zu vermeiden! Ich werde<br />

Frankreich nicht angreifen, aber, wenn es in den Konflikt eingreift, so werde ich<br />

bis zum Ende gehen. Ich habe, wie Sie wissen, mit Moskau eine Vereinbarung getroffen,<br />

die nicht theoretisch, sondern positiv ist, möchte ich sagen. Ich glaube, ich<br />

werde siegen, Sie glauben, Sie werden siegen. Eines aber ist gewiß: vor allem<br />

wird deutsches und französisches Blut, das Blut zweier gleich tapferer Völker fließen.<br />

Ich wiederhole nochmals, es bedrückt mich sehr, annehmen zu müssen, daß<br />

wir soweit kommen könnten. Sagen Sie das, bitte, Herrn Daladier von mir!“ 237<br />

HITLER stand auf, da er das Gespräch für beendet betrachtete. COULONDRE konnte<br />

daher nur noch eine kurze Erklärung abgeben:<br />

„Jetzt, da jedes Mißverständnis behoben ist, lege ich Wert darauf, Ihnen mein Ehrenwort<br />

als Soldat zu geben, daß Frankreich Polen, falls es angegriffen würde,<br />

mit seinen Streitkräften <strong>zur</strong> Seite stehen wird. Ich kann Ihnen aber gleichfalls mein<br />

Ehrenwort geben, daß die Regierung der französischen Republik bis zum letzten<br />

Augenblick alles tun wird, was in ihrer Macht steht, um den Frieden zu bewahren.<br />

Sie wird es der polnischen Regierung an Mahnungen <strong>zur</strong> Vorsicht nicht fehlen las-<br />

sen!“ 238<br />

HITLER erwiderte, daß er dies glaube, und er fügte hinzu, er glaube auch, daß<br />

Oberst BECK gemäßigt sei, aber die Lage nicht mehr unter Kontrolle habe. Als<br />

COULONDRE daraufhin an die Schrecken eines Krieges erinnerte, stellte HITLER die<br />

Frage, warum Frankreich Polen einen Blankoscheck gegeben habe. Der Botschafter<br />

verwies auf die Besetzung Prags, die Frankreich veranlaßt habe, seine Bündnisse zu<br />

festigen; es sei aber der heißeste Wunsch der französischen Regierung, den Frieden zu<br />

bewahren, und sie werde Warschau weiterhin <strong>zur</strong> Mäßigung anhalten. Zuletzt bat<br />

237 Gelbbuch der Französischen Regierung: Diplomatische Urkunden 1938-1939 – Dokumente und<br />

Urkunden zum Kriegsausbruch, September 1939, Verlag Birkhäuser, Basel 1940, Dok.No. 242<br />

238 Ebda.

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