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Handbuch-zur-Befreiung

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JUDAISMUS UND ZIONISMUS 737<br />

Sühnetour“ schon hinter sich gebracht. Diese besteht u.a. aus Landwirtschaftsarbeiten<br />

in den Kibbuzim der Zionisten, sozialen Diensten für geisteskranke, körperlich<br />

behinderte oder sonst pflege- und zuwendungsbedürftige Juden, Instandsetzungsarbeiten<br />

bzw. Unkrautjäten in Holocaust-Gedenkstätten sowie „Holocaust- Erinnerungsarbeiten“,<br />

zu welchen die „Sühnezeichler“ bei ihren Israel-Aufenthalten vor allem von<br />

der Alfred Wiener Collection, dem Beit-Wolyn-Zentrum für Shoah-Forschung, dem<br />

Leo-Baeck-Institut und der Zentralgedenkstätte Jad Vashem angehalten werden. Seit<br />

1970 ist der Dienst für ASF in der Bundesrepublik Deutschland als Wehrersatzdienst<br />

anerkannt.<br />

Im Lebenslauf vielleicht noch keine Voraussetzung, aber mit Sicherheit der Karriere<br />

äußerst förderlich, drängen schon längst Deutsche, welche den mit massiver<br />

volkspädagogischer „Charakterwäsche“ verbundenen Frondienst absolviert haben, in<br />

Führungsetagen der Politik vor. Beispielsweise diente die Bundesministerin für<br />

Bildung und Forschung Edelgard BULMAHN (Jahrgang 1951) nach ihrem Abitur ein<br />

Jahr lang im israelischen Kibbuz Bror Chail. Als Kabinettsmitglied in Berlin (SPD)<br />

verwendet sich BULMAHN mit großer Energie für die Förderung israelischer Universitäten<br />

und anderer jüdischer Forschungsstätten. Über eine Festveranstaltung „25 Jahre<br />

deutschisraelische Wissenschaftsbeziehungen“ in Berlin konnte man in den „Israel<br />

Nachrichten“ vom 23. März 2000 lesen: „Der israelische Wissenschaftsminister<br />

Matan Wilnai betonte, daß Deutschland in den vergangenen 25 Jahren zum zweitwichtigsten<br />

Kooperationspartner Israels in der Forschung geworden sei – nach den<br />

USA. Ministerin Bulmahn sagte, Deutschland habe mehr als 500 Forschungsvorhaben<br />

gefördert ... Beide Seiten versicherten, daß die Zusammenarbeit künftig noch<br />

ausgebaut werden soll.“ 1352<br />

Schöpfer der „Aktion Sühnezeichen“ war der evangelische Theologe Lothar<br />

KREYSSIG (1898-1986). In dem ASF-Gründungsaufruf von 1958 hieß es, daß „wir<br />

Deutschen mehr als andere unmeßbares Leiden der Menschen verschuldet und in<br />

frevlerischem Aufstand gegen Gott Millionen von Juden umgebracht haben“. Über<br />

die deutsche Teilung äußerte der Chefsühner: „Es ist gut, daß eine politische Katastrophe<br />

diesen Ereignissen folgte. Auf solche Weise müssen die Deutschen doch<br />

begreifen, wie schwer die Sünde des Nationalsozialismus wiegt.“ 1353 Wie es mit der<br />

Moral des langjährigen ASF-Spitzenfunktionärs und KREYSSIGS Nachfolger Klaus<br />

GEYER bestellt ist, brachte das Lexikon „Prominente ohne Maske“ ans Tageslicht:<br />

„Als Vorstandsvorsitzender der ‚Aktion Sühnezeichen’ bis 1993, eines mit erheblichen<br />

Mitteln der evangelischen Kirche und sonstigen Steuergeldern finanzierten<br />

Vereins, der Abertausende junge Deutsche <strong>zur</strong> unentlohnten ‚Sühnearbeit für Hitlerverbrechen’<br />

beispielsweise in israelische Kibbutze geschickt hat, als Mitherausgeber<br />

der Zeitschrift ‚Junge Kirche’ und via Predigten von der Kanzel hat der<br />

Pfarrer (gebürtiger Berliner, Jahrgang 1941) unaufhörlich deutsche Schuld und<br />

Scham wegen Krieg und Auschwitz propagiert. Keine Anklage gegen das eigene<br />

Volk war ihm scharf genug, als daß er sie nicht noch verschärft hätte. 1998 war er<br />

selbst Angeklagter: Die Schwurgerichtskammer beim Landgericht Braunschweig<br />

1352 Zit. n. D. Korn, a.a.O. S. 186<br />

1353 Ebda. S. 187

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