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Handbuch-zur-Befreiung

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202 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Daß die Hungerkatastrophe in den Nachkriegsjahren tatsächlich vorsätzlich herbeigeführt<br />

wurde, kann beispielhaft an der durch die Militärregierungen verhinderten<br />

IRK-Hilfe belegt werden. Wie die Hilfsleistungen sabotiert wurden, berichtet US-<br />

Historiker de ZAYAS:<br />

„Die Besatzungsbehörden in allen vier Zonen schlugen mehrmals die dringenden<br />

Bitten des Internationalen Rotes Kreuzes zugunsten der hungernden deutschen<br />

Bevölkerung ab und verzögerten die Lieferung von Nahrungsmitteln und Medizin<br />

um viele Monate. Als erste gestattete die britische Zone im Oktober 1945 dem Roten<br />

Kreuz, Hilfslieferungen zu schicken, dann folgten die Franzosen im Dezember<br />

des Jahres. Doch die amerikanische und die sowjetische Zone wiesen im sehr<br />

strengen Winter 1945/46 alle Spenden <strong>zur</strong>ück. ... Zehntausende von Deutschen<br />

waren inzwischen verhungert, und viele mußten noch sterben, ehe die Spendenvorräte<br />

des Internationalen Roten Kreuzes sie erreichen konnten.“ 376<br />

Auch 1946 wurde die Hungerpolitik fortgesetzt. Am 26. März 1946 berichtete die<br />

Londoner „Times“ über die Hungerrationen:<br />

„Für die Einwohner der französischen Zone in Deutschland ist der Kaloriengehalt<br />

in der Normalration um 220 Kalorien beschnitten worden, so daß derselbe heute<br />

nurmehr 915 Kalorien beträgt. Es ist dies die kleinste <strong>zur</strong> Verteilung gelangende<br />

Ration in allen vier Zonen.“ 377<br />

Und am 10. April 1946 berichtete die „Hamburger Freie Presse“ über den Hungerterror<br />

gegen Deutschland:<br />

„Der frühere amerikanische Präsident Hoover hat dieser Tage auf der Welternährungskonferenz<br />

in London darauf aufmerksam gemacht, daß der Mensch <strong>zur</strong> Aufrechterhaltung<br />

seiner Lebens- und Arbeitskraft ein tägliches Minimum von 2.300<br />

Kalorien brauche. In der britischen Besatzungszone ist der Kaloriengehalt der<br />

täglichen Normalration 1.040 Kalorien. In der amerikanischen Zone beträgt er<br />

1.275 Kalorien, in der französischen Zone sind dem Jugendlichen von 10 bis 18<br />

Jahren und dem Normalverbraucher täglich 927 Kalorien, dem Schwerarbeiter<br />

1.144 Kalorien zugeteilt. Für die russisch besetzte Zone liegen keine Einzelangaben<br />

vor; es ist aber ohne weiteres anzunehmen, daß die Durchschnitts-<br />

Kalorienzahl dort nicht größer ist als in den westlichen Reichsgebieten. Das heißt<br />

also: das deutsche Volk erhält heute in der britisch und in der französisch besetzten<br />

Zone weniger als die Hälfte, in der amerikanisch besetzten Zone nur etwas<br />

mehr als die Hälfte der nach den Feststellungen Hoovers zum Leben notwendigen<br />

Kalorienmenge.<br />

Auch wenn in Rechnung gestellt wird, daß sich für weite Kreise, vor allem auf dem<br />

Lande, zusätzliche Versorgungsmöglichkeiten bieten, so ist die Folge solcher<br />

Hungerrationen: ein allmählicher, aber immer schneller sich fortsetzender Verfall<br />

der physischen Leistungs- und der seelischen Widerstandskräfte der Nation. Dieser<br />

Verfall wird und muß vor allem die Schichten ergreifen, von denen der wirt-<br />

376 De Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen, München 1977, S. 148 f. zit. n.<br />

E. Kern, a.a.O. S. 407 f.<br />

377 E. Kern, a.a.O. S. 407

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