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Handbuch-zur-Befreiung

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278 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Bekämpfung des Faschismus ist nach REICHS Auffassung dabei nur über die Zerstörung<br />

der „zentralen reaktionären Keimzelle“, die Familie, und die Lösung der Beziehung<br />

des kleinen Kindes <strong>zur</strong> Mutter möglich. Die Zerstörung der natürlichen Familienordnung<br />

und der gewachsenen Gemeinschaften wird hier tatsächlich und allen<br />

Ernstes mit der Bekämpfung von Faschismus gerechtfertigt und pseudowissenschaftlich<br />

mit der Forderung, daß durch „sex-ökonomische Massen-Hygiene“ auf Basis<br />

einer neuen „sex-ökonomischen Moral“ ein allgemeines Klima der Bejahung sexueller<br />

Freiheit geschaffen werden muß, untermauert.<br />

Die Forderungen REICHS nach freiem sexuellem Ausleben wurden dann mit den<br />

Bestrebungen der Frankfurter Schule, besonders denen MARCUSES und HABERMAS’,<br />

nach „Emanzipation“ von allen „konventionellen Zwängen“ verbunden, die somit den<br />

Anspruch, wirksamstes Mittel <strong>zur</strong> Vorbeugung gegen den Faschismus und <strong>zur</strong> Verhinderung<br />

totalitärer Herrschaft zu sein, scheinwissenschaftlich begründet wurden.<br />

Endlich schien die Wurzel allen Übels in der Welt und zugleich die Methode zu<br />

seiner Verhinderung in der Zukunft erkannt worden zu sein: Abbau aller bisher in den<br />

Kulturnationen seit Jahrhunderten geübten Sittlichkeit zwischen den Geschlechtern<br />

und Auflösung der Familie. Enthaltsamkeit vor der Ehe sowie Triebsublimierung<br />

durch Askese – früher als Voraussetzungen zu hohen kulturellen Leistungen betrachtet<br />

– wurden nun als rückständig und faschistoid gebrandmarkt. Andere sicher zutreffende<br />

Erkenntnisse aus FREUDS Lehre: „die Abwesenheit von Schamgefühl ist ein<br />

sicheres Kennzeichen von Schwachsinn“ und „Kinder, die sexuell stimuliert werden,<br />

sind nicht mehr erziehungsfähig, die Zerstörung der Scham bewirkt eine Enthemmung<br />

auf allen anderen Gebieten, eine Brutalität und Mißachtung der Persönlichkeit des<br />

Mitmenschen.“ 521 , wurden nur auf Professorenebene diskutiert, aber der breiten<br />

Öffentlichkeit vorenthalten.<br />

Durch die Sexualisierung wurde zugleich der Gegensatz der Heranwachsenden <strong>zur</strong><br />

Generation der Eltern mit deren althergebrachten Sittenvorstellungen vergrößert und<br />

die Familien(bindung) nachhaltig geschwächt. So verstärkte sie den von der Frankfurter<br />

Konflikttheorie unternommenen Angriff auf die Familie zusätzlich, indem sie die<br />

erhaltende Moral und Ethik zerstörte und die bisherigen Sittengesetze als veraltet und<br />

demokratiefeindlich anprangerte. „Man schläft nicht mehr ohne Puppe!“ und „Wer<br />

einmal mit derselben pennt, gehört zum Establishment!“, verkündeten Plakate von<br />

den Wänden der Hochschulen; geschlechtlich gemischte Kommunen wurden üblich,<br />

und häufiger Partnerwechsel galt als Zeichen fortschrittlicher und demokratischer<br />

Gesinnung. Die Forderung nach freiem Bezug der Anti-Baby-Pille nahm daher in den<br />

sechziger Jahren bei den Studentenprotesten auch einen hohen Rang ein, und die nach<br />

Legalisierung der Abtreibung schloß sich bald an. Die Verbindung von Klassenkampf,<br />

Leistungsverweigerung und ungehemmter Sexualität wurde so zu einem<br />

Kennzeichen des Studentenaufstandes der späten sechziger Jahre.<br />

Die Enthemmung begünstigte auch bis dahin als abartig oder krank angesehene<br />

Gruppen, deren Tun als gemeinschaftsschädlich noch unter Strafe stand und im<br />

christlichen Abendland – wie auch immer noch in islamischen Ländern – seit Jahrhunderten<br />

nicht offen geduldet wurde. Homosexualität galt bald in linken Kreisen als<br />

521 Joachim Illies: Der Jahrhundertirrtum, Umschau Verlag, Frankfurt/M. 1983, S. 169

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