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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Zur Bundesverfassung von 1848 17<br />

zess alles andere als systematisch ablief, wurde den Kompetenzabgrenzungen zusehends<br />

komplizierter 82 .<br />

Die massgeblichen, von Anfang an und unbestritten dem Bund übertragenen Aufgaben<br />

waren einerseits jene zur Ausgestaltung der eidgenössischen Institutionen, andererseits die<br />

Gebiete der Aussenpolitik 83 (Art. 8 BV 1848) der Schaffung eines Bundesheeres (Art. 19),<br />

Kompetenzen zur Umsetzung eines gemeinsamen Marktes 84 (das Zoll- und Postwesen in<br />

den Art. 23ff.; das Münzregal in Art. 36; die Vereinheitlichung von Massen und Gewicht<br />

in Art. 37), das Pulverregal (Art. 38), die Regelung des Heimatlosenwesens (Art. 56), ein Teil<br />

der Fremdenpolizei (Art. 57) sowie Fragen der Infrastruktur in einem weiten Sinn 85<br />

(Art. 21f.; Art. 35; Art. 59) 86 .<br />

Art. 21 BV 1848 gewann mit dem Aufkommen der Dampfzüge 87 eine besondere Bedeutung:<br />

Die herrschende Lehre subsumierte unter den Begriff der öffentlichen Werke, welche<br />

im Interesse des ganzen Landes standen, insbesondere auch das Eisenbahnwesen 88 .<br />

Die Wahrung der inneren <strong>Sicherheit</strong> gehörte – obwohl ihr in der BV 1848 mehrere<br />

Artikel (Art. 13f. und 16f.) gewidmet waren – nur beschränkt zu den Aufgaben des Bundes<br />

89 .<br />

Der junge Bundesstaat konnte insgesamt als bescheidenes Staatswesen charakterisiert<br />

werden 90 : Mit wenigen Kompetenzen 91 , knappen finanziellen Mitteln 92 und einem minimalen<br />

82 Vgl. dazu die Kritik von MAX IMBODEN, Die Ausscheidung der Rechtssetzungskompetenzen zwischen Bund<br />

und Kantonen, in: Université de Lausanne (Hrsg.), Mélanges Marcel Bridel, Lausanne 1968, S. 253 – 263 (insbesondere<br />

S. 253 – 260).<br />

83 Dazu auch DUBS, Öffentliches Recht Bd. II, S. 188f.<br />

84 Zu den wirtschaftspolitischen Kompetenzen des Bundes vgl. den kurzen Überblick bei PAHUD DE MOR-<br />

TANGES, Rechtsgeschichte, Rz. 281 sowie AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 74f. oder KLEY-STRULLER,<br />

Verfassungsgeschichte der Neuzeit, S. 232. Zur verfassungsmässigen Vereinheitlichung der Zölle als wichtige<br />

Forderung der radikal-liberalen Staatsgründer eingehend KÖLZ, Verfassungsgeschichte Bd. I, S. 591 – 594.<br />

85 Vgl. die Hinweise auf die ersten Bundesgesetzte bei JEAN-FRANÇOIS AUBERT, Die <strong>Schweiz</strong>erische Bundesversammlung<br />

1848 – 1998, Basel 1998, Rz. 115 – 118 sowie Rz. 121, ausserdem JÜRG DÜBLIN-HONEGGER,<br />

Die Anfänge der <strong>Schweiz</strong>erischen Bundesversammlung, Diss. phil. hist. Basel 1978, S. 73.<br />

86 Einen Überblick über die Bundeskompetenzen unter der BV 1848 bietet JOHANN CASPAR BLUNTSCHLI,<br />

Geschichte des schweizerischen Bundesrechtes, Band I, 2. Aufl., Stuttgart 1875, S. 515 – 522 sowie SALADIN,<br />

Bund und Kantone, ZSR 1984 II, S. 431 – 590 (S. 456 und 520).<br />

87 Bau und Betrieb von Eisenbahnen begann in der <strong>Schweiz</strong> 1847 mit einer Bahnverbindung zwischen Baden<br />

und Zürich (Spanisch-Brötli-Bahn).<br />

88 SIMON KAISER, <strong>Schweiz</strong>erisches Staatsrecht, Drittes Buch, St. Gallen 1860, S. 84 – 96. Zu den anfänglichen<br />

Tätigkeiten des Bundes im Eisenbahnwesen eingehend SCHOLLENBERGER, Geschichte der schweizerischen<br />

Politik Bd. II, S. 343 – 350.<br />

89 Siehe sogleich, S. 21ff.<br />

90 Vgl. auch PAHUD DE MORTANGES, Rechtsgeschichte, Rz. 276.<br />

91 BLUNTSCHLI, Geschichte Bd. I, S. 514, stellte eine umgekehrte Bedeutung zwischen der Bundesverfassung<br />

selber und den darin dem Bund zugestandenen Kompetenzen fest: „Das Missverhältnis zwischen der Grossartigkeit<br />

des Organismus und der engen Begrenzung der Bundeskompetenzen im Einzelnen ist augenfällig: und nicht mit Unrecht lässt<br />

sich der Verfassung vorwerfen, dass sie einem grossen und kostbaren Pallaste gleiche, in welchem wenig Räume wirklich benutzt<br />

werden (…).“ Aus jüngerer Zeit SALADIN, Bund und Kantone, ZSR 1984 II, S. 431 – 590 (S. 519 – 522).<br />

92 Die Bundesrechnung des Jahres 1850 wies Einnahmen und Ausgaben von je rund 6,8 Millionen Franken aus<br />

– davon entfielen 36'000 Franken auf die Löhne des Bundesrates und 86'000 Franken auf das Taggeld der<br />

Bundesparlamentarier; vgl. dazu AUBERT, Bundesversammlung, Rz. 119 sowie DUBS, Öffentliches Recht<br />

Bd. II, S. 65. Nach heutigen Preisen lägen die Werte etwa bei 95 Millionen Franken (Einnahmen und Ausgaben),<br />

respektive 560'000 Franken (Löhne des gesamten Bundesrats).

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