02.11.2013 Aufrufe

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

258 Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg (1920 – 1950)<br />

2. Innen- und aussenpolitische Spannungen (1930er Jahre)<br />

Die 1930er Jahre standen in der <strong>Schweiz</strong> (wie im restlichen Europa) ganz im Zeichen<br />

des politischen Extremismus 1791 . Ein bis heute nicht vergessener Vorbote der „schweren<br />

Zeit“ bildete der Ordnungsdiensteinsatz einer Rekrutenschule 1932 in Genf, bei welchem<br />

ein Dutzend Menschen ihr Leben lassen mussten. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

in Deutschland seit dem Frühjahr 1933 führte vor allem in der Ostschweiz<br />

zum sog. „Frontenfrühling“, dem vorübergehenden Aufstreben faschistischer<br />

und nationalistischer Bewegungen. Gleichzeitig band die NSDAP die in der <strong>Schweiz</strong><br />

lebenden Deutschen immer stärker an sich. Unter dem Einfluss der „III. Internationalen“<br />

und der verhängnisvollen Verwirklichung des Kommunismus nach stalinistischer<br />

Prägung in der Sowjetunion radikalisierten sich auch die <strong>Schweiz</strong>er Kommunisten.<br />

Der Bundesrat erkannte eine Gefährdung sowohl durch eine mögliche Unterwanderung<br />

des Staates und politisch einflussreicher Gruppierungen, durch die Zunahme ausländischen<br />

Einflusses auf die <strong>Schweiz</strong>er Politik als auch durch eine Zunahme gewaltsamer<br />

politischer Auseinandersetzungen. Er verschärfte daher den Staatsschutz: Zuerst mit<br />

einem neuen Vorstoss auf Gesetzesstufe; das „Ordnungsgesetz“ scheiterte aber (wie ein<br />

Jahrzehnt zuvor das „Umsturzgesetz“) in einer Volksabstimmung. Trotzdem wurden<br />

Teile des Entwurfs nacheinander auf dem Verordnungswege eingeführt oder bestehende<br />

Erlasse entsprechend verschärft; – anfänglich in der Form dringlicher Bundesbeschlüsse,<br />

später als Bundesratsbeschlüsse. Dabei standen jeweils Einschränkungen der Kommunikationsgrundrechte<br />

im Vordergrund.<br />

Die Entführung des Berthold Jacob durch die deutsche Geheimpolizei 1935 ermöglichte<br />

einen breit abgestützten politischen Konsens über den Erlass dringlicher Massnahmen<br />

zum Schutz des Landes. Die „Affäre Jacob-Wesemann“ bildete damit den äusseren Anlass<br />

zum Ausbau der Bundesanwaltschaft und zum Erlass des „Spitzelgesetzes“.<br />

Mit der Etablierung nationalsozialistischer und faschistischer Diktaturen in Westeuropa<br />

revidierten die <strong>Schweiz</strong>er Sozialdemokraten ihr Parteiprogramm, bekannten sich zum<br />

bestehenden Staat und gaben ihre Vorbehalte gegenüber Staatsschutz und Armee zu<br />

einem Grossteil auf. Damit erlangte die SPS auch im Bund ihre „Regierungsfähigkeit“.<br />

Für die Staatsschutzbehörden bedeutete dieser Wandel der Mitte der 1930er Jahren<br />

stärksten politischen Partei 1792 eine enorme Vereinfachung in dem Sinn, dass eine Konzentration<br />

auf kommunistische, frontistische und ausländische Aktivitäten erfolgen<br />

konnte.<br />

Eine klare Abgrenzung zwischen innerer und äusserer <strong>Sicherheit</strong> fiel nun noch schwerer<br />

als bereits in früheren Zeiten. Verstärkte Spannungen im Umgang mit dem nationalsozi-<br />

1791 Zu den „antidemokratischen Umtrieben“ zwischen 1930 und 1945 siehe die vier Berichte des Bundesrates<br />

(Beantwortung der Motion Boerlin): BBl. 1946 I, S. 1 – 143 (Teil I, Nationalsozialismus); BBl. 1946 II, S. 171<br />

– 211 (Teil II, Faschismus); BBl. 1946 II, S. 212 – 271 (Teil III, Kommunismus); BBl. 1946 II, S. 1085 – 1187<br />

(Ergänzungen zu den Teilen I – III). Aus der Literatur etwa WALTER WOLF, Faschismus in der <strong>Schweiz</strong>,<br />

Diss. phil. hist. Zürich 1969, passim.<br />

1792 Mit 50 Sitzen hatte die SPS 1935 die FDP als stärkste Fraktion im Nationalrat abgelöst.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!