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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Bewährungsproben von 1874 bis 1914 137<br />

frage an den Bundesrat, ob es ihm überhaupt zustünde, über das Begehren der<br />

Angeklagten zu entscheiden, oder ob stattdessen der Bundesrat kompetent sei,<br />

einen Entscheid darüber zu fällen, ob es sich bei der Schiesserei um ein politisches<br />

Vergehen handle, welches an die eidgenössischen Assisen zu überweisen<br />

wäre 915 .<br />

Der Bundesrat begründete die Zuständigkeit des Bundesgerichts mit Hinweis auf die<br />

Art. 112 und Art. 113 Ziff. 3 BV (1874) sowie Art. 59 lit. a OG (1874). Das Bundesgericht<br />

schloss sich dieser Meinung an, erklärte den Rekurs aber für unbegründet 916 . Im<br />

Fall „Mola e consorti“ verneinte es das Vorliegen von einer bewaffneten eidgenössischen<br />

Intervention:<br />

„Le truppe che furono in servizio sono state levate di moto proprio dal Governo cantonale, poste e mantenute<br />

sotto comando cantonale e retribuite parimenti con soldo cantonale.<br />

Chi le ha licenziate fu, di nuovo, il Consiglia di Stato del Cantone Ticino.<br />

Il Consiglio federale si è limitato ad ordinar di picchetto un reggimento turgoviese d’infanteria, e il Commissario<br />

federale non si è trovato per buona sorte nella necessità di far uso della impartitagli facoltà de disporre,<br />

al caso, delle truppe cantonali.<br />

La ordinazione de picchetto è un atto preparatorio all’intervento federale, ma non già l’intervento i stesso.<br />

(…)“ 917<br />

Gegen diese enge Auslegung der politischen Delikte nach Art. 45 – 50 BStR wiederum<br />

richtete einer der Angeklagten einen „Rekurs“ (in der Form einer Petition) an die Bundesversammlung:<br />

Im öffentlichen Interesse sei der Fall den kantonalen Gerichten zu<br />

entziehen und doch noch den Bundesassisen zu überweisen 918 . Die Bundesversammlung<br />

wies das Begehren mangels eigener Kompetenz zu Recht ab 919 .<br />

3.2.3.2. Gescheiterte Revision des Bundesstrafrechts (Stabio-Artikel)<br />

Die Vorfälle rund um den Stabio-Prozess boten Anlass für eine Revision des Bundesstrafrechts.<br />

Künftig sollten im Sinne der Gewährleistung einer unparteiischen Rechtsprechung<br />

auch solche Verbrechen und Vergehen durch die Bundesassisen beurteilt<br />

werden, welche gerade nicht zu einer bewaffneten eidgenössischen Intervention führen<br />

920 . Insoweit ging es um eine Ausweitung des Begriffs der politischen Delikte zwecks<br />

Begründung einer Zuständigkeit der Bundesassisen 921 .<br />

915 Vgl. zum Ganzen den Bericht des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend seine Geschäftsführung<br />

im Jahre 1879, BBl. 1880 II, S. 581 – 653 (S. 647f.).<br />

916 BGE 5, 487 (Mola e consorti; italienisch), BGE 5, 457 (Mola und Consorten; deutsch); Bericht des Bundesrathes<br />

an die hohe Bundesversammlung, betreffend seine Geschäftsführung im Jahre 1879, VII. Geschäftskreis<br />

des Justiz- und Polizeidepartements, BBl. 1880 II, S. 581 – 653 (S. 648). Aus der Literatur PFENNINGER,<br />

Strafrecht, S. 356 oder NÄGELI, Entwicklung der Bundesrechtspflege, S. 79.<br />

917 BGE 5, 487 (S. 515f.; Mola e consorti), Hervorhebungen durch das BGer, im Original kursiv (der Entscheid<br />

ist m.E. in der italienischen Version prägnanter formuliert).<br />

918 Bericht des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend seine Geschäftsführung im Jahre<br />

1879, BBl. 1880 II, S. 581 – 653 (S. 647f.).<br />

919 Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung, BBl. 1879 III, S. 1256 – 1259 (S. 1257ff.).<br />

920 Vgl. SCHOLLENBERGER, Kommentar BV, S. 209f.<br />

921 Bericht des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend seine Geschäftsführung im Jahre<br />

1880, BBl. 1881 II, S. 647 – 723 (S. 650). Aus der Literatur etwa NÄEGLI, Entwicklung der Bundesrechtspfle-

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