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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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182 Von der Verfassungsrevision bis zum Ersten Weltkrieg (1874 – 1920)<br />

3.5.2. Der Zürcher Aussersihl-Krawall<br />

3.5.2.1. Ursache<br />

In der – auch durch Eingemeindungen – hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl stark gewachsenen<br />

Stadt Zürich 1283 hielten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Gastarbeiter<br />

aus Italien auf. Im Stadtkreis III (sog. Aussersihlquartier) hatte sich die Zahl der<br />

Italiener innert kurzer Zeit mehr als verdoppelt; es entstanden – nicht zuletzt auf Grund<br />

von sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten – Gaststätten und Unterkünfte, welche<br />

nur von Italienern besucht wurden 1284 .<br />

Die heimische Bevölkerung stand den neuen Einwohnern skeptisch gegenüber. Die<br />

Italiener wurden landläufig als laut, gewaltbereit und Gefahr für die Frauen betrachtet.<br />

Hinzu trat die materielle Bescheidenheit der Italiener, welche ihre Bedürfnisse (und<br />

damit Ausgaben) primär bei ihren Landsleuten deckten und einen Grossteil ihrer Löhne<br />

in ihr Heimatland schickten. Schliesslich grassierten auch Gerüchte, die Saisoniers entzögen<br />

sich der Steuerpflicht 1285 .<br />

Mitten in der angespannten Atmosphäre kam ein elsässischer Scherenschleifer nach<br />

einem Raufhandel mit Italienern zu Tode. Wegen einer – zu Recht – milden Bestrafung<br />

des Täters enervierte sich die Bevölkerung dermassen, dass es am Abend des 26. Juli<br />

1896 zu spontanen Volksversammlungen und zahlreichen Übergriffen auf Lokalitäten<br />

der südländischen Gastarbeiter kam 1286 .<br />

3.5.2.2. Verlauf<br />

Stadt- und Kantonspolizei schätzten die Situation völlig falsch ein; auch die politischen<br />

Behörden erkannten den Ernst der Situation nicht rechtzeitig. Tatsächlich stand die<br />

Polizei dem Treiben der Masse machtlos gegenüber 1287 . Als die Versammlungen am<br />

folgenden Tag fortgesetzt wurden, noch immer zahlreiche Verletzte gezählt werden<br />

mussten und sich die Zürcher Polizei wegen einer ungenügenden Zahl zur Verfügung<br />

stehender Beamter ausser Stande sah, Verhaftungen vorzunehmen oder die Menge zu<br />

zerstreuen, rief die Kantonsregierung die in der Stadt kasernierte Infanterierekrutenschule<br />

zu Hilfe.<br />

Die späteren Untersuchungen der Bezirksanwaltschaft registrierten während des ganzen<br />

Krawalls erstaunlicherweise bloss 28 Körperverletzungen (davon 9 gegen Polizei oder Militär)<br />

und eine Reihe von Diebstählen sowie Sachbeschädigungen. Schlussendlich wurden<br />

19 Anklagen gegen 40 Personen erhoben 1288 .<br />

Mit dem Einsatz eines Bataillons Rekruten konnte die Situation nach zwei Tagen berei-<br />

1283 Von 320'000 Einwohnern 1880 auf 420'000 im Jahre 1896; OTTO LANG, Der Italienerkrawall in Zürich, ZStR<br />

1898, S. 131 – 158 (S. 146).<br />

1284 LANG, Italienerkrawall, ZStR 1898, S. 131 – 158 (S. 134).<br />

1285 LANG, Italienerkrawall, ZStR 1898, S. 131 – 158 (S. 135).<br />

1286 Zum Ganzen LANG, Italienerkrawall, ZStR 1898, S. 131 – 158 (S. 133f.). Otto Lang – zu dieser Zeit Bezirksrichter<br />

im Kanton Zürich – hielt fest, dass weder eine Vorbereitung noch ein planmässiges Vorgehen durch<br />

die tumultöse Menschenmasse festzustellen gewesen war.<br />

1287 LANG, Italienerkrawall, ZStR 1898, S. 131 – 158 (S. 132).<br />

1288 LANG, Italienerkrawall, ZStR 1898, S. 131 – 158 (S. 138).

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