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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Erster Weltkrieg und Landesstreik (1914 – 1920) 215<br />

4.6. Der Landesstreik von 1918<br />

Obwohl er schon rund 90 Jahre zurückliegt, zeitigt der Landesstreik von 1918 1508 bis in<br />

die Gegenwart Wirkung: Verfassungsrechtlich, weil das Proporzwahlrecht für den Nationalrat<br />

als eine direkte Folge des Landesstreiks eingeführt wurde; politisch, weil der Gegensatz<br />

zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus auf der einen, den bürgerlichen Parteien<br />

und den Bauernführern auf der anderen Seite sich im Winter 1918 letztmals derart scharf<br />

in dieser Konstellation manifestierte; wirtschaftlich, weil es galt, eine schwere ökonomische<br />

Krise zu meistern und schliesslich militärisch, weil der Einsatz zur Wahrung der inneren<br />

Ordnung das bis dahin grösste je aufgebotene Kontingent an Truppen band.<br />

Wäre es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen militanten Jungburschen und<br />

Bürgerwehren gekommen, hätte die <strong>Schweiz</strong> wohl einen Bürgerkrieg erlebt.<br />

4.6.1. Vorboten<br />

4.6.1.1. Soziale Spannungen und russische Oktoberrevolution<br />

Mit dem Fortgang des Weltkriegs verschärften sich auf dem ganzen europäischen Kontinent<br />

soziale Spannungen. Sozialdemokratie und Gewerkschaften erfuhren einen starken<br />

Mitgliederanstieg und radikalisierten sich 1509 .<br />

An den Konferenzen in den Berner Dörfern Zimmerwald (September 1915) und Kienthal<br />

(April 1916) versuchten sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Vertreter<br />

aus verschiedenen europäischen Ländern, sich auf ein gemeinsames politisches Programm<br />

zu einigen. Beide Konferenzen brachten zwar Spannungen zwischen den Vertretern der<br />

verschiedenen Gruppierungen (gemässigte Vertreter auf der einen, Lenin und seine Anhänger<br />

auf der anderen Seite) zum Ausdruck, doch bestand zumindest nach aussen hin<br />

Einigkeit über die Notwendigkeit der Überwindung des Krieges und einer Intensivierung<br />

des revolutionären „Klassenkampfs“ 1510 .<br />

Im zaristischen Russland setzten die sozialen Nöte der Bevölkerung besonders zu. Die<br />

Spannungen entluden sich zuerst in der Februarrevolution 1511 von 1917 (Absetzung des<br />

1508 Die Aufarbeitung des Landesstreiks hat in der geschichtswissenschaftlichen Literatur zu unterschiedlichen<br />

Erkenntnissen geführt: RUCHTI, Geschichte 1914 – 1918, berücksichtigte als Grundlagen vor allem die<br />

Schreiben des Bundesrates und General Willes sowie Unterlagen, welche im Zusammenhang mit dem Landesstreikprozess<br />

verfasst worden waren. Dagegen verarbeitete GAUTSCHI, Landesstreik, vor allem interne<br />

Dokumente der verschiedenen Streikgruppierungen und involvierten Akteure. Mit dem Zugang zu ursprünglich<br />

verschlossenen (auch kantonalen) Archiven hat sich die Quellenlage für die Geschichtswissenschaft verbessert.<br />

Vgl. DANIEL M. FREY, Vor der Revolution? Der Ordnungsdienst-Einsatz der Armee während des<br />

Landesstreiks in Zürich, Diss. phil. hist. Zürich 1998, S. 17.<br />

1509 Vgl. UELI WILD, Zürich 1918. Ordnungsdiensteinsätze der <strong>Schweiz</strong>er Armee im Frühjahr und im Sommer<br />

1918 in Zürich, Diss. phil. hist. Zürich 1985, S. 14.<br />

1510 Zu den beiden Konferenzen JULES HUMBERT-DROZ, Der Krieg und die Internationale. Die Konferenz von<br />

Zimmerwald und Kienthal, Wien/Köln/Stuttgart/Zürich 1964, S. 81 – 220.<br />

Die verschiedenen Manifeste, Resolutionsentwürfe und Erklärungen der Konferenzen von Zimmerwald und<br />

Kienthal sind abgedruckt bei KURZ, Dokumente, S. 185 – 194 oder GAUTSCHI, Dokumente zum Landesstreik<br />

1918, 2. Aufl., Zürich 1988, S. 32ff. (Manifest von Zimmerwald) und 35ff. (Manifest von Kienthal).<br />

1511 Zur russischen Februarrevolution etwa MANFRED HILDERMEIER, Russische Revolution, Frankfurt a.M.<br />

2004, S. 11 – 16.

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