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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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44 Gewährleistung der inneren <strong>Sicherheit</strong> im jungen Bundesstaat (1848 bis 1874)<br />

Bund für die Kosten aufzukommen hatte 248 .<br />

Kurzum, bei der Kostenfrage zeichnet sich die BV 1848 durch Klarheit und Konsequenz<br />

aus: Weil primär die Kantone für die Aufrechterhaltung der inneren <strong>Sicherheit</strong><br />

verantwortlich waren 249 , hatten sie im Falle des Versagens – und ein Versagen begründete<br />

eine Schuld – die entstehenden Kosten zu übernehmen. Inkonsequent verhielt sich<br />

das Parlament, wenn es das System von Regel und Ausnahme umkehrte 250 .<br />

2.1.6.8. Abgrenzung zur Bundesexekution<br />

Die eidgenössische Intervention nach Art. 16 BV 1848 war grundsätzlich zu trennen von<br />

der Bundesexekution. Art. 74 Ziff. 8 BV 251 schuf mit der Zuständigkeit des Parlaments<br />

zur „Massregelung“ der Kantone implizit eine Kompetenz des Bundes zur Bundesexekution<br />

252 . Dabei handelte es sich um Fälle von Zwangsmassnahmen des Bundes gegen die<br />

Kantone zur Durchsetzung von Bundesrecht 253 . Die Bundesexekution richtete sich<br />

direkt gegen einen „renitenten“ 254 oder „lässigen“ 255 Kanton, respektive dessen Behörden<br />

256 . Im Unterschied zur Bundesintervention handelte der Bund bei der Exekution<br />

innerhalb seines eigenen Kompetenzbereiches 257 . Die Bundesexekution konnte (wie die<br />

Intervention) mit der Entsendung eines eidgenössischen Kommissärs (oder Delegierten),<br />

im äussersten Fall durch die Entsendung von Truppen erfolgen 258 .<br />

Insbesondere zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe oder der verfassungsmässigen<br />

248 So auch BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 133f.<br />

249 FLEINER/GIACOMETTI, Bundesstaatsrecht, S. 155.<br />

250 Kritisch auch DUBS, Öffentliches Recht Bd. II, S. 174f.; ähnlich BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 134,<br />

wobei er die Praxis des Bundesparlaments zwar für „nicht verfassungsmässig“, die Regelung der Verfassung aber<br />

für „nicht sachgemäss“ hielt; BLUMER/MOREL, Bundesstaatsrecht Bd. I, S. 284, gingen hingegen von einem freien<br />

Ermessen des Parlaments aus.<br />

251 Art. 74 Ziff. 8 BV 1848: Die Gegenstände, welche in den Geschäftskreis beider Räte fallen, sind insbesondere<br />

folgende: „Massregeln, welche die Handhabung der Bundesverfassung, die Garantie der Kantonalverfassungen, die Erfüllung<br />

der bundesmässigen Verpflichtungen und den Schutz der durch den Bund gewährleisteten Rechte zum Zwecke haben.“<br />

Demgegenüber stellte BRUNNER, Bundesexekution, S. 20 auf die Kompetenzen von Bundesversammlung<br />

und Bundesrat (Art. 85 Ziff. 8 und 102 Ziff. 2 BV 1874) ab.<br />

252 Art. 85 Ziff. 8 und Art. 102 Ziff. 2 BV 1874; BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 684 – 686; FLEI-<br />

NER/GIACOMETTI, Bundesstaatsrecht, S. 143 – 147; GNEHM, Interventionsrecht, S. 29; ZELLER, Ruhe und<br />

Ordnung, S. 15.<br />

Zu den Organkompetenzen der Bundesversammlung hinten, S. 53ff.<br />

253 BRUNNER, Bundesexekution, S. 15 und 19f.; ALEXANDER RUCH, in: Daniel Thürer/Jean-François Aubert/Jörg<br />

Paul Müller (Hrsg.), Verfassungsrecht der <strong>Schweiz</strong>, Zürich 2001, S. 900; ANDREAS AU-<br />

ER/GIORGIO MALINVERNI/MICHEL HOTTELIER, Droit constitutionnel suisse, Vol. I, L’État, Bern 2006,<br />

Rz. 1082f.; HÄFELIN/HALLER/KELLER, Bundesstaatsrecht, Rz. 1226.<br />

254 BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 685.<br />

255 GNEHM, Interventionsrecht, S. 30.<br />

256 Vgl. auch ZELLER, Ruhe und Ordnung, S. 18, welcher der Bundesexekution eine geringe Bedeutung beimisst,<br />

weil sie in diesem Zusammenhang noch nie vorgenommen worden sei. Dem ist insofern zuzustimmen, als der<br />

Bundesrat nie unter dem Titel der Bundesexekution militärisch in einem Kanton eingegriffen hat.<br />

257 SCHOLLENBERGER, Kommentar BV, S. 202: „(…) bei der Exekution mischt sich die Bundesgewalt nicht ein, sondern<br />

verfügt innerhalb ihres Wirkungskreises; die Intervention dagegen besteht in der Einmischung in den Wirkungskreis (…) der<br />

kantonalen Staatsgewalt“. Vgl. auch etwa BRUNNER, Bundesexekution, S. 34.<br />

258 BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 685; GNEHM, Interventionsrecht, S. 30; vgl. auch die beiden dortigen<br />

Beispiele für die eidgenössische Exekution: Die Auflösung des Sonderbundes (1847) und den „Fall Enderlin“<br />

im Tessin (1884), S. 30 – 33.

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