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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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254 Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg (1920 – 1950)<br />

dung des revidierten BStR vermieden werden sollen 1763 .<br />

Die kantonale Strafverfolgung und Gerichtsbarkeit wäre auf jene Fälle beschränkt worden,<br />

in welchen sich Angriffe ausschliesslich gegen deren Verfassung, Behörden, Beamte<br />

oder deren Wahlen, Abstimmungen und dergleichen oder auf Landfriedensbruch bezogen<br />

hätte 1764 . Im allgemeinen Teil des BStR war – als einzige Milderung – die Möglichkeit<br />

eines bedingten Strafvollzuges vorgesehen (Art. 33 bis ) 1765 .<br />

Das „Aktionskomitee gegen die Lex Häberlin“ 1766 sammelte 149'954 gültige Unterschriften<br />

gegen die Novelle 1767 . Im Abstimmungskampf strichen die Gegner heraus, dass<br />

ihnen das „Maulkratten-“ oder „Zuchthausgesetz“ viel zu weit reiche. Sie befürchteten eine<br />

Gefährdung des Streikrechts und bemängelten, dass Kritik an der Armee nur noch eingeschränkt<br />

zulässig wäre. Dazu gesellte sich von katholisch-konservativer Seite die<br />

Angst, das Gesetz könnte dereinst auch gegen die Katholiken Anwendung finden 1768 .<br />

In der Volksabstimmung vom 24. September 1922 wurde das Umsturzgesetz mit<br />

303'794 zu 376'832 Stimmen verworfen 1769 . Nicht nur sozialdemokratische und kommunistische,<br />

sondern auch bürgerliche, katholisch-konservative und bäuerliche Kreise hatten<br />

gegen die Vorlage votiert 1770 .<br />

Trotz des Scheiterns fanden drei Artikel des „Umsturzgesetzes“ Eingang in das Bundesrecht:<br />

Die Art. 48, 48 bis und 49 wurden im Jahre 1927 in das Militärstrafrecht aufgenommen<br />

(Art. 98, 99 und 107) 1771 . In den 1930er Jahren folgten die neuen Machthaber in<br />

Deutschland in ihrer Novellengesetzgebung dem Entwurf zum Umsturzgesetz 1772 .<br />

1.4. Das neue Sprengstoffgesetz<br />

Zwar kannte das BStR bereits seit einer Ergänzung im Jahre 1894 ein spezielles Sprengstoffdelikt<br />

1773 . Angesichts der aussergewöhnlich hohen Strafminima hielten sich die<br />

Gerichte zurück und legten die Tatbestände nach Möglichkeit äusserst restriktiv aus 1774 .<br />

1763 Botschaft Umsturzgesetz, BBl. 1921 II, 249 – 266 (S. 252f.); FRANZ STÄMPFLI, Novelle, ZStR 1922, S. 97 –<br />

141 (S. 102f.).<br />

1764 Art. 51 Ziff. 3 lit. c Umsturzgesetz, BBl. 1922 I, S. 137 – 142 (S. 141).<br />

1765 Umsturzgesetz, BBl. 1922 I, S. 137 – 142 (S. 141f.).<br />

1766 Unter dem Dach des Referendumskomitees fanden sich Grütlianer, Sozialdemokraten, Kommunisten sowie<br />

der schweizerische Gewerkschaftsbund und der Föderativverband des eidgenössischen Personals; vgl. SO-<br />

LAND, Staatsschutz, S. 124f.<br />

1767 Aus den Verhandlungen des Bundesrates (vom 2. Juni 1922), BBl. 1922 II, S. 576f.<br />

1768 Zum Abstimmungskampf siehe SOLAND, Staatsschutz, S. 124 – 138.<br />

1769 Bundesratsbeschluss betreffend die Erwahrung des Volksabstimmung vom 24. September 1922 über das<br />

Bundesgesetz vom 31. Januar 1922 betreffend die Abänderung des Bundesstrafrechts vom 4. Februar 1853 in<br />

bezug auf Verbrechen gegen die verfassungsmässige Ordnung und die innere <strong>Sicherheit</strong> und in bezug auf die<br />

Einführung des bedingten Strafvollzugs (vom 12. Oktober 1922), BBl. 1922 III, S. 381 – 383.<br />

1770 SOLAND, Staatsschutz, S. 81 und 137.<br />

1771 Militärstrafgesetz (vom 13. Juni 1927), AS 43, S. 359 – 419.<br />

1772 Dazu SCHROEDER, Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht, S. 260.<br />

1773 Dazu vorne, S. 169ff.<br />

1774 Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Entwurf zu einem Bundesgesetz betr. den<br />

verbrecherischen Gebrauch von Sprengstoffen und giftigen Gasen (vom 31. März 1924), BBl. 1924 I, S. 589 –<br />

600 (S. 590ff.), nachfolgend „Botschaft Sprengstoffgesetz 1924“.

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