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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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366 Die Zeit des Kalten Krieges (1950 – 1990)<br />

und Kaiseraugst (AG).<br />

4.1.3.1. Besetzung des Baugeländes in Kaiseraugst<br />

Gegen den Bau eines Kernkraftwerks in Kaiseraugst gärte in der ganzen Nordwestschweiz<br />

Widerstand, welcher bis Mitte der 1970er Jahre starken Rückhalt in der Bevölkerung<br />

erlangte 2486 .<br />

Am 1. April 1975 gelang mehreren hundert Personen die Besetzung des Baugeländes 2487 ;<br />

sie wurden mit Grosskundgebungen vor Ort von bis zu 15'000 Manifestierenden unterstützt<br />

2488 . Die Aargauer Polizei sah sich nicht in der Lage, das Gelände zu räumen und<br />

eine Wiederinbesitznahme durch die Aktivisten dauerhaft zu verhindern 2489 . Verschiedene<br />

angefragte Kantone waren zudem nicht bereit, der Aargauer Regierung dazu Polizeikräfte<br />

zur Verfügung zu stellen 2490 . Als der von der Kantonsregierung um Hilfe gebetene<br />

Bundesrat Verhandlungen mit den Besetzern aufnahm, räumten diese nach elfwöchiger<br />

Besetzung das Baugelände 2491 . Zwischenzeitlich hatte sich eine Bewegung gegen die<br />

Besetzer gebildet, welche in Flugblättern Selbstjustiz androhte 2492 .<br />

Nachdem sich das Schwergewicht des Kampfes für oder gegen das Projekt des Kernkraftwerks<br />

Kaiseraugst auf die politische Ebene der Abstimmungskämpfe verlagert<br />

hatte 2493 , fand mit einem Sprengstoffanschlag auf den Informationspavillon auf dem<br />

Baugelände, welcher das zweistöckige Gebäude vollständig zerstörte, der schwerste<br />

Zwischenfall in Kaiseraugst statt 2494 .<br />

Erst 1988 wurde das Bauvorhaben in Kaiseraugst definitiv aufgegeben. Stattdessen errichtete<br />

ein Basler Pharmakonzern auf dem Gelände einen Bau.<br />

4.1.3.2. Widerstände in Gösgen<br />

Gleichzeitig zu „Kaiseraugst“ erhitzte auch der Bau des Kernkraftwerks Gösgen (Gemeinde<br />

Däniken/SO) die Gemüter. Mit dem „Aktionskomitee gegen den Bau des Atomkraftwerk<br />

Gösgen“ (SAG) entstand eine Bewegung gegen das bereits weit fortgeschrittene<br />

Projekt. Im Verlauf von Juni und Juli 1977 führte die SAG physische Widerstandsaktionen<br />

zur Unterbrechung der Bauarbeiten am Kraftwerk durch, insbesondere durch Besetzung<br />

der Zufahrtswege zum Baugelände 2495 .<br />

Am 25. Juni 1977 versuchte die SAG, das Kraftwerksgelände zu besetzen. Unmittelbar<br />

vor dem Werk stiessen 2'000 bis 3'000 Manifestanten mehrmals mit über 900 Polizeibe-<br />

2486 PATRICK KUPPER, Atomenergie und gespaltene Gesellschaft. Die Geschichte des gescheiterten Projektes<br />

Kernkraftwerk Kaiseraugst, Diss. phil. hist. Zürich 2003, S. 145 – 150.<br />

2487 KUPPER, Kaiseraugst, S. 147.<br />

2488 HANSPETER KRIESI, AKW-Gegner in der <strong>Schweiz</strong>, Diessenhofen 1982, S. 29ff.<br />

2489 WÜRMS, IMP und BUSIPO, S. 152; KUPPER, Kaiseraugst, S. 163.<br />

2490 WÜRMS, IMP und BUSIPO, S. 152. Aus rechtsstaatlichen Gründen kritisch gegenüber der Untätigkeit der<br />

Behörden gegen die illegalen Aktionen auf dem Gelände EICHENBERGER, <strong>Innere</strong>r Frieden, ZBl. 1977, S. 433<br />

– 451 (S. 441f.).<br />

2491 KUPPER, Kaiseraugst, S. 147; KRIESI, AKW-Gegner, 32f.<br />

2492 KUPPER, Kaiseraugst, S. 160.<br />

2493 KRIESI, AKW-Gegner, 40ff.<br />

2494 KUPPER, Kaiseraugst, S. 167f. mit zwei Abbildungen des Pavillons vor und nach dem Anschlag S. 169.<br />

2495 KRIESI, AKW-Gegner, S. 36f.

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