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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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204 Von der Verfassungsrevision bis zum Ersten Weltkrieg (1874 – 1920)<br />

schen Reaktionen 1420 .<br />

Der neue Bundesratsbeschluss betreffend die Pressekontrolle während den Kriegswirren<br />

(vom 27. Juli 1915) 1421 regelte ausschliesslich die politische Pressekontrolle (Art. 1 und<br />

2) 1422 . Die Verordnung stützte sich auf Art. 102 Ziff. 9 BV sowie den Vollmachtenbeschluss<br />

vom 3. August 1914.<br />

Die politische Pressekontrolle umfasste „alle für die Öffentlichkeit bestimmten Drucksachen“<br />

1423. Die Zuständigkeit dafür lag primär bei einer fünfköpfigen „eidgenössischen Pressekontrollkommission“<br />

1424 , mit dem Auftrag, „besonders schwere Ausschreitungen, durch welche die guten<br />

Beziehungen der <strong>Schweiz</strong> zu anderen Staaten gefährdet werden oder die mit der neutralen Stellung der<br />

<strong>Schweiz</strong> nicht vereinbar sind“ 1425 dem Bundesrat zu melden und einen Antrag zum weiteren<br />

Vorgehen zu stellen. Bei leichten Fällen verfügte die Kommission selbständig und endgültig<br />

1426 .<br />

Widerhandlungen gegen die Anordnungen der Kommission 1427 wurden nach der Verordnung<br />

betreffend Strafbestimmungen für den Kriegszustand verfolgt (Art. 7) und<br />

bestraft (Art. 6). Dabei waren weniger die Strafandrohungen des Art. 6 als vielmehr die<br />

Zuständigkeit der Militärgerichte gemäss Art. 7 von Bedeutung.<br />

Besondere Resonanz erheischte eine eigentlich private Zuschrift des Kommandanten der<br />

2. Division, de Loys an eine Tageszeitung. Darin wurde die Zustimmung des Oberst-<br />

Divisionärs zu einem früher publizierten Pamphlet Eugen Birchers zur Neutralitätspolitik<br />

abgedruckt – samt <strong>Schweiz</strong>er Wappen und der Unterschrift „Der Kommandant der II. Division:<br />

Loys“ 1428 . Der Bundesrat ersuchte den General um strenge disziplinarische Massnahmen<br />

1429 .<br />

1420 Das Rundschreiben des Armeestabes vom 18. September 1915 ist abgedruckt bei KURZ, Dokumente, S. 71;<br />

zu den Reaktionen darauf, S. 72f. (m.H. auf die Motion Grimm).<br />

1421 AS 31, S. 273f.<br />

1422 Vgl. auch den Bericht über die Pressepolitik, S. 301f.<br />

1423 Art. 2 des Bundesratsbeschlusses betreffend die Pressekontrolle während der Kriegswirren (vom 27. Juli<br />

1915), AS 31, S. 273.<br />

1424 Drei Vertreter wurden direkt vom Bundesrat, die restlichen zwei auf Vorschlag des „Vereins der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Presse“ vom Bundesrat ernannt; Art. 2 des Bundesratsbeschlusses betreffend die Pressekontrolle während der<br />

Kriegswirren (vom 27. Juli 1915), AS 31, S. 273.<br />

1425 Art. 3 des Bundesratsbeschlusses betreffend die Pressekontrolle während der Kriegswirren (vom 27. Juli<br />

1915), AS 31, S. 273f. Mit „Ausschreitungen“ waren verbale Attacken oder – umgangssprachlich – „Entgleisungen“<br />

gemeint.<br />

1426 Art. 4 des Bundesratsbeschlusses betreffend die Pressekontrolle während der Kriegswirren (vom 27. Juli<br />

1915), AS 31, S. 274. Dazu gehörten Drucksachen, „durch welche die guten Beziehungen der <strong>Schweiz</strong> zu anderen Staaten<br />

gefährdet werden oder die mit der neutralen Stellung der <strong>Schweiz</strong> unvereinbar sind, oder unter die Verordnung vom 12. Juli<br />

1915 (…) fallen.“<br />

1427 Art. 5 des Bundesratsbeschlusses betreffend die Pressekontrolle während der Kriegswirren (vom 27. Juli<br />

1915), AS 31, S. 274.<br />

1428 Die Briefe Birchers („Der Gang nach Kanossa“) und de Loys („Eine Kundgebung“) sind abgedruckt bei KURZ,<br />

Dokumente, S. 143 – 147; zu den Hintergründen DANIEL HELLER, Eugen Bircher, Diss. phil. hist. Zürich<br />

1988, S. 48 – 50.<br />

1429 Aus den Verhandlungen des Bundesrates (vom 31. August 1916), BBl. 1916 III, S. 490.

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