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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Kompetenzaufteilung bezüglich der inneren <strong>Sicherheit</strong> 29<br />

wähnen ausdrücklich den Schutz der inneren <strong>Sicherheit</strong> als kantonale Staatsaufgabe (teilweise<br />

unter Einbezug der Gemeinden) 166 .<br />

Die kantonale Polizeihoheit bildete somit auch eine spezielle Ausprägung des allgemeinen<br />

Strukturprinzips Föderalismus und war entsprechend in die Verfassungsauslegung<br />

mit einzubeziehen.<br />

2.1.5. Ausnahmsweise Zuständigkeit des Bundes<br />

Trotz betont bedeutsamer Rolle der Kantone innerhalb des Bundes und trotz kantonaler<br />

Polizeihoheit enthielt die Bundesverfassung Ausnahmen, nach welchen dem Bund in<br />

Bereichen der inneren <strong>Sicherheit</strong> ausnahmsweise Kompetenzen – meist subsidiär 167 –<br />

zufielen 168 . Vor allem bei schweren oder ausserordentlichen Störungen der staatlichen<br />

Hoheit von aussen oder innen (eigentliche Notlagen) wurden dem Bund Zuständigkeiten<br />

zugestanden 169 .<br />

Die wichtigste war die eidgenössische Intervention nach Art. 16 BV 1848, welche den<br />

eigentlichen Dreh- und Angelpunkt für die Zuständigkeiten des Bundes (und deren<br />

Ausübung) im Bereich der inneren <strong>Sicherheit</strong> bildete. Anders als Art. 2 verfügte Art. 16<br />

BV über die notwendige Bestimmtheit zur Begründung von Bundeskompetenzen. Die<br />

eidgenössische Intervention knüpfte an mehrere, jeweils unterschiedliche Interventionsgründe<br />

darstellende Voraussetzungen 170 . Innerhalb des Rahmens von Art. 16 BV fand<br />

auch der praktisch wichtigste Fall des Beistands innerhalb des Bundesstaates statt 171 .<br />

Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre genoss die eidgenössische Intervention<br />

eine grosse praktische Bedeutung 172 . Erst nach einem tragischen Ereignis in<br />

Genf 1932 173 zeichnete sich eine grundsätzliche Abkehr von der Praxis eines subsidiären<br />

Eingreifens des Bundes (mit der Armee als seinem einzigen tatsächlichen Machtmittel)<br />

zum Schutz der inneren <strong>Sicherheit</strong> ab.<br />

166 Art. 100 KV/ZH (SR 131.211); Art. 37 KV/BE (SR 131.212); Art. 97 Abs. 2 lit. b (Zuständigkeit des Regierungsrates)<br />

sowie Art. 111 Abs. 3 lit. b (Zuständigkeit der Gemeinderäte) KV/UR (SR 131.214); Art. 25<br />

KV/GL (SR 131.217); Art. 76 KV/FR (SR 131.219); Art. 92 KV/SO (SR 131.221); § 24 Abs. 1 KV/BS<br />

(SR 131.222.1); § 92 KV/BL (SR 131.222.2); Art. 80 KV/SH (SR 131.223); Art. 28 Abs. 1 KV/AR<br />

(SR 131.224.1); Art. 22 (Staatsziel) KV/SG (SR 131.225); § 27 KV/AG (SR 131.227); § 64 KV/TU<br />

(SR 131.228); Art. 70 lit. G (Kompetenzen des Regierungsrates) KV/TI (SR 131.229); Art. 44 KV/VD<br />

(SR 131.231); Art. 5 Abs. 1 lit. b KV/NE (SR 131.233); Art. 54 KV/JU (SR 131.235).<br />

167 Zur – subsidiären – bewaffneten eidgenössischen Intervention zwecks Wiederherstellung der inneren <strong>Sicherheit</strong><br />

in einem Kanton siehe sogleich, S. 31ff., zur bewaffneten eidgenössischen Intervention wegen Bedrohung<br />

des Landes siehe S. 42f.<br />

168 Grundsätzlich FLEINER/GIACOMETTI, Bundesstaatsrecht, S. 148f.<br />

169 Ein Äquivalent zu Art. 57 BV 1999 (Abs. 1: „Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die<br />

<strong>Sicherheit</strong> des Landes und den Schutz der Bevölkerung.“ Abs. 2: „Sie koordinieren ihre Anstrengungen im Bereich der inneren<br />

<strong>Sicherheit</strong>“) kannten weder die BV 1848 noch jene von 1874.<br />

170 Eine Annäherung an die Verfassungsbestimmung erschwert sich durch unbestimmte Rechtsbegriffe, mögliche<br />

Überlagerungen und – dadurch – Beurteilungs- und Ermessensspielräume.<br />

171 Ein besonderes Problem stellte die Ablehnung der Bundeshilfe durch einen gefährdeten Kanton dar. Siehe<br />

dazu sogleich, S. 35ff. sowie hinten (bewaffnete Bundesintervention im Kanton Tessin), S. 139ff.<br />

172 Siehe hinten, S. 97ff. sowie S. 134ff.<br />

173 Dazu hinten, S. 261f.

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