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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Die Bundessicherheitspolizei 367<br />

amten aus mehreren Kantonen sowie Feuerwehrmännern zusammen 2496 . Ein weiterer<br />

Besetzungsversuch von rund 5'000 Aktivisten scheiterte eine Woche später ebenfalls am<br />

massiven Einsatz von <strong>Sicherheit</strong>skräften 2497 . Im Frühjahr 1979 nahm das Kernkraftwerk<br />

Gösgen seinen Betrieb auf; danach ebbte die Protestwelle ab 2498 .<br />

4.1.4. Beurteilung: Die Grenzen kantonaler Autonomie<br />

Nach dem Scheitern der IMP – welche sowohl in Moutier als auch in Kaiseraugst und<br />

Gösgen mit an <strong>Sicherheit</strong> grenzender Wahrscheinlichkeit zum Einsatz gekommen wäre<br />

– manifestierten sich sowohl bei den Ereignissen rund um die Loslösung des Juras vom<br />

Kanton Bern als auch beim Bau weiterer Kernkraftwerke die Grenzen einer als streng an<br />

die Kantonsgrenzen gebunden verstandenen kantonalen Polizeihoheit. Die verkehrstechnische<br />

und kommunikative Mobilität einer modernen Industriegesellschaft ermöglichte<br />

die Durchführung von politischen Massenveranstaltungen in zuvor kaum bekanntem<br />

Ausmass. So wurden kleine, zuvor unbekannte Orte wie Kaiseraugst oder Gösgen<br />

auf einmal zu Zentren für längere Zeiträume einer nationalen Widerstandsbewegung.<br />

Sogar grosse Kantone wie Bern oder der Aargau sahen sich ausser Stande, ihre sicherheitspolizeilichen<br />

Aufgaben an den Brennpunkten der Auseinandersetzungen autonom<br />

zu erfüllen.<br />

Die Lücke im sicherheitspolizeilichen Bereich hatte sich mit diesen Vorfällen auch dem<br />

„Normalfall“ angenähert. Es ging nun nicht mehr bloss um das Fehlen einer adäquaten<br />

staatlichen Reaktionsmöglichkeit auf internationale Entwicklungen (Konferenzen mit<br />

zeitlicher oder Flugverkehr mit örtlicher Begrenzung). Die neuen Bewegungen gegen die<br />

Nutzung der Kernenergie führten jahrzehntelange politische Kämpfe in der ganzen<br />

Nordwestschweiz, welche sich mit den vorhandenen repressiven Ressourcen von vorneherein<br />

nicht eindämmen liessen 2499 . Die breite Unterstützung der Bewegung in der Bevölkerung<br />

dürfte zudem massgeblich zum Versagen der interkantonalen Solidarität im<br />

Falle von „Kaiseraugst“ beigetragen haben.<br />

Ein Einsatz der Armee – sei es durch den Bund oder durch Aufgebot kantonaler Truppenkörper<br />

– stand offenbar nicht zur Diskussion. Es darf vermutet werden, dass ein<br />

Rückgriff auf die Streitkräfte zu einer zusätzlichen Anspannung geführt hätte 2500 . Zudem<br />

handelte es sich sowohl bei der Bewältigung des Jura-Konflikts als auch der Geländebesetzungen<br />

um zivile <strong>Sicherheit</strong>saufgaben; ein allfälliger Armeeeinsatz hätte den Verhältnismässigkeitsgrundsätzen<br />

entsprechen müssen.<br />

2496 KRIESI, AKW-Gegner, S. 38.<br />

2497 KUPPER, Kaiseraugst, S. 148; KRIESI, AKW-Gegner, S. 38.<br />

2498 http://www.kkg.ch/de/i/planung_und_bau_content---1--1057.html (zuletzt besucht am 1. Mai 2009).<br />

2499 Das Kernkraftwerk Gösgen konnte seinen Betrieb wohl nur darum aufnehmen, weil es zum Zeitpunkt des<br />

Widerstandes bereits fast fertig gestellt war. Der Anlage in Leibstadt half der Umstand, dass sie sehr peripher<br />

gelegen ist.<br />

2500 Im Falle des Jura-Konflikts führten bereits ein verstärkter Wachtdienst zum Schutz von Militäranlagen sowie<br />

eine Pikettstellung von Armeeteilen zu heftigen Kontroversen. Die Kraftwerksgeländebesetzer drüften der<br />

Armee sogar noch kritischer eingestellt gewesen sein.

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