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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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124 Von der Verfassungsrevision bis zum Ersten Weltkrieg (1874 – 1920)<br />

2. Die Militärordnung von 1874<br />

Gestützt auf die neue Bundesverfassung liessen sich auf dem Gebiet des Wehrwesens<br />

die notwendigen Verbesserungen umsetzen 827 . Die Armee wurde zwar nicht dermassen<br />

stark zentralisiert, wie es in der Vorlage von 1872 vorgesehen gewesen war, doch ging<br />

die Militärhoheit des Bundes jener der Kantone von nun an eindeutig vor 828 . Trotzdem<br />

blieben die kantonalen Truppen grundsätzlich erhalten 829 . Die neue Bundesverfassung<br />

beendete aber das traditionelle Kontingentierungssystem 830 und verhalf einer tatsächlich<br />

gelebten allgemeinen Wehrpflicht für alle diensttauglichen männlichen <strong>Schweiz</strong>erbürger<br />

im Alter zwischen 20 und 44 Jahren – und damit der Wehrgerechtigkeit – zum Durchbruch<br />

831 .<br />

Das Verhältnis zwischen dem Oberbefehlshaber (wenn es einen solchen gab) und den<br />

politischen Behörden erfuhr eine präzisere Normierung 832 . Erstmals erwähnte die neue<br />

Militärordnung auch Armeeeinsätze im Innern 833 . Ausserdem statuierte sie das prioritäre<br />

Verfügungsrecht des Bundes über die Armee und Prinzipien für die Kostentragung bei<br />

Einsätzen. Keine Verwirklichung fand die Forderung General Herzogs nach der Schaffung<br />

berufsmässiger Eliteverbände 834 .<br />

Die folgenden Darstellungen nehmen Bezug auf das Wehrwesen unter der BV 1848 /<br />

MO 1850 835 und konzentrieren sich darauf, die wichtigsten Neuerungen abzuhandeln.<br />

2.1. Wehrpflicht und Milizsystem<br />

Das Verbot stehender Truppen fand unverändert Aufnahme in den neuen Art. 13 BV<br />

1874 836 . Das aus der Zeit des Staatenbundes stammende Kontingentierungssystem wurde<br />

endlich abgeschafft, die Wehrpflicht auch faktisch als allgemeine Wehrpflicht ausgestal-<br />

827 Botschaft Revision Militärartikel 1895, BBl. 1895 II, S. 857 – 881 (S. 861).<br />

828 ISLER, Wehrwesen Bd. I, S. 55; AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 114; ausführlich DIETRICH SCHIND-<br />

LER, Die Rechtsbeziehungen zwischen Bund und Kantonen im Heerwesen, Diss. Zürich 1916, passim.<br />

829 Art. 21 Abs. 1 BV 1874: „Soweit nicht militärische Gründe entgegenstehen, sollen die Truppenkörper aus der Mannschaft<br />

desselben Kantons gebildet werden.“<br />

Zur Zuteilung der Truppen an die Kantone siehe die Botschaft des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung<br />

über den Entwurf einer Militärorganisation (vom 13. Juni 1874), BBl. 1874 II, S. 1 – 234 (S. 19 –<br />

23), nachfolgend „Botschaft MO 1874“.<br />

830 Dazu oben, S. 86f.<br />

831 Art. 1 des Bundesgesetzes über die Militärorganisation der schweizerischen Eidgenossenschaft (vom 13.<br />

Wintermonat 1874), AS 1, S. 257 – 354, nachfolgend „MO 1874“. Zu den Gründen vgl. die Botschaft MO 1874,<br />

BBl. 1874 II, S. 1 – 234 (S. 1 – 9); auch ISLER, Wehrwesen Bd. I, S. 60 (m.H. auf die Behandlung von Doppelbürgern).<br />

832 So die Botschaft MO 1874, BBl. 1874 II, S. 1 – 100 (S. 100). Tatsächlich weisen die Art. 238 – 246 der MO<br />

1874 detailliertere Normen auf als das alte Gesetz.<br />

833 ZELLER, Ruhe und Ordnung, S. 20.<br />

834 KURZ, Geschichte der Armee, S. 28.<br />

835 Dazu vorne, S. 86ff.<br />

836 RÜTTIMANN, Bundesstaatsrecht Bd. II/2, S. 326f., hätte auf den zweiten Absatz (maximal 300 Mann stehende<br />

Truppen in jedem Kanton) mangels praktischer Bedeutung gerne verzichtet.

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