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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Zur Bundesverfassung von 1874 121<br />

1.2.2. Weitere Bundeskompetenzen und neue Freiheitsrechte<br />

Trotz eines gewissen Zurückbuchstabierens nach der Abstimmungsniederlage 1872<br />

führte die BV 1874 zu einer Stärkung des Bundes gegenüber den Kantonen 813 . Weitere<br />

Bundeskompetenzen dienten vor allem der Stärkung des gemeinsamen Wirtschaftsraumes<br />

814 . Die Einführung neuer und der Ausbau bestehender Freiheitsrechte 815 als verfassungsmässige<br />

Individualrechte bewirkten eine Ausdehnung des grundrechtlichen Schutzes<br />

gegenüber der kantonalen Hoheit 816 . Nach 1874 dehnte sich die staatliche Tätigkeit<br />

auf der Stufe Bund weiter aus 817 .<br />

1.3. Verfassungsrechtliche Nachführung<br />

Die vom Bundesrat mit ausdrücklicher Zustimmung des Parlaments seit 1856 geübte<br />

Praxis, entgegen der Verfassung keinen festen Generalanwalt mehr zu wählen, fand nun<br />

Eingang in die Bundesverfassung. Die entsprechende Bestimmung von Art. 107 BV<br />

1848 818 fand keine Aufnahme mehr in die neue Bundesverfassung und der Erlass des<br />

OG 1874 setzte das BG über den Geschäftskreis und die Besoldung des Generalanwalts<br />

ausser Kraft 819 . Das neue OG verpflichtete aber den Bundesrat, in jedem einzelnen Fall<br />

einen Bundesanwalt zu ernennen 820 .<br />

Dies war etwa 1885 der Fall, als der Bundesrat den Berner Fürsprech und Nationalrat<br />

Eduard Müller 821 mit dem Zweck zum Generalanwalt ernannte, Untersuchungen gegen<br />

anarchistische Umtriebe in der <strong>Schweiz</strong> durchzuführen 822 .<br />

813 PAHUD DE MORTANGES, Rechtsgeschichte, Rz. 287.<br />

814 Vgl. die Auflistung bei AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 118; ausserdem HÄFELIN/HALLER/KELLER,<br />

Bundesstaatsrecht, Rz. 56 oder KLEY-STRULLER, Verfassungsgeschichte der Neuzeit, S. 243f.<br />

815 Vgl. die Übersicht bei KLEY-STRULLER, Verfassungsgeschichte der Neuzeit, S. 244.<br />

816 AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 121; HÄFELIN/HALLER/KELLER, Bundesstaatsrecht, Rz. 56.<br />

817 Dazu insbesondere JOHANN JACOB SCHOLLENBERGER, Die <strong>Schweiz</strong>erische Eidgenossenschaft: Von 1874<br />

bis auf die Gegenwart, Berlin 1910, S. 144ff.<br />

818 M. MÜLLER, Bundespolizei, S. 41.<br />

819 Schlussbestimmungen des OG 1874 (Art. 64 Ziff. 2).<br />

820 Art. 37 des Bundesgesetzes über die Organisation der Bundesrechtspflege (vom 27. Juni 1874), AS 1, S. 136 –<br />

156, nachfolgend „OG 1874“.<br />

821 Eduard Müller, geboren 1848, gehörte als Vertreter des Berner Freisinns von 1884 bis 1895 dem Nationalrat<br />

an, welchen er 1890/91 präsidierte. 1895 wurde Müller in den Bundesrat gewählt, wo er dem EJPD, dem<br />

EMD und am Schluss dem Politischen Departement (heute: EDA) vorstand. 1919 verstarb er im Amt; vgl.<br />

dazu PETER MARTIG, in: Altermatt (Hrsg.), Bundesräte, Eduard Müller, S. 269 – 274 sowie den Nachruf von<br />

EMIL ZÜRCHER, Bundesrat Dr. Eduard Müller als Strafgesetzgeber, ZStR 1920, S. 1 – 16.<br />

822 Bundesrathsbeschluss betreffend die Anarchisten in der <strong>Schweiz</strong> (vom 26. Februar 1885), BBl. 1885 I, S. 517f.<br />

Dazu hinten, S. 159ff.

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