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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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110 Gewährleistung der inneren <strong>Sicherheit</strong> im jungen Bundesstaat (1848 bis 1874)<br />

Bundesbeschluss vom 16. Juli 1870 757 erliess der Bundesrat bereits am 16. Juli eine Verordnung<br />

zum Neutralitätsschutz 758 .<br />

Obwohl die beiden grössten Nachbarländer im Krieg miteinander lagen, fiel das <strong>Schweiz</strong>er<br />

Truppenaufgebot relativ bescheiden aus: In einer ersten Phase nach Kriegsausbruch<br />

befehligte General Herzog rund 36'000 Wehrmänner während vier Wochen; in einer<br />

zweiten Phase im Winter 1870/71 rund 20'000 Armeeangehörige für mehrere Monate 759 .<br />

5.8.2. Differenzen zwischen General und Bundesrat<br />

Obwohl dem General das bis dahin grösste jemals zum Grenzschutz aufgebotene Truppenkontingent<br />

(5 Divisionen) zur Erfüllung seiner Aufgabe zur Verfügung stand, verlangte<br />

Herzog weitere Mobilisierungen 760 . Weil der nach MO 1850 dafür zuständige<br />

Bundesrat 761 darauf nicht eingehen wollte und weil die rechtliche Stellung des Oberbefehlshabers<br />

gegenüber dem Bundesrat rechtlich nur ungenügend geregelt war 762 , kam es<br />

zu schweren Spannungen zwischen General und Bundesregierung 763 .<br />

Vor der nationalrätlichen Revisionskommission äusserte sich das EMD 1871 in dem Sinne,<br />

dass oft geglaubt worden sei, „der General stehe gewissermassen als militärischer Diktator da,<br />

der seine Weisungen nicht vom Bundesrathe entgegenzunehmen habe“. Faktisch hätte sich allerdings<br />

eine Unterordnung des Generals unter den Bundesrat ergeben, weil die Bundesversammlung<br />

ihr Recht, den General zu instruieren, an den Bundesrat delegiert habe 764 .<br />

Als sich das Kriegsgeschehen bereits im August 1870 von der <strong>Schweiz</strong>er Grenze weg<br />

bewegte, schickte der Bundesrat sowohl die Truppen als auch den General erst einmal in<br />

Urlaub 765 . Damit waren auch die rechtlichen Fragen vorläufig beiseitegeschoben.<br />

5.8.3. Internierung der Armée de l’Ést<br />

Als sich in der Form der Armée de l’Ést eine neue Gefahr der <strong>Schweiz</strong> näherte, lud die<br />

Landesregierung den General ein, wieder das Kommando über zwei bereits aufgebotene<br />

Divisionen zu übernehmen 766 .<br />

Im Januar 1871 begann sich die (nach der in der Schlacht an der Lisaine bei Belfort knapp<br />

der Vernichtung entgangene) rund 85'000 Mann starke, völlig demoralisierte und er-<br />

757 Bundesbeschluss betreffend die Aufrechterhaltung der Neutralität der <strong>Schweiz</strong> (vom 16. Heumonat 1870),<br />

AS X, S. 203f.<br />

758 Verordnung betreffend Handhabung der Neutralität der <strong>Schweiz</strong> (vom 16. Heumonat 1870), AS X, S. 205f.;<br />

dazu die Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die gegenwärtige Lage der<br />

<strong>Schweiz</strong> und die zum Schutze derselben erforderlichen Massregeln (vom 16. Juli 1870), BBl. 1870 III, S. 1 – 5.<br />

759 ISLER, Wehrwesen Bd. I, S. 53.<br />

760 HOFER, Bedeutung des Berichts des Generals Guisan, S. 23; HANS SENN, General Hans Herzog, Aarau 1945,<br />

S. 172ff.<br />

761 Zur Kompetenz des Bundesrates zum Aufgebot von Truppen siehe oben, S. 55ff.<br />

762 Siehe oben, S. 90f.<br />

763 Dazu auch HOFER, Bedeutung des Berichts des Generals Guisan, S. 23; HANS SENN, General Hans Herzog,<br />

Aarau 1945, S. 172ff.<br />

764 Protokoll über die Verhandlungen der im Juli 1870 mit Vorberathung der Revision der Bundesverfassung<br />

vom 12. September 1848 beauftragten Kommission des schweizerischen Nationalraths, Bern 1871, Zweiundzwanzigste<br />

Sitzung, 16. März 1871, S. 158 – 163 (S.162).<br />

765 KURZ, Geschichte der Armee, S. 44.<br />

766 KURZ, Geschichte der Armee, S. 45.

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