02.11.2013 Aufrufe

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bewährungsproben von 1874 bis 1914 163<br />

Eidgenossenschaft bei im Ausland verbotenen Organisationen und Anhängern unterdrückter<br />

Meinungen als Gastland generell beliebt, weil sie hierzulande mehr Freiheit<br />

genossen 1137 . Die <strong>Schweiz</strong> wurde darum in den 1880er Jahren vom Ausland zusehends<br />

unter Druck gesetzt 1138 . In einer Rede vor dem Nationalrat beklagte Bundesrat Droz<br />

einerseits das starke politische Engagement einiger Einwanderer, andererseits aber auch<br />

die Souveränitätsverletzungen durch Aktionen ausländischer Spitzel und agents provocateurs<br />

1139 .<br />

3.4.5. Schwerwiegende Differenzen mit dem Kaiserreich<br />

Vor allem wegen der strengen Sozialistengesetze setzten sich zahlreiche deutsche Sozialdemokraten,<br />

Kommunisten der Anarchisten in die <strong>Schweiz</strong> ab, wo ihnen die Verfolgung<br />

erspart blieb. Sie taten es damit ihren republikanisch und/oder liberal gesinnten Landsleuten<br />

gleich, welche Jahrzehnte zuvor in die <strong>Schweiz</strong> emigriert waren. Der Niederlassungsvertrag<br />

zwischen der <strong>Schweiz</strong> und dem Deutschen Reich vom 27. April 1876 1140<br />

begünstigte diese Entwicklung, da er die Wohnsitznahme von Deutschen in den <strong>Schweiz</strong>er<br />

Kantonen erleichterte. Die deutschen Emigranten neutralisierten sich in der <strong>Schweiz</strong><br />

nicht zu apolitischen Gästen; die Verbindungen in ihre alte Heimat blieben oft bestehen.<br />

Daraus resultierte ein reger Gedankenaustausch über die Grenze hinweg. Mit ihren<br />

zahlreichen abgelegenen Regionen entwickelte sich die <strong>Schweiz</strong> zu einem beliebten<br />

Austragungsort für die Parteitage deutscher oder internationaler Arbeiterparteien.<br />

Die Regierung des deutschen Reichskanzlers Bismarck stand den Tätigkeiten der eigenen<br />

Landsleute auf <strong>Schweiz</strong>er Boden äusserst misstrauisch gegenüber und versuchte, die<br />

Kontrolle über sie zurückzugewinnen. Die grundlegende Unzufriedenheit der deutschen<br />

Regierung mit der <strong>Schweiz</strong>er Politik gegenüber den deutschen Exilanten äusserte sich in<br />

mehreren Zwischenfällen. Die diplomatischen Verstimmungen waren teilweise schwerwiegend,<br />

der Druck auf den Bundesrat hoch.<br />

1136 Vgl. etwa den Bericht des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im<br />

Jahre 1878, Geschäftskreis des Justiz- und Polizeidepartements, BBl. 1879 II, S. 569 – 647 (S. 644), den Bericht<br />

der Kommission des Ständerathes für die Prüfung des Geschäftsberichtes des Bundesrathes und das<br />

Bundesgerichtes über das Jahr 1878, BBl. 1879 II, S. 747 – 786 (S. 762), den Bericht Organisation der politischen<br />

Polizei, BBl. 1888 I, S. 586 – 603 (S. 602) oder den Bundesratsbeschluss in Sachen des Heinrich Johann<br />

Gehlsen, Publizist aus Tönning, in Schleswig-Holstein, wohnhaft in Bern (vom 29. April 1879), BBl. 1879 II,<br />

S. 652f.<br />

Aus journalistischer Sicht URS PAUL ENGELER, Grosser Bruder <strong>Schweiz</strong>, Zürich 1990, S. 16 – 18.<br />

1137 Vgl. die Beispiele im Bericht Organisation der politischen Polizei, BBl. 1888 I, S. 586 – 603 (S. 589 – 594).<br />

1138 LANGHARD, Politische Polizei, S. 226 – 229.<br />

1139 Rede des Herrn Bundesrath Droz betreffend die Organisation der politischen Polizei in der Sitzung des<br />

Nationalrathes (vom 20. März 1888), BBl. 1888 I, S. 692 – 696 (S. 694f.).<br />

1140 Niederlassungsvertrag zwischen der <strong>Schweiz</strong> und dem Deutschen Reiche (abgeschlossen am 27. April 1876),<br />

AS 2, S. 567 – 575.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!