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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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54 Gewährleistung der inneren <strong>Sicherheit</strong> im jungen Bundesstaat (1848 bis 1874)<br />

der Garantie der verfassungsmässigen Ordnung von Bund 305 und Kantonen 306 ganz<br />

allgemein, und insbesondere im Zusammenhang mit Bundesinterventionen 307 sowie<br />

„Massregeln für die innere <strong>Sicherheit</strong>, für Handhabung von Ruhe und Ordnung (…)“ 308 , zusammenhingen.<br />

BLUNTSCHLI wies darauf hin, dass gerade die Befugnisse der Bundesversammlung zu Anordnung<br />

von Massregeln im Interesse der inneren oder äusseren <strong>Sicherheit</strong> der <strong>Schweiz</strong><br />

die wichtigsten Regierungsangelegenheiten des Bundes betrafen 309 . Art. 73 stellte eine<br />

nicht unwesentliche Durchbrechung der „Ausbildung des modernen Staates“ 310 dar; die Bundesversammlung<br />

war nach dem Geiste der BV 1848 weit mehr als ein blosser Gesetzgebungskörper.<br />

BURCKHARDT meinte später zu Art. 85 BV 1874, dass die rechtliche Bedeutung dieses<br />

Artikels unklar sei – insbesondere hinsichtlich der Frage, ob er auch materielles Recht<br />

enthalte. Der Hauptzweck der Bestimmungen über die Befugnisse der Bundesversammlung<br />

sei aber ein organisatorischer, liege in der Abgrenzung der Befugnisse der anderen<br />

Bundesbehörden 311 . Die Unklarheit gelte zwar auch für Ziff. 7; diese Bestimmungen zur<br />

inneren <strong>Sicherheit</strong> beschränkten sich aber darauf, die dem Bund bereits zustehenden<br />

(Verbands-) Kompetenzen unter die Bundesbehörden zu verteilen 312 . Ähnlich seine Ausführungen<br />

zu Ziff. 8 313 .<br />

Ausserdem fielen „Gesetze und Beschlüsse über Zölle (…), Fabrikation und Verkauf von Schiesspulver,<br />

Waffen und Munition“ 314 , „gesetzliche Verfügungen über (…) Heimatlose, Fremdenpolizei<br />

(…)“ 315 sowie die „Oberaufsicht über die eidgenössische Verwaltung und Rechtspflege“ 316 in den<br />

Zuständigkeitsbereich der Bundesversammlung.<br />

Als „oberste Gewalt“ (Art. 60 BV 1848) war und ist das Parlament eben gerade nicht die<br />

„oberste vollziehende und leitende Behörde“ (Art. 83 BV 1848) der Eidgenossenschaft. Danach<br />

musste es sich im Zusammenhang mit den in Art. 73 erwähnten Organkompetenzen<br />

schwergewichtig um solche der Aufsicht oder Kontrolle handeln. Gestützt wird diese<br />

Interpretation nicht nur von der parlamentarischen „Oberaufsicht über die eidgenössische<br />

Verwaltung und Rechtspflege“ (Art. 74 Ziff. 14) sowie – vor allem – von der Möglichkeit der<br />

Bundesversammlung, „Beschwerden von Kantonen oder Bürgern über Verfügungen des Bundesrathes“<br />

(Art. 74 Ziff. 15) zu behandeln. Damit war die Bundesversammlung ausdrücklich<br />

zur Überprüfung verfassungsrechtlich beanstandeter Verfügungen des Bundesrates<br />

ermächtigt 317 .<br />

305 Art. 74 Ziff. 8 BV 1848.<br />

306 Art. 74 Ziff. 7 BV 1848.<br />

307 Art. 74 Ziff. 7 BV 1848.<br />

308 Art. 74 Ziff. 7 BV 1848.<br />

309 BLUNTSCHLI, Geschichte Bd. I, S. 534.<br />

310 BLUNTSCHLI, Geschichte Bd. I, S. 534.<br />

311 BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 665.<br />

312 BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 679.<br />

313 BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 684.<br />

314 Art. 74 Ziff. 11 BV 1848.<br />

315 Art. 74 Ziff. 13 BV 1848.<br />

316 Art. 74 Ziff. 14 BV 1848.<br />

317 So auch SCHOLLENBERGER, Geschichte und System, S. 244.

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