02.11.2013 Aufrufe

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bewährungsproben von 1874 bis 1914 135<br />

Wenige Jahre nach der Beseitigung des aristokratischen „Systems“ der Konservativen 901<br />

(dominante Figur war Regierungsrat Quadri) etablierten sich die Liberalen 1839 als stärkste<br />

Partei. Sie beherrschten den Grossen Rat bis 1875, den Staatsrat bis 1877. Anschliessend<br />

dominierten die Konservativen den Kanton. Charakteristisch für jene Zeit war, dass<br />

die jeweilige Mehrheitspartei die jeweilige Minderheit nach allen Regeln der Kunst von<br />

der Macht fernzuhalten versuchte und die Opposition andererseits bis zum Äussersten<br />

bereit war, die Macht zurückzuerlangen 902 .<br />

Der Bund wurde meistens in die Händel verwickelt und schenkte dem Tessin grosse<br />

Aufmerksamkeit. In den Jahren 1870 und 1876 entsandte der Bundesrat einen eidgenössischen<br />

Kommissär, 1889 und 1890 wurden unter der Leitung von Kommissären zwei<br />

bewaffnete eidgenössische Interventionen durchgeführt. Auch wenn die zweite bewaffnete<br />

Bundesintervention rechtlich zulässig war – für die erste traf dies wohl nicht zu –<br />

traten grobe Versäumnisse auch auf Stufe Bund zu Tage.<br />

3.2.1. Erste gewaltsame Auseinadersetzungen (1867)<br />

Anlässlich der Stimmenauszählung für die Grossratswahlen kam es am 10. Februar 1867<br />

in einem Bezirk zu gewaltsamen Auseinandersetzungen; zwar wurden mehrere Personen<br />

durch Schusswaffen verletzt, doch beruhigte sich die Lage anschliessend wieder 903 . Die<br />

Voraussetzungen eines Eingreifens des Bundes waren daher nicht gegeben.<br />

3.2.2. Streit um den Hauptort (1870)<br />

Während der kantonalen Verfassungsrevision im Jahre 1870 spitzten sich die Auseinandersetzungen<br />

um die Festlegung der Kantonshauptstadt derart zu, dass der Tessiner<br />

Staatsrat (Exekutive) den Bund um Hilfe bat. Der Bundesrat schickte mit Nationalrat<br />

Karrer und Oberst Burnand zwei Kommissäre ins Tessin 904 .<br />

Als das Sottocenere die Kantonstrennung verlangte, liess der Bundesrat die militärische<br />

Besetzung dieses Kantonsteiles vorbereiten. Ein politischer (und eigentlich der Kantonsverfassung<br />

widersprechender) Kompromiss bewirkte die zeitweilige Beilegung des<br />

Konflikts 905 , ohne dass militärisches Einschreiten notwendig geworden wäre.<br />

3.2.3. Schiesserei in Stabio (1876)<br />

Mit dem Kulturkampf 906 verschärften sich die Auseinandersetzungen im Tessin zusätzlich<br />

und beide Parteien begannen, sich zu bewaffnen. Sowohl Liberale als auch Konserzu<br />

einem immer besseren Gliedstaat).<br />

901 Die Tessiner Kantonsverfassung von 1830, die „Riforma“, stellte die erste Regenerationsverfassung der<br />

Eidgenossenschaft dar; dazu PAHUD DE MORTANGES, Rechtsgeschichte, Rz. 258 sowie 261.<br />

902 Vgl. SCHOLLENBERGER, Der Kanton Tessin, S. 4 – 6 sowie S. 12 – 15.<br />

903 Bericht des schweizerischen Bundesgerichts an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahr<br />

1868, Geschäftskreis des Justiz- und Polizeidepartements, BBl. 1869 I, S. 949 – 1039 (S. 997f.); Entscheid des<br />

Bundesrates zur entsprechenden Stimmrechtsbeschwerde.<br />

904 Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Tessiner Anstände (vom 2. Dezember<br />

1870), BBl. 1870 III, S. 768 – 779.<br />

905 Zum Ganzen SCHOLLENBERGER, <strong>Schweiz</strong> seit 1848, S. 280 – 282.<br />

906 Zum Kulturkampf BLUNTSCHLI, Geschichte Bd. I, S. 543f. oder KLEY-STRULLER, Verfassungsgeschichte der<br />

Neuzeit, S. 241 – 243.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!