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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Zur Bundesverfassung von 1848 19<br />

Ein umfassender Schutz der Freiheitsrechte fand auf der Stufe Bund noch nicht statt 100 .<br />

Ein solcher drängte sich auch nicht auf, denn dem Bund mangelte es sowohl an umfassenden<br />

Kompetenzen als auch an Vollzugsorganen, welche die Grundrechte hätten<br />

verletzen können. Vielmehr war die Rolle der Freiheitsrechte in der Bundesverfassung<br />

eine die kantonalen Gewährleistungen punktuell ergänzende oder absichernde 101 .<br />

1.2.7. Bundestreue<br />

In der frühen <strong>Schweiz</strong>er Staatsrechtslehre finden sich keine Hinweise auf eine wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung mit dem Begriff der Bundestreue 102 . Eine Rechtsprechung,<br />

welche sich mit Inhalt und Umfang der Bundestreue auseinandergesetzt hätte,<br />

konnte sich schon auf Grund der eingeschränkten Verfassungsgerichtsbarkeit des Bundesgerichts<br />

nicht herausbilden (Art. 101 Ziff. 1 i.V.m. Art. 105 BV 1848; Art. 113 BV<br />

1874) 103 .<br />

Bis in die Gegenwart hat das Prinzip der Bundestreue an Bedeutung gewonnen 104 . Die<br />

neuere Lehre anerkennt es primär als politische Verhaltensmaxime, welche in die Argumentation<br />

des Bundesgerichts Eingang gefunden hat – wenn auch allerdings eher zurückhaltend;<br />

das Prinzip spiegelt sich in verschiedenen Artikeln der BV 1999 105 .<br />

1.3. Zusammenfassung<br />

Mit der Bundesverfassung von 1848 hat sich die frühere Souveränität der Kantone zu<br />

einer Gliedstaatlichkeit mit weit reichender Autonomie und Mitbestimmungsrechten<br />

innerhalb des Bundes gewandelt. Den Kantonen sind auch und gerade als Gliedstaaten<br />

wesentliche hoheitliche Aufgaben verblieben. Dem im Aufbau befindlichen Bund stand<br />

zwar die Kompetenzkompetenz zu, die Bundesverfassung übertrug ihm aber vorerst nur<br />

wenige konkrete Verbandskompetenzen. Sogar innerhalb der Regelungsbereiche des<br />

Bundes traten – mangels eines umfassenden eigenen Beamtenapparats – primär die<br />

Kantone als Träger hoheitlicher Macht in Erscheinung. Die Rechtsbeziehung zwischen<br />

dem Bund und den Bürgerinnen und Bürgern war in den meisten Fällen nur eine indisung<br />

für den eidgenössischen Stand Aargau (vom 5. Januar 1841), abgedruckt bei<br />

http://www.verfassungen.de/ch/aargau/verf41-i.thm (zuletzt besucht am 1. Mai 2009).<br />

100 JÖRG PAUL MÜLLER, in: Kommentar BV 1874, Einleitung zu den Grundrechten (1987), Rz. 10.<br />

101 AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 79; J. P. MÜLLER, in: Kommentar BV 1874, Einleitung zu den Grundrechten<br />

(1987), Rz. 2.<br />

102 ALFRED KÖLZ, Bundestreue als Verfassungsprinzip, ZBl 1980, S. 145 – 177 (S. 148, mit Fn. 12 und dem<br />

Hinweis auf Jakob Dubs, Johann Jakob Blumer, Simon Kaiser und Jakob Schollenberger).<br />

103 Zu den Organkompetenzen des Bundesgerichts von 1848 bis 1874 siehe hinten, S. 60ff. Zum Ausschluss des<br />

Bundesgerichts von politischen und staatsrechtlichen Fragen unter der BV 1848 vgl. insbesondere DUBS, Öffentliches<br />

Recht Bd. II, S. 81f.<br />

Zur BV 1874 vgl. FRITZ FLEINER, Unitarismus und Föderalismus in der <strong>Schweiz</strong> und in den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika (Vortrag, Berlin 1929), in: Ders. (Hrsg.), Ausgewählte Schriften und Reden, Zürich 1941,<br />

S. 250 – 261 (S. 259), m.H. auf die Verbindlichkeit der Bundesgesetze für das Bundesgericht nach Art. 113<br />

BV 1874.<br />

104 Zur Entwicklung siehe SALADIN, Bund und Kantone, ZSR 1984 II, S. 431 – 590 (S. 513ff.).<br />

105 Dazu ULRICH HÄFELIN/WALTER HALLER/HELEN KELLER, <strong>Schweiz</strong>erisches Bundesstaatsrecht, 7. Aufl.,<br />

Zürich 2008, Rz. 1107 – 1111 (m.w.H.). Sowie hinten, S. 412ff.

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