02.11.2013 Aufrufe

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

120 Von der Verfassungsrevision bis zum Ersten Weltkrieg (1874 – 1920)<br />

Kommissaren (Art. 90 Ziff. 6 BV 1848) verzichtete der neue Art. 102 BV (BV 1874); eine<br />

materielle Verfassungsänderung war mit der Neuformulierung aber nicht verbunden.<br />

1.2. Verfassungsrechtliche Neuerungen<br />

Die Änderungen mit dem grössten Bezug zur inneren <strong>Sicherheit</strong> betrafen das Wehrwesen<br />

(dazu sogleich, S. 124ff.), und die Zuständigkeiten des Bundesgerichts. Allgemein<br />

führte die BV 1874 zu einer weiteren Verlagerung von Kompetenzen auf den Bund.<br />

1.2.1. Der Ausbau des Bundesgerichts zum ständigen Gericht<br />

Die Verfassungsrevision stärkte mit dem neuen Art. 113 BV 1874 das Bundesgericht 804 .<br />

Diesem fiel nun die Kompetenz zur Beurteilung von Kompetenzstreitigkeiten zwischen<br />

kantonalen und Bundesbehörden zu (Abs. 1 Ziff. 1) 805 . Ausserdem wachte nun das<br />

Bundesgericht (und nicht mehr der Bundesrat) über die Gewährleistung der verfassungsmässigen<br />

Rechte der Bürger gegenüber den Kantonen (staatsrechtliche Beschwerde<br />

zur abstrakten Kontrolle kantonaler Erlasse; Abs. 1 Ziff. 3) 806 .<br />

Der Einfluss der Bundesversammlung blieb trotzdem bedeutsam, denn mit einer neuen<br />

Norm (Art. 113 Abs. 3) wurde das Bundesparlament vor dem Einfluss des Bundesgerichts<br />

gewissermassen geschützt 807 , indem das höchste Gericht an Bundesgesetze, allgemeinverbindliche<br />

Bundesbeschlüsse der Bundesversammlung sowie Staatsverträge gebunden<br />

blieb 808 . Aus dem Vorrang des Parlaments 809 ergibt sich bis heute die Konsequenz,<br />

dass verfassungswidrig erlassene Bundesgesetze verfassungskonforme kantonale<br />

Rechtssätze von Anfang an und durch das Recht selber aufheben 810 .<br />

Eine Befugnis zur Überprüfung von Bundesgesetzen oder allgemein verbindlichen Bundesbeschlüssen<br />

wurde zwar in den Räten bereits 1872 diskutiert, aber auch für die Revision<br />

von 1874 verworfen 811 .<br />

Immerhin wurden Verordnungen des Bundesrates sowie nicht allgemeinverbindliche<br />

Beschlüsse der Bundesversammlung einer Überprüfung durch das Bundesgericht zugänglich<br />

812 .<br />

804 Zu den Beratungen im Rahmen der Verfassungsrevision von 1874 siehe BURCKHARDT, Kommentar BV,<br />

S. 772f.<br />

805 Dazu BLUMER/MOREL, Bundesstaatsrecht Bd. I, S. 211 oder BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 773 – 778.<br />

806 Dazu BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 779 – 787.<br />

807 WALTER HALLER, in: Kommentar BV 1874, Art. 113 (1987), Rz. 142 (m.H. auf die Entstehungsgeschichte).<br />

808 Dazu BURCKHARDT, Kommentar BV, S. 788 – 791.<br />

809 HALLER, in: Kommentar BV 1874, Art. 113 (1987), Rz. 143f.<br />

810 WALTHER BURCKHARDT, Eidgenössisches Recht bricht kantonales Recht, in: Zaccaria Giacometti/Dietrich<br />

Schindler (Hrsg.), Festgabe für Fritz Fleiner zum 60. Geburtstag, Tübingen 1927, S. 59 – 74 (S. 61f.).<br />

811 Dazu KÖLZ, Verfassungsgeschichte Bd. II, S. 576 sowie AUBERT, in: Kommentar BV 1874, Geschichtliche<br />

Einleitung (1986), Rz. 210f.<br />

812 BURCKHARDT, Eidgenössisches Recht bricht kantonales Recht (FG Fleiner [60]), S. 59 – 74 (S. 63).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!