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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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114 Gewährleistung der inneren <strong>Sicherheit</strong> im jungen Bundesstaat (1848 bis 1874)<br />

spruch zwischen allgemeiner Wehrpflicht und kantonalen Kontingenten für das Bundesheer<br />

sowie sich daraus ergebende organisatorische Probleme hätten sich aufgelöst 793 .<br />

Die Änderungen über das Militärwesen trugen aber letztlich dazu bei, dass die Revision<br />

als ganze scheiterte 794 .<br />

5.9. Beurteilung: Der Bund als Garant innerer <strong>Sicherheit</strong><br />

Bereits die Badener Wirren und die chaotisch verlaufene Einigung Italiens belegten die<br />

zunehmend starken Auswirkungen der innenpolitischen Entwicklungen der Nachbarländer<br />

auf die Eidgenossenschaft. <strong>Innere</strong> und äussere <strong>Sicherheit</strong> bildeten in dieser Hinsicht<br />

die beiden Seiten ein und derselben Medaille. Der junge Bundesstaat zeigte sich<br />

ausser Stande, diese Herausforderungen mit den dafür vorgesehenen Mitteln und Entscheidfindungsprozessen<br />

zu meistern. Gestützt auf Notrecht intervenierte der Bundesrat<br />

mit Kommissären und Teilen der Armee in den besonders betroffenen Kantonen. Die<br />

Massnahmen des Bundes dienten nicht der Abwehr einer militärischen Aggression durch<br />

ein Nachbarland, sondern insbesondere auch der Bewältigung von Flüchtlingsströmen<br />

und der (sektoriellen) Gewährleistung der inneren <strong>Sicherheit</strong> 795 .<br />

Eine besondere Bedrohung erkannte der Bundesrat in der politischen Tätigkeit von<br />

Ausländern in der <strong>Schweiz</strong>. Als einige der wenigen Republiken Europas bildeten gerade<br />

die liberalen <strong>Schweiz</strong>er Kantone traditionell Anziehungspunkte für politisch Verfolgte<br />

oder politisch besonders engagierte Personen, welche die Zustände in ihren alten Heimatstaaten<br />

zu verändern trachteten. Der Bundesrat liess politische Ausländervereine<br />

überwachen oder teilweise gar verbieten. Fallweise – wenn der Druck der benachbarten<br />

Regierungen zu gross geworden oder ein Übergreifen „falscher“ Ideen auf die inländische<br />

Bevölkerung zu befürchten war – griff der Bundesrat zum Mittel der selektiven<br />

Ausweisung Einzelner auf Grund einer Gefährdung der inneren <strong>Sicherheit</strong> des Landes.<br />

In den peripheren Kantonen Neuenburg, Tessin und Genf harrten gravierende innenpolitische<br />

Differenzen einer Lösung. Im Tessin und in Genf drohten Bürgerkriege, in<br />

Neuenburg war ein solcher 1856 kurzzeitig offen ausgebrochen. Der Bund nahm gegeneindrücklichen<br />

Bericht General Herzogs, BBl. 1870 III, S. 699 – 860 (S. 843f.); ausserdem ISLER, Wehrwesen<br />

Bd. I, S. 55.<br />

793 Vgl. dazu AUBERT, Bundesstaatsrecht Bd. I, Rz. 108; JOHANN JAKOB RÜTTIMANN, Das nordamerikanische<br />

Bundesstaatsrecht verglichen mit den politischen Einrichtungen der <strong>Schweiz</strong>, Bd. II/2, Zürich 1876, § 930 –<br />

932; ISLER, Wehrwesen Bd. I, S. 55.<br />

Mit der Annahme des Verfassungsentwurfs von 1872 wären die kantonalen Truppen abgeschafft worden; vgl.<br />

Art. 19 und 20 des Bundesgesetzes betreffend die Revision der Bundesverfassung vom 12. September 1848,<br />

AS X, S. 730 – 766 (S. 735f.), abgedruckt bei KÖLZ, Quellenbuch Bd. II, S. 131f., nachfolgend „Entwurf BV<br />

1872“.<br />

794 In der Abstimmung vom 12. Mai 1872 wurde die Totalrevision vom Stimmvolk nur knapp, von den Ständen<br />

etwas klarer verworfen; Bundesbeschluss betreffend die Erwahrung der Abstimmung über die am 5. März<br />

1872 vorgelegte, revidierte Bundesverfassung (vom 29. Mai 1872), AS X, S. 771 – 774 (S. 772). Der gemeinsame<br />

Widerstand der föderalistisch gesinnten Kantone der Westschweiz und der katholisch-konservativ geprägten<br />

Innerschweiz vermochten die Vorlage zu bodigen.<br />

795 Die heimische Bevölkerung sollte sich nicht mit den im Geiste verwandten Fremden solidarisieren, das<br />

Territorium der Grenzkantone nicht als Rückzugs- und Reorganisationsraum für im Ausland kämpfender<br />

Verbände missbraucht werden.

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