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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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224 Von der Verfassungsrevision bis zum Ersten Weltkrieg (1874 – 1920)<br />

Armeekommando auf einen Schlag von gut organisierten militanten Gruppierungen verhaftet.<br />

Jungburschen würden sich bewaffnen, die Zeughäuser und Munitionsdepots plündern.<br />

Anschliessend fände in einer grösseren Stadt die Ausrufung einer neuen Landesregierung<br />

statt. Schliesslich käme es zu einem blutigen „Guerilla-Bürgerkrieg“ wie teilweise<br />

im Ausland 1570 .<br />

Die Armee hatte ihren Vorbereitungshandlungen – wie es der Doktrin entspricht – die<br />

gefährlichste Möglichkeit der Gegenseite zu Grunde gelegt. Entscheidend war für die<br />

Armeeleitung die Vermeidung von Überraschungen. Problematisch erschien diesbezüglich<br />

der ungenügende Nachrichtendienst der zivilen Behörden. Von Anfang an genoss<br />

daher die frühzeitige Besetzung der wichtigsten Städte eine grosse Bedeutung 1571 .<br />

Nebst blutigen Auseinandersetzungen im Inland wurde bei einer ernsten Störung der<br />

inneren <strong>Sicherheit</strong> auch eine Verletzung der Souveränität von aussen durch ein Eingreifen<br />

der Entente befürchtet 1572 .<br />

Ende des Jahres 1916 hatte der französische General Foch von seinem Oberbefehlshaber<br />

Joffre den Auftrag erhalten, eine Operationsstudie zu einem Einmarsch der französischen<br />

Armee in die <strong>Schweiz</strong> zu entwerfen. Nachdem die Front im Westen zum Stehen gekommen<br />

war, befürchtete die französische Armeeführung einen Durchmarsch der Mittelmächte<br />

durch die neutrale <strong>Schweiz</strong> (ähnlich wie im Falle Belgiens 1914). Im Frühling<br />

1917 besprachen französische und schweizerische Armeeführung die Modalitäten eines<br />

französischen Einmarschs zur Abwehr eines allfälligen deutschen Angriffs durch die<br />

<strong>Schweiz</strong> 1573 .<br />

Im Sommer 1917 führte die sog. „Affäre Hoffmann-Grimm“ den Beziehungen der<br />

<strong>Schweiz</strong> zur Entente schweren Schaden zu. Die Aufdeckung des Versuchs von Nationalrat<br />

Grimm und Bundesrat Hoffmann, einen Separatfrieden zwischen den Mittelmächten<br />

und Russland zu vermitteln, führte zu innenpolitischen Spannungen und wurde von der<br />

Entente als schwere Neutralitätsverletzung der <strong>Schweiz</strong> scharf kritisiert. Obwohl Hoffmann<br />

ohne das Einverständnis des Gesamtbundesrates gehandelt hatte, war sein Rücktritt<br />

unausweichlich 1574 .<br />

Die Führungen der Armeen der Entente hielten die <strong>Schweiz</strong> für ein eigentliches „revolutionäres<br />

Zentrum“ 1575 . Anfang November 1918 beschwerte sich der französische Botschafter<br />

gegenüber dem Bundespräsidenten über eine zu nachlässige Haltung der <strong>Schweiz</strong> gegenüber<br />

den Bolschewiki. Diese hätten bereits 50 Millionen Franken in die <strong>Schweiz</strong> gebracht,<br />

1570 Bericht des UNTERSTABSCHEFS PERROT an den Generalstabschef vom 31. Juli 1918, abgedruckt bei Gautschi,<br />

Dokumente, S. 111 – 113. Die Gedanken Perrots wurden von der Armeeleitung mehr oder weniger unverändert<br />

übernommen; vgl. THEOPHIL SPRECHER VON BERNEGG, Aufgaben und Vorkehren der Armee im<br />

Hinblick auf einen Landesstreik und revolutionäre Umtriebe (Exposé vom 31. August 1918), abgedruckt bei<br />

Gautschi, Dokumente, S. 129 – 134 (S. 131f.), nachfolgend „Exposé vom 31. August 1918“.<br />

1571 Zum Ganzen die Ausführungen von SPRECHER, Exposé vom 31. August 1918, S. 130.<br />

1572 HELLER, Eugen Bircher, S. 59 (m.H. auf entsprechende Äusserungen General Willes).<br />

1573 Dazu eingehend KURZ, Dokumente, S. 172ff.<br />

1574 Zur Affäre Hoffmann-Grimm GAGLIARDI, Geschichte der <strong>Schweiz</strong> Bd. II, S. 1677f. sowie VON GREYERZ,<br />

Handbuch der <strong>Schweiz</strong>er Geschichte Bd. II, S. 1132 (m.w.H.).<br />

Als Nachfolger Arthur Hoffmanns folgte mit dem erfahrenen Genfer Ständerat Gustave Ador ein Vertreter der<br />

Westschweiz in den Bundesrat. Es sollte die bislang einzige Wahl eines Angehörigen der Liberalen Partei in<br />

den Bundesrat bleiben (falsch die Aussage eines Historikers, Ador habe dem Freisinn angehört).<br />

1575 HELLER, Eugen Bircher, S. 58 (m.w.H.).

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