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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Innen- und aussenpolitische Spannungen (1930er Jahre) 277<br />

Angriffs- oder Verteidigungsverbänden und an Kundgebungen zur Propagierung des<br />

gewaltsamen Umsturzes gekommen war, legte der Bundesrat im Dezember 1936 einen<br />

Entwurf zu einem weiteren dringlichen Bundesbeschluss vor. Es war dies der dritte<br />

Versuch, den strafrechtlichen Schutz der öffentlichen Ruhe und Ordnung umfassend zu<br />

verstärken 1913 . Damit hätten National- und Ständerat die Vorlage behandeln und innert<br />

kürzester Zeit in Kraft setzen können, – unter Umgehung des Risikos eines Gesetzesreferendums.<br />

Die bundesrätliche Botschaft wies auf die gleichen Lücken in der Gesetzgebung hin wie<br />

schon drei Jahre zuvor. Als Grund für ein dringliches Handeln nannte sie nun aber an<br />

erster Stelle „kommunistische“ 1914 , an zweiter Stelle „andere Umtriebe“ 1915 . Damit waren –<br />

ohne sie wörtlich anzusprechen – die „Fronten“ sowie ausländische nationalsozialistische<br />

und faschistische Gruppierungen in der <strong>Schweiz</strong> gemeint.<br />

Anders als in früheren Jahren wies der Bundesrat eingehend auf äussere Gefahren hin;<br />

vor allem die Beschlüsse des „VII. Weltkongresses“ der „III. kommunistischen Internationalen“<br />

1916 würden zu verstärkter kommunistischer Propaganda und zur Gefahr eines<br />

gewaltsamen Umsturzes führen und verlangten nun schärfere Gegenmassnahmen 1917 .<br />

Die KPS sei aus Moskau ferngesteuert, zahlreiche in- und ausländische Agitatoren gefährdeten<br />

die innere und äussere <strong>Sicherheit</strong> des Landes 1918 .<br />

Nicht nur die westeuropäischen Regierungen und der Bundesrat befürchteten eine Subversion<br />

von Parteien, Gewerkschaften und schliesslich auch des Staates durch kommunistische<br />

Gruppierungen und Agitatoren. Auch der <strong>Schweiz</strong>erische Gewerkschaftsbund<br />

(SGB) sah in den Beschlüssen des „VII. Weltkongresses“ eine ernsthafte Bedrohung und<br />

warnte eindringlich vor der Gefahr einer Unterwanderung durch die Kommunisten, respektive<br />

einer Spaltung des Gewerkschaftsbundes 1919 . Der SGB distanzierte sich scharf<br />

von der KPS, weil diese noch immer die Errichtung einer Diktatur anstrebe. Selber stehe<br />

man aber „(…) vorbehaltlos auf dem Boden der Demokratie“ 1920 . Die Gewerkschaften zeigten<br />

1913 Art. 32 des Entwurfs für einen Bundesbeschluss über den Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong>,<br />

BBl. 1936 III, S. 409 – 415; M. MÜLLER, Bundespolizei, S. 153.<br />

1914 Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung zum Entwurf eines Bundesbeschlusses über den<br />

Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong> (vom 7. Dezember 1936), BBl. 1936 III, S. 393 – 408<br />

(S. 394), nachfolgend „Botschaft zum BB über den Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong>“.<br />

1915 Botschaft zum BB über den Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong>, BBl. 1936 III, S. 393 – 408.<br />

1916 Der VII. Weltkongress der III. Internationale hatte 1935 in Moskau stattgefunden. Die Teilnehmerparteien<br />

wurden auf den Kurs der KPdSU eingeschworen und zur Bildung von „Volksfronten“ gegen den Faschismus<br />

verpflichtet. Das Endziel einer Diktatur des Proletariats blieb bestehen.<br />

1917 Botschaft zum BB über den Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong>, BBl. 1936 III, S. 393 – 408<br />

(S. 394).<br />

1918 Botschaft zum BB über den Schutz der öffentlichen Ordnung und <strong>Sicherheit</strong>, BBl. 1936 III, S. 393 – 408<br />

(S. 394 – 398; m.H. auf Herrn Humbert-Droz). Nach dem Untergang der Sowjetunion und der Öffnung der<br />

Archive der „Komintern“ lässt sich der Einfluss Moskaus auf die KPS heute auch aus internen Quellen belegen;<br />

siehe dazu KURT MÜLLER, in: NZZ vom 6. Juli 1994, S. 13 („Moskaus langer Arm in die <strong>Schweiz</strong>“),<br />

m.w.H.<br />

1919 GEWERKSCHAFTSBUND (Hrsg.), Die Taktik der Kommunisten, insbesondere S. 9 – 12.<br />

1920 GEWERKSCHAFTSBUND (Hrsg.), Die Taktik der Kommunisten, insbesondere S. 17.<br />

Die Notwendigkeit einer politischen Abgrenzung zwischen kommunistischem und sozialdemokratischem Teil<br />

der Arbeiterbewegung hatte sich schon zu Beginn der 1930er Jahre abgezeichnet; dazu GRIMM, Geschichte<br />

der sozialistischen Ideen, S. 216 – 223.

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