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Innere Sicherheit Schweiz - Stromversorgungsrecht

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Erster Weltkrieg und Landesstreik (1914 – 1920) 201<br />

4.5. <strong>Innere</strong> Spannungen<br />

4.5.1. Eine gespaltene <strong>Schweiz</strong><br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Bevölkerung stand während des Krieges vor einer inneren Zerreissprobe<br />

1395 . In den deutschsprachigen Landesteilen war eine politisch-moralische Unterstützung<br />

für die Mittelmächte 1396 vorherrschend. Hingegen sympathisierte die Romandie mit<br />

der Entente (vor allem mit Frankreich und Belgien, dessen Neutralität in den ersten<br />

Kriegsmonaten durch Deutschland verletzt worden war) 1397 . Mit dem hin und her wogenden<br />

Kriegsverlauf gerieten die Gefühle der Menschen in starke Wallungen – jeweils<br />

konträr nach Sprachregion 1398 .<br />

Ein besonderes Augenmerk richtete der Bundesrat seit Kriegsausbruch auf die Haltung<br />

der Presse gegenüber dem Ausland und gegenüber der Armee 1399 .<br />

Die Verordnung betreffend die Veröffentlichung militärischer Nachrichten vom 10. August<br />

1914 beschränkte sich zwar auf eine militärische Pressekontrolle 1400 , erfuhr aber eine<br />

strenge Handhabung 1401 .<br />

Der Bundesrat sah sich im Oktober 1914 veranlasst, in seinem zweiten Aufruf an das<br />

<strong>Schweiz</strong>ervolk zu grösserer Zurückhaltung zu mahnen. „Die Pflichten, (…) die die Neutralität<br />

(…) uns auferlegt“ und „das Lebensinteresse unseres Staates an kraftvoller Geschlossenheit und<br />

unerschütterlicher innerer Einheit“ 1402 würden dazu gebieten.<br />

4.5.2. Pressekontrolle und Beschimpfungsverbot<br />

Im Gegensatz zu den kriegführenden Staaten verzichtete der Bundesrat 1914 grundsätzlich<br />

auf die Einführung einer präventiven Pressekontrolle. Trotzdem erliess er erste Verordnungen,<br />

welche eine beschränkte Kontrolle von Nachrichten bezweckte. Damit<br />

wurde Art. 55 BV 1874 eingeschränkt, welcher ausdrücklich die Pressefreiheit gewährleiste-<br />

1395 CARL SPITTELER, Unser <strong>Schweiz</strong>er Standpunkt, Vortrag in der Neuen Helvetischen Gesellschaft, Gruppe<br />

Zürich (vom 14. Dezember 1914), in: Schriften für <strong>Schweiz</strong>er Art und Kunst, Zürich 1915, passim; VON<br />

GREYERZ, Handbuch der <strong>Schweiz</strong>er Geschichte Bd. II, S. 1131; HANS RUDOLF FUHRER, Die Oberstenaffäre,<br />

in: Fuhrer/Strässle (Hrsg.), General Ulrich Wille, Zürich 2003, S. 359 – 407 (S. 360); RUDOLF L. BIND-<br />

SCHEDLER, Die schweizerische Neutralität – eine historische Übersicht, in: Rudolf L. Bindschedler/Hans Rudolf<br />

Kurz/Wilhelm Carlgren/Sten Carlsson (Hrsg.), Schwedische und schweizerische Neutralität im Zweiten<br />

Weltkrieg, Basel, 1985, S. 149 – 154 (S. 152); KÖLZ, Verfassungsgeschichte Bd. II, S. 667.<br />

1396 Vgl. JACOB RUCHTI, Geschichte der <strong>Schweiz</strong> 1914 – 1918, I. Band, Bern 1928, S. 103f.<br />

1397 Vgl. RUCHTI, Geschichte 1914 – 1918, S. 111.<br />

1398 Vgl. dazu die Rede des Berner Regierungsrats EMIL LOHNER vom 20. Februar 1916 am Volkstag in Bern,<br />

abgedruckt in: <strong>Schweiz</strong>er Zeitfragen. Heft 50. Dokumente aus der Zeit der Obersten-Affäre, Zürich 1916,<br />

S. 8f.<br />

1399 KURZ, Dokumente, S. 69f.<br />

1400 Verordnung betreffend Veröffentlichung militärischer Nachrichten (vom 10. August 1914), AS 30, S. 380 –<br />

382. Darin ging es vor allem um die Veröffentlichung von Nachrichten über Truppenaufstellungen und –<br />

Aufträge (Art. 1). In den Divisions- und Territorialstäben wurden sog. „Pressekontrollbureaux“ eingerichtet, welche<br />

sämtliche Zeitungen kontrollierten (Art. 2 und 3).<br />

1401 Zur Verordnung und ihrer Umsetzung KURZ, Dokumente, S. 69f. Siehe auch sogleich, S. 202ff.<br />

1402 Aufruf an das <strong>Schweiz</strong>ervolk (vom 1. Oktober 1914), AS 30, S. 510.

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