04.03.2013 Aufrufe

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es war November. Zeitbild und Kalenderzeit verschmolzen zu einer<br />

Einheit in Grau. Über dem europäischen Herzland hingen dunkle Wolken<br />

schwer am verdeckten Himmel, alles in Düsterheit tauchend. Berge<br />

verschwanden überall hinter dicken Nebeln, Täler lagen wie schwarze<br />

Flecken in den Landschaften und aus den unter Schwaden liegenden<br />

Städten ragten nur vereinzelt Betontürme einer menschlichen<br />

Termitengesellschaft.<br />

An den Fenstern der höheren Mittelschule einer Kleinstadt rannen feine<br />

Wasserfäden wie Bächlein herab. Die Bäume vor dem Schulgebäude waren<br />

an diesem Morgen dunkel vor Nässe. Tauben und Spatzen waren<br />

verschwunden und hatten an trockenen Stellen Schutz gesucht. Nur wenige<br />

Menschen hasteten über den schwarzglänzenden Asphalt und hatten es<br />

eilig.<br />

In der Schule begannen die zweiten Unterrichtsstunden. Pünktlich betrat<br />

der Studienrat Trinek die Klasse des vorletzten Schuljahres. Er kam mit<br />

seinem gewohnt schleppenden Gang in das Schulzimmer herein. Er trug<br />

seine scheinbar nie gewechselte Lewis-Hose und trotz der Jahreszeit noch<br />

immer einen offenen Hemdkragen, der von einer strähnigen Haarmähne<br />

fast verdeckt wurde. Eine altertümlich aussehende Drahtgestellbrille sowie<br />

ein etwas schütter wirkender Bart gaben ihm ein vergammeltes Aussehen.<br />

Seinem Äußeren entsprechend legte er auch keinen Wert auf eine<br />

ordentliche Begrüßung und so blieben die Schüler der Klasse einfach<br />

sitzen. Das alles war schon Gewohnheit.<br />

Er nickte nur kurz mit dem Kopf, durchquerte den Raum und nahm an<br />

seinem Tisch Platz. Seine etwas wässrig wirkenden Augen überflogen die<br />

vor ihm Sitzenden. Mißmutig sah er dann durch die perlenbetropften<br />

Fenster und räusperte sich.<br />

Die Schüler feixten.<br />

Trinek übersah solche Sachen geflissentlich. Nach einer kleinen Pause<br />

fragte er plötzlich: "Wo sind wir denn in der letzten Geschichtsstunde<br />

stehengeblieben? -"<br />

Allgemeines Schweigen.<br />

"Nun?", drängte er mit hochgezogenen Augenbrauen.<br />

Eine Schülerin, die im Klassenjargon Wuschelkopf-Babsy gerufen<br />

wurde, räkelte sich und piepste gespielt: "Bei den Römern, Herr<br />

Studienrat!" Sie ließ dabei die Anrede gedehnt auslaufen.<br />

"Was heißt bei den Römern?" brabbelte Trinek. "Bei den Römern sind<br />

wir schon lange! - Wir sind doch zuletzt bei einem ganz bestimmten Römer<br />

stehengeblieben. Wer war es? -"<br />

Schnauzen-Charly, der immer vorlaut das Wort führte, witzelte: "Mein<br />

Gott, lieber Herr Studienrat, da gibt es doch eine Unmen-<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!