04.03.2013 Aufrufe

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Höhne schlug jetzt mit der flachen Hand auf den Tisch. "Schluß jetzt! -<br />

Wir haben hier keine politische Versammlung, sondern in dieser Stunde<br />

Deutschunterricht. Sie werden in der Klasse bemerkt haben, daß ich bei der<br />

von oben gewünschten Politbildung nicht mitziehe und mich neutral<br />

verhalte. Aber ich darf die Meinung der Klasse in diesem Zimmer nicht zu<br />

meiner eigenen machen, wenn ich nicht eine Versetzung in einen anderen<br />

Ort riskieren will! -"<br />

"Herr Professor," meldete sich jetzt der sonst immer ruhige Wulff, "wir<br />

Schüler verstehen ihre Einstellung vollkommen und respektieren sie.<br />

Erlauben Sie mir aber darauf hinweisen zu dürfen, daß Ihr Vorgänger, der<br />

Herr Professor Reiter aus dem neuen Pädagogennachwuchs, den<br />

Deutschunterricht genau so wie der Herr Studienrat Trinek, völlig nach<br />

eigenem Ermessen durchgezogen hat. Er hat ja ohne den Lehrplan zu<br />

berücksichtigen, die Klassiker aus den Deutschstunden verbannt und uns<br />

Schüler dauernd mit politisch akzentuierten Typen gefüttert, wie Bert<br />

Brecht, Tucholsky, Grass und den modernen Kishon. Wir Schüler tun doch<br />

nichts anderes, als uns mit unserer Meinung zu stellen! -"<br />

Professor Höhne sah den Klassensprecher nachdenklich an. "Ihr habt als<br />

Schüler eine bemerkenswerte Civilcourage," sagte er dann langsam. "Aber<br />

was sich Professor Reiter erlaubt hat, darf ich noch lange nicht. Er wird<br />

schon gewußt haben, warum er das tat. Ich kann meinen Schulplatz nur<br />

durch Leistung behalten. Und ich werde es auch in Zukunft so halten. Mit<br />

meinen Deutschstunden habt Ihr ja bisher noch keine Probleme gehabt -<br />

oder? - -" In diesem Augenblick ging wieder ein Sirenengeheul los, das<br />

dann rasch in der Lautstärke abnahm.<br />

Höhne lenkte jetzt aufatmend ab: "Aha, jetzt ist die Ambulanz<br />

abgefahren. - Da denke ich gerade daran, daß das Rauschgiftthema gar kein<br />

übler Stoff <strong>für</strong> eine Schularbeit wäre! - Sie wissen doch schon einiges<br />

darüber, oder nicht? -"<br />

Wulff, der noch immer stand, zeigte Unsicherheit. "Hier in der Schule<br />

hat man uns keine Aufklärung gegeben. Wir sind nur von unseren Eltern<br />

gewarnt worden. Von diesen wissen wir auch, daß es strenge Gesetze<br />

gegen das Rauschgift gibt, daß aber die Behörden wenig dagegen tun. Wir<br />

Schüler wissen es ja, daß es in den Diskotheken, an bestimmten<br />

Straßenecken, und zum Teil sogar frecherweise vor den Schulen<br />

Drogenverkäufer gibt, die ungehindert ihr Unwesen treiben können. Und<br />

wenn wirklich einmal ein ganz frecher Ganove geschnappt wird, dann gibt<br />

es in den Massenmedien nur unnützes Geschrei und die Dinge gehen<br />

weiter.<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!