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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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"Ich verbitte mir solche Unterstellungen," schrie Trinek aufgebracht.<br />

"Herr Direktor!" setzte Wulff, der noch immer stand, fort, "was unser<br />

Mitschüler Charly Weil soeben gesagt hat, entspricht durchaus dem<br />

Eindruck, den die ganze Klasse hat. Bei jedem anderen Fachprofessor ist es<br />

der Klasse völlig gleichgültig welche Zeitung aus einer Rocktasche<br />

hervorsieht. Aber ausgerechnet im Geschichtsfach merken wir es schon<br />

lange, daß keine deutsche Geschichte vorgetragen wird, sondern<br />

persönliche Ansichten des Herrn Studienrates und auf die neuere Zeit<br />

bezogen offensichtliche Manipulationen einer aus dem Ausland<br />

kommenden Propaganda. Nun haben wir in den vergangenen Jahren etliche<br />

Professoren <strong>für</strong> Geschichte gehabt und die Herren waren alle sehr<br />

vorsichtig mit dem Stoff, weil sie spürten, daß die älteren Bücher in den<br />

Bibliotheken unserer Eltern alles anders darstellen als die jetzt<br />

geschriebenen. Was wir jetzt lernen sollen, ist eine einseitig ideologische<br />

Geschichtsverfärbung und <strong>für</strong> dieses Jahrhundert Propagandaware als<br />

Geschichtsgut. Und bei Herrn Studienrat Trinek merken wir es deutlich,<br />

daß er alles mit hintergründiger Gefühlswallung betreibt. Wir wollen aber<br />

in der Schule keine Politik, sondern etwas lernen. Wir wollen nur eine<br />

geschichtliche Wahrheit, ganz gleich, ob uns diese zur Ehre gereicht oder<br />

nicht. Wir erheben Anspruch auf Wahrheit! - Unsere persönliche<br />

Einstellung zu geschichtlichen Einzelheiten bilden wir uns selbst und die<br />

Folgerungen, die wir aus einem wirklichen Geschichtswissen ziehen,<br />

bleiben nach der Schule uns überlassen."<br />

"Diese Tonart," schnaufte Trinek. "Unerhört! ..."<br />

Der Direktor überhörte den Einwurf und sah Wulff scharf an. "Das sind<br />

schwere Anschuldigungen, die Sie gegen Ihren Lehrer erheben! - Wir sind<br />

in einem demokratischen Staat mit einer Lehr- und Lernfreiheit und bisher<br />

habe ich noch keine Klagen über Mißbräuche gehört. Wie kann man sich<br />

überhaupt an der Römerzeit so erhitzen? -"<br />

"Herr Direktor," fuhr Wulff höflich fort, "Wir werden bei allen<br />

möglichen Anlässen mit Nazismus oder Faschismus konfrontiert, ohne daß<br />

es zu den Lehrplänen paßt. Wir Schüler wollen lernen und uns nicht um<br />

eine Vergangenheitspolitik als Daseinszweck kümmern. Außer einem<br />

allgemeinen, guten Geschichtswissen haben wir mit der Gegenwart genug<br />

vor uns. Wenn der Herr Studienrat uns Geschichte lehren will, wie er sie<br />

persönlich sieht und uns als faschistoid bezeichnet, wenn wir seinen<br />

Ansichten nicht ganz folgen, dann muß ich im Namen der ganzen Klasse<br />

einen sol-<br />

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