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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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"Wer sagt, daß das meine Freunde sind? -" heulte der Lehrer jetzt<br />

aufgebracht. Ehe er noch fortfahren konnte, quietschte Babsy dazwischen:<br />

"Herr Professor, Sie haben noch an der hinteren Kinnlade bei der unteren<br />

Ohrampel einen Tarnfarbenfleck: - Darf ich diesen mit einem<br />

Papiertaschentuch entfernen? -"<br />

Trinek kochte bereits.<br />

"Ach, laß mal", meinte Schnauzen-Charly sanft. "Das spielt bei unserem<br />

Lehrer keine Rolle. Er ist ja kein Schniegel-Poppie und gibt sich natürlich.<br />

Solche Tarnfarbenreste zeigen zwar noch keinen ultrageilen Typ an, sind<br />

aber <strong>für</strong> Umweltkenner schöööön!"<br />

"Jetzt ist aber Schluß!" schrie Trinek. "Jetzt merkt ja der Sanfteste, was<br />

los ist! -"<br />

"Aha..." kam es trocken aus einer Ecke des Klassenraumes.<br />

"Ruhe! -" Man sah, wie die Kiefern des Lehrers vor Erregung zu mahlen<br />

begannen. Eine kurze Zeit verstrich wie eine Verlegenheitspause. Und<br />

völlig unerwarteter Weise sagte er sich zur Ruhe zwingend: "Schluß mit<br />

dem Unsinn! - wir beginnen mit dem Unterricht.<br />

"Über die Weltrevolution!" schrie Meier lauthals. "Herr Professor, da<br />

habe ich ein Zitat gelesen, das zur Geschichte paßt! Da heißt es: "Immer<br />

noch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten. Dem Erschlagenen<br />

entstellt der Schläger die Züge. Aus der Welt geht der Schwächere und<br />

zurück bleibt die Lüge."<br />

"Jetzt reicht es mir", schnitt Trinek weitere Worte ab. "Wir sind wieder<br />

so weit wie am Anfang. Da wird auf die Tafel das Wort 'Weltrevolution'<br />

geschrieben und gleich darauf wird ein nazistisches Zitat vorgetragen. Ich<br />

kann das nicht weiter einreißen lassen!"<br />

"Sie tun mir unrecht mit Ihrer Anschuldigung", begehrte Meier auf, "das<br />

Zitat stammt von Bert Brecht!"<br />

Trineks Gesicht wurde zu einer Fragezeichenmaske. Gleichzeitig wurde<br />

in der Klasse ein Kichern laut.<br />

"Ich zeige Ihnen nächstesmal die Stelle, wo es gedruckt steht", fuhr<br />

Meier ungerührt fort. "Brecht war doch Antifaschist - Oder nicht? ..."<br />

"Seit wann liest du Bert Brecht?" fragte Trinek.<br />

"Oh, schon lange", erwiderte Meier und machte eine theatralische<br />

Handbewegung dazu. "Mein Vater hat seine Bücher daheim. Da habe ich<br />

auch die Dreigroschenoper gelesen, wo es traurige Lieder gibt. So zum<br />

Beispiel der Trauersong einer Hure: "... Und ein Schiff mit fünfzig<br />

Kanonen, sticht morgen in die See... - Und da sind mit der Kriegsarche eine<br />

ganze Menge Matrosen davongeschwommen!"<br />

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