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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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Blaszcyk, mit ihm zur Polizei ging, hatten bereits Gerüchte im Ort<br />

herumgeschwirrt. In der Plantystraße, in der 150 Juden wohnten, begann<br />

der Aufruhr. Die wütende Menge stürmte die Häuser, mißhandelte die<br />

Juden und 41 kamen dabei sogar um. In Wahrheit hatte sich der Knabe<br />

Henryk in den drei fraglichen Tagen bei dem Bekannten Antoni Pasowski<br />

aufgehalten, der ihm dann geraten hatte, seine Abwesenheit von daheim<br />

mit der Legende der Judengefangenschaft zu erklären. Das Merkwürdige<br />

dabei war allerdings, daß in der Folge neun Polen von der Gerichtsbarkeit<br />

zu Tode verurteilt und auch hingerichtet wurden, Pasowski jedoch<br />

ungeschoren blieb. Krystyna Kersten, eine Berichterstatterin der Zeitung<br />

"TYGODNIK SOLIDARNOSC" ging den Vorgängen nach und stellte<br />

dann die Frage: War es Provokation? ... Auch dieses Beispiel zeigt das<br />

Gefühlsklima in den europäischen Oststaaten auf, das zu tragischen<br />

Auswirkungen <strong>für</strong> das osteuropäische Judentum führt. Der russische<br />

Antijudaismus hatte bereits jahrhundertealte Tradition. Nach der<br />

bolschewistischen Oktoberrevolution wurde die überall im Lande<br />

ge<strong>für</strong>chtete Geheimpolizei, GPU, später NKWD und schließlich KGB, von<br />

Anbeginn an bis zu Andropow in jüngster Zeit, nur von Juden geführt.<br />

Damit erhielt der traditionelle Haß wieder neue Nahrung. Die Kerker waren<br />

zur Zeit der GPU bis zur Decke blutbefleckt und wer in den Zellen<br />

verschwand, kehrte nicht wieder. Die im Sowjetvolk umlaufenden<br />

Schauergeschichten ließen den heimlichen Groll zu einem allgemeinen<br />

Judenhaß wachsen, ungeachtet dessen, daß auch viele Juden Opfer der<br />

bolschewistischen Herrschaft wurden. In der Roten Armee kam noch dazu,<br />

daß wieder die Armee-Kommissare Juden waren. So entstand ein<br />

unentwegt andauerndes Mißtrauen zwischen Kommandeuren und<br />

Kommissaren. Der im ukrainisch-russischen Grenzgebiet geborene<br />

Ministerpräsident Nikita Chrustchow erzählte aus seiner Jugend, wie er<br />

sich als Schabbesgoj sein kärgliches Taschengeld habe verdienen müssen.<br />

Als Schabbesgoj hatte er am Sabbat-Samstag <strong>für</strong> eine orthodoxe<br />

Judenfamilie alle Hausarbeiten verrichten müssen, da es den<br />

strenggläubigen Juden verboten war, an diesem Tag zu arbeiten. Später tat<br />

er dann den Ausspruch: "Wenn ein Jude als erster in einen Ort kommt,<br />

zieht er bald einen zweiten nach. Wenn zwei Juden in einem Ort sind, dann<br />

wollen sie schon eine Synagoge haben!" So sorgte er auf eine<br />

Katzenpfotenart <strong>für</strong> einen Beifall der russischen Antisemiten.<br />

Chrustchow konnte zu diesem Zeitpunkt bereits freier sprechen,<br />

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