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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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die Lage der Juden durch neue Maßnahmen des Zaren Alexander III. und<br />

dem nachfolgenden Nikolaus II.<br />

Schließlich fanden 1881 neuerlich blutige Pogrome statt.<br />

In den deutschen Teilstaaten indessen wirkte sich das Beispiel<br />

Österreichs zugunsten der Juden aus, wenn auch mit langer Verzögerung.<br />

Im Jahre 1869 hob der Norddeutsche Bund alle Beschränkungen der<br />

religiösen Bekenntnisse auf. Dennoch waren die Juden nicht ganz<br />

befriedigt und erst nach dem Ersten Weltkrieg sahen sie ihre<br />

Gleichberechtigung erfüllt. Es gab aber immer noch von den Juden<br />

selbstgewählte Stadtbezirke in einigen größeren Städten, die vorwiegend<br />

von ihnen bewohnt wurden und ghettoähnlichen Charakter behielten. So<br />

beispielsweise der zweite Wiener Stadtbezirk Leopoldstadt, in Berlin das<br />

sogenannte Scheunenviertel. Dieser Berliner Stadtteil wurde auch zum<br />

Zufluchtsort der während des Krieges und der nachfolgenden<br />

Revolutionszeit eingewanderten polnischen und russischen Juden. Als die<br />

Einwanderung in Berlin überhand nahm, machte die deutsche Polizei<br />

Razzien nach illegalen Einwanderern. 1921 wurden sogar in Stargard und<br />

Cottbus eigene Konzentrationslager errichtet, die mit Juden gefüllt wurden.<br />

Dies geschah in der demokratischen Weimarer-Republik, ist aber heute<br />

weitgehend unbekannt.<br />

Das Scheunenviertel bot damals eine seltsame Mischung von jüdischer<br />

Kultur und auch Kriminalität. Es gab sogar ein eigenes von den Ostjuden<br />

errichtetes Theater mit eigenen Stücken. Viele Geschäfte in diesem Viertel<br />

trugen sogar hebräische Aufschriften und es wurde mehr jiddisch als<br />

deutsch gesprochen. Der jiddische Dialekt entwickelte sich zu einer Art<br />

Rotwelsch, zusammengesetzt aus Teilen der hebräischen Sprache und dem<br />

Oberfränkischen in Deutschland. Dazu kamen Teile aus dem mongolischen<br />

Karaimisch, einem Khasarendialekt. Es waren vor allem die Ostjuden aus<br />

Galizien, die das Rotwelsch verbreiteten. Diese ostjüdische<br />

Umgangssprache schuf auch eine gleichsprachige Literatur. Sie ist bei<br />

vielen Ausdrücken teilweise verständlich, wie es beispielsweise aus dem<br />

Beginn eines jiddischen Volksliedes hervorgeht: "Ynter die griene<br />

Beimelach - sizzen die Mojschelach, Schlojmelach, eugen wie gliehende<br />

Keulalach..." (Augen wie glühende Kohlen).<br />

Schon im 18. Jahrhundert waren jiddische Lieder im Umlauf, darunter<br />

gab es auch eine Art Minnelied. Beliebt wurde der Vertonungsdichter<br />

Sholem Secuanda mit seinem jiddischen Lied "Bei mir bisstu scheyn".<br />

Die enge Anlehnung an das Deutsche geht auch aus der geringen<br />

Abwandlung von 'deutsch' zu 'daitsch' hervor.<br />

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