04.03.2013 Aufrufe

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nur kurz. Seine wechselvollen Empfindungen des Bewußtseinsumbruchs<br />

währten nicht lange. Die Entscheidung war bereits gefallen, als er die<br />

innere Heimat wechselte.<br />

Er bekam einen heißen Kopf. Dieser Abend hier war sein Auftritt mit<br />

einem nochmaligen Schritt zurück. Damit bezahlte er den Preis, mit dem er<br />

nach seinen Vorstellungen seinen Wert beweisen wollte.<br />

Eine Hand berührte leicht seinen linken Arm. Es war das Mädchen<br />

Anita, die ihn aus der ihn überkommenden Geistesabwesenheit riß. Trotz<br />

des herrschenden Lärms hörte er ihre besorgte Stimme: "Fehlt Dir etwas,<br />

Meierchen? - Oder gehen Deine Gedanken auf Abwegen? -"<br />

"Ach, nein," wehrte Meier ab. "Es war nur ein vorübergehendes<br />

Schwindelgefühl. Vielleicht hat meine Gesundheit einen Knacks. Ich<br />

möchte mich gerne kurz niedersetzen, aber nicht bei der Theke."<br />

Anita zeigte zu einer Saalwand: "Da, Glatzköpfchen, ist noch ein kleiner<br />

Tisch frei! -" Sie zog ihn zu dem freien Wandtisch und drückte ihn auf<br />

einen Sitz.<br />

"Warum hast Du Dir die Haare abgrasen lassen?" fragte sie<br />

unvermittelt. "Ein Yul Brynner wirst Du auf keinen Fall. Dieser<br />

Billardkugelkopf paßt wirklich nicht zu Dir!"<br />

Meier spielte dumm: "Ich dachte, das wäre kiffig-geil."<br />

"Quatsch," lachte sie. "Du bist weder ein Streetfighter aus der Westside-<br />

Story noch rattenscharf wie ein Zuchtbulle."<br />

"Nun, da wäre dann noch ein Grund," setzte Meier nach. "Wenn Du es<br />

genau wissen willst: ich möchte meiner Schule meine Individualität<br />

beweisen."<br />

Das Mädchen kicherte. Sie rückte nahe an ihn heran. "Du wolltest ja<br />

immer ganz Schlauer sein. Sag' doch einmal, warum studierst Du<br />

eigentlich? - Du bist doch stets in der Monetenklemme und Dein Alter<br />

kann nicht genug <strong>für</strong> Dich herausrücken. Und wenn Du ein fertiger<br />

Eierkopf bist, wirst Du auf einer langen Warteliste sitzen, ehe Du einen Job<br />

findest. Oder hast du ganz oben irgendwo einen heilige Kuh sitzen, welche<br />

Dich als Protektionskind aus einer Akademikerschwemme herausfischt?"<br />

Meier zeigte Mißmut. "Keine Protektion, Honigbienchen. - Aber mein<br />

Alter wollte es so. Er meint, ich solle es besser haben als er und sein Vater<br />

und so weiter noch zurück. Der Sozialismus hat eine Chancengleichheit<br />

hochgehoben und wenn es noch gelingt, die Notenzensuren abzuschaffen,<br />

dann würde die ganze Welt kinderleicht akademisch."<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!