04.03.2013 Aufrufe

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

präsentiert: "Rebellen für Thule"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Meier bekam feuchte Augen. Wuschelkopf-Babsy legte sofort die Arme<br />

mit einer mütterlichen Gebärde um Meiers Hals und sagte: "So lange die<br />

Klasse hier beisammen ist und zur Reifeprüfung geht, gehörst du zu uns!"<br />

"Wieso kam das so plötzlich? -" fragte Schnauzen-Charly. Meier zuckte<br />

die Schultern. Etwas zag meinte er dann: "Vielleicht hat dieser<br />

nachgemachte Mensch, der Trinek, in der Gewerkschaft über die in seiner<br />

Einbildung bestehende faschistische Entwicklung in der Schule berichtet,<br />

um sich wichtig zu machen. Schließlich ist er ja auch in anderen Klassen<br />

angeeckt und wird nirgends geliebt. Jetzt ist er als verhinderter Sämann<br />

wütend."<br />

"Oh Schmerz laß nach!..." heuchelte Schnauzen-Charly.<br />

"Und in den Funktionärsabenden der Gewerkschaft", fuhr Meier fort,<br />

"wälzt man ebenso wie bei der Partei immer irgendwelche Probleme vor<br />

sich her, um sich nicht überflüssig vorzukommen. Dazu kommen die<br />

Trineks und ähnliche Gestalten immer gerade recht. Das lenkt vom<br />

Versagen im Alltag ab!"<br />

Die Schüler nickten verständig. Osten meinte: "Das könnte wohl so<br />

sein! - Da blieb auch bei deinem Vater etwas davon hängen. Anders wäre<br />

er sonst schwer zu erklären."<br />

Rohde war aufgebracht und rief: "Hier hat man es wieder: Man<br />

bekämpft die Jugend, wenn sie aus dem Gleichschritt der jetzigen<br />

politischen Versager hüpft und eigene Wege sucht. Mein Vater sagt immer,<br />

mit dem abgestandenen Sozialismus von gestern, der sich schon längst mit<br />

seinem kapitalistischen Gegenspieler auf der Grundlage einer zweiseitigen<br />

Gleichfassung gefunden hat, kann man keine Fische mehr fangen. Marx ist<br />

schon lange tot und seine Schuhe haben schon ganz durchgetretene Sohlen.<br />

Aus den alten Latschenlöchern rinnt überall Wasser heraus..."<br />

Die Klasse jaulte zu Rohdes drastischen Vergleichen wie ein Rudel<br />

junger Hunde.<br />

"Dinge kommen und gehen", setzte Rohde mit Pathos fort, "das ist der<br />

Lauf der Welt. - Nur das hat Bestand, was eine Bestimmung erfüllt! -"<br />

"Deshalb ist jetzt überall eine große Unruhe", stellte Graff nüchtern fest.<br />

"Man spürt das Vergehen und erwartet unruhig die Wehen zum Umbruch.<br />

Und es liegt an uns, ob wir im Sog mitgerissen werden oder mitgestalten!"<br />

Plötzlich stieß die Sumpfralle einen spitzen Schrei aus und machte<br />

aufgeregt ein Schweigezeichen.<br />

In der Türöffnung stand der Lateinprofessor Kern mit einem<br />

tiefsinnigen Ausdruck im Gesicht. Als er durch den Raum schritt, hör-<br />

203

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!