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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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mit Phrasen gegenseitig hoch. Als dann einer von ihnen mir zurief, daß<br />

auch mein Vater durch einen schönen Batzen Geld seinen Beitrag <strong>für</strong> die<br />

Weltrevolution beitragen müsse, wurde ich hellhörig. Sie haben dabei<br />

frenetisch und hohnvoll gelacht. Nun wußte ich, daß auch die Erpressung<br />

zur praktizierenden Philosophie der Chaoten gehört. Bierdosen und eine<br />

Schnapsflasche waren die Gehirnschmiere dieser anödend werdenden<br />

Maulekstase. In ihrem Halbdusel haben sie mir dann auch eine Bierdose<br />

zugeworfen, die ich fast auf einen Zug ausgetrunken habe. Nach einer<br />

Weile zog einer der Kellerhelden ab. Nach ihm sperrte ein<br />

Zurückgebliebener die Türe von innen mit einem großen Vorhängeschloß<br />

ab, steckte den Schlüssel ein, grinste mich hämisch an und nachher warfen<br />

sich beide Kerle auf die anderen zwei Betten. Ich versuchte nun zu<br />

schlafen, blieb aber lange in einem unruhigen Halbschlaf. Einige Male<br />

hörte ich, wie es im Winkel bei den leeren Dosen schepperte, als neue<br />

dazugeworfen wurden. Jeder von ihnen schien eine Blase zu haben wie ein<br />

Kamel. Dann wurde das Licht abgedreht und im Finstern schlief ich<br />

endlich ein. -" Graff machte eine kleine Kunstpause.<br />

"Am Morgen war ich schon sehr früh wach. Auf meiner Uhr war es<br />

sechs vorbei und die beiden Typen schliefen noch. Der<br />

Katzenkloparfümierte schnarchte wie ein Sägewerk und der andere sah aus<br />

wie ein zusammengerolltes Lumpenbündel, aus dem ein Paar Beine<br />

heraussahen. Jetzt hatte ich auch gemerkt, daß ich eine schlechte Luft<br />

atmen mußte. Der Keller stank. Es blieb mir nichts anderes übrig als zur<br />

Decke zu starren und abzuwarten, wie es weiterging. Irgendwie mußte ich<br />

dann wieder eingeschlafen sein, bis mich ein Rumoren weckte. Ich war<br />

sofort hellwach und sah, daß die beiden Wachhunde sich zu dem Tisch<br />

setzten und wieder Bierdosen öffneten. Als sie es dabei spitz bekamen, daß<br />

ich ihnen zusah, bekam ich ebenfalls eine Dose. Dann warfen sie mir noch<br />

ein Stück Brot und einen Apfel zu. Dabei hätte ich mir gerade in diesem<br />

Augenblick nichts sehnlicher als eine große Tasse warmen Kaffee<br />

gewünscht. Den beiden Tischhockern dürfte ein kaltes Frühstück schon zur<br />

Gewohnheit geworden sein. Nach einer Weile boten sie mir noch<br />

großzügig eine Zigarette an, doch ich lehnte ab. Wenn sie mich anredeten,<br />

sagten sie immer 'Kleiner' zu mir. Sie verwendeten beim Sprechen Wörter,<br />

die ich nur dem Sinn nach verstand. Sicherlich aus einem<br />

Dreigroschenoper-Milieu. Später sperrte einer der beiden Wachhunde die<br />

Kellertüre auf, gab den Schlüssel dem zweiten und ging weg. In diesem<br />

Augenblick dachte ich an die Möglichkeit eines Fluchtversuches. Der<br />

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