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präsentiert: "Rebellen für Thule"

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"Ei, das ist fein!" Anita klatschte leicht mit den Händen. "Da gibt es<br />

dann nur mehr vornehme Berufe und nur eine gehobene Klasse. Nur noch<br />

Burschoah. Kein Adel, keine Proleten, keine Bürgerschaft, die ihre eigene<br />

Suppe hat. Dann haben wir akademische Straßensäuberungsbeamte statt<br />

Straßenfeger, akademische Bar-Mixchemiker und o lala, sogar<br />

akademische Strich-Dominas..."<br />

"Du denkst beinahe logisch," antwortete Meier. "Allerdings hat das<br />

mein Alter nicht so zu Ende gedacht. Seine Vorstellungen blieben auf<br />

halben Wege strecken."<br />

"Denkst Du anders? -"<br />

Meier wich aus. "Eigentlich habe ich nicht sonderlich über das Denken<br />

meines Alten nachgedacht. Er wollte es eben so!"<br />

"Du hast noch zu viel Autoritätsempfinden. - So lange Du an Pappis<br />

Leine läufst, bleibst Du ein Leersack. Sieh Dir doch den Beißer-Johnny an!<br />

- Der ist von daheim ausgerissen, lebt jetzt in einer Kommune und hat Geld<br />

wie Mist."<br />

"Wer ist Beißer-Johnny? -"<br />

"Ach ja, den kennst Du noch nicht. Er hat sein Stammlokal gewechselt<br />

und ist erst seit kurzem hier. Angeblich heißt er mit seinem richtigen<br />

Namen wirklich Beißer. Es würde zu ihm wie die Faust auf ein Auge<br />

passen. Aber was kümmert mich das..."<br />

"Was soll ich in einer Kommune?" fragte Meier. "Solange ich daheim<br />

meine Penne habe, habe ich eine kleine Welt <strong>für</strong> mich allein. Und zum<br />

Lernen brauche ich Ruhe."<br />

"Das ist schon richtig," gab das Mädchen zu. "Aber über den Beißer<br />

kannst Du auch zu Stoff kommen und dabei etwas verdienen."<br />

"Stoff? - -" meinte Meier gedehnt. - Sofort kamen ihm die<br />

Ausführungen von Professor Höhne in den Sinn. Jetzt erkannte er erst<br />

richtig, daß er durch das wohl späte, aber noch rechtzeitige Einordnen in<br />

die Klassenkameradschaft eine richtige Entscheidung getroffen hatte. Mit<br />

heimlichen Entsetzen sah er die tiefe Kluft, die zwischen dem Streben nach<br />

Höherem und der klaffenden Leere einer verlorenen Jugend lag.<br />

Rauschgift! - das war das Letzte. Das war das Betreten einer Straße ohne<br />

Wiederkehr mit einem bitteren Ende. Nun merkte er auch, daß es auf den<br />

inneren Wert des Menschen ankam und nicht auf den sozialen Stand.<br />

Unwillkürlich schnitt er eine Grimasse des Ekels. Er empfand die<br />

Schwüle im Raum bedrückender als zuvor. Der Lärm der Musikbox dünkte<br />

ihm wie ein auf ihn zukommendes Untier mit Hohngekreisch und die<br />

wechselnden Farblichter zauberten bei<br />

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