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1 Einführung<br />

Durch den Dienstbeginn an der Donau-Universität Krems - einem ausschließlich postgradualen<br />

Bildungszentrum - am 1. März 1999 wurde ich mit dem Bereich der Erwachsenenbildung<br />

konfrontiert. In den folgenden Jahren konnte ich die Breite dieses Berufsfeldes, die enorme<br />

und stetig steigende Nachfrage sowie das wachsende Lehrgangsangebot unserer und anderer<br />

Bildungsinstitution(en) verfolgen. Die Arbeit mit Erwachsenen einerseits 1 und meine besondere<br />

Affinität zur Pädagogik andererseits veranlassten mich schließlich, implizite Theorien<br />

und zielgerichtete Beobachtungen über Empfindungen und Verhaltensweisen Erwachsener<br />

in ihrer beruflichen Weiterbildung anzustellen.<br />

Ausdrücke wie „berufliche Weiterbildung“ oder „lebenslanges Lernen“ hatten sich zu diesem<br />

Zeitpunkt längst als vielzitierte und -gelesene Schlagwörter in den Medien etabliert; ebenso<br />

wie das Faktum, dass diese Begriffe für einen veränderten Stellenwert des Lernens stehen –<br />

nämlich einer Ablösung des konzentrierten Bildungsanfalles während der ersten Lebenshälfte<br />

durch einen gleichförmigen Bildungskonsum während der gesamten Berufs- oder gar Lebenszeit<br />

– und damit quasi die Antwort auf die dynamischen gesellschaftlichen, technischen<br />

und ökonomischen Innovationszyklen bilden.<br />

Die wachsende Bedeutung des lebenslangen Lernens war daher nicht nur mir, sondern ganz<br />

offensichtlich auch den unterschiedlichen Wirtschaftssubjekten (Staat, Unternehmen, Arbeitnehmer)<br />

hinlänglich bekannt. Doch die tagtäglichen Erfahrungen mit den Studierenden führten<br />

mich zu einer anderen Frage: Welche Einstellung bezüglich seiner Weiterbildung prägt<br />

den effektiven Bildungsteilnehmer? Weit unklarer als die Tatsache, dass Bildungsmaßnahmen<br />

ergriffen werden (müssen), ist m. E. nämlich, warum diese im Einzelfall tatsächlich ergriffen<br />

werden, welche Sorgen, Befürchtungen, aber auch Erwartungen und Hoffnungen diesen<br />

vorangehen. Und ebenso spannend ist die Frage, wie der eingeschlagene Bildungsweg<br />

letztlich durch den Teilnehmer verarbeitet wird (Welche sind die Erfolgserlebnisse, die den<br />

Bildungsfortgang motivieren? Existieren Hürden wie Prüfungsangst, Lernschwächen und<br />

wenn ja, in welchem Ausmaß?). Die Erforschung der Bildungsauffassung aus der Sicht der<br />

„Hauptakteure“, der Bildungsteilnehmer, wurde in der Weiterbildungsliteratur aber bis dato<br />

sträflich vernachlässigt.<br />

Und noch ein Manko gilt es zu kritisieren: Kaum ein Forschungsbeitrag beschäftigt sich mit<br />

sozialen Interaktionen, die dem Weiterbildungsbesuch anhaften (z.B. Lernumfeld) bzw. durch<br />

diesen ggf. positiv oder negativ gelenkt werden (Beruf, Familie). Insbesondere die Familie<br />

bildet aber ein Bindeglied zwischen dem Leben des Einzelnen und den globalen Transformationsvorgängen<br />

bzw. bildlich gesprochen: sie verkörpert eine „Bühne“, auf der sich übergreifende<br />

Prozesse und Ereignisse abspielen 2 . Als mittelbarer Träger der Weiterbildungsteilnahme,<br />

die einerseits zeitliche, emotionale oder psychische Belastungen durch den Kursbesuch<br />

des Vaters/der Mutter, des Partners/der Partnerin abzufedern hat, andererseits aber<br />

auch Bereicherungen intellektueller, finanzieller (o.ä.) Natur erfahren kann, kommt diesen<br />

sozialen Beziehungen daher auch im untersuchten Forschungskontext besondere Bedeutung<br />

zu. Die Wechselwirkung von Lehrgangsteilnahme und sozialem Hintergrund unserer<br />

Studierenden erwies außerdem bereits im Vorfeld meines Forschungsvorhabens als besonders<br />

augenfällig. Schilderungen und Anekdoten, von Überlastungen der Ehefrau durch die<br />

vermehrte Abwesenheit des studierenden Mannes, bis hin zu einer Vertiefung der Partnerschaft<br />

aufgrund der gemeinsamen Kursbewältigung, begleiteten von Beginn an meine<br />

Diensttätigkeit. Aus mir unerfindlichen Gründen wurde diese Thematik aber bislang weder in<br />

1<br />

Zu meinem Aufgabengebiet zählt insbesondere die wissenschaftliche und administrative Betreuung<br />

der laufenden Lehrgänge im Zentrum Banking & Finance der Abteilung für Wirtschafts- und Managementwissenschaften.<br />

2<br />

Vgl. Hareven, T. (1999), S. 13<br />

8

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