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1. Forschungsinstrumentarium: Zunächst ist die terminologische Abgrenzung „qualitativ“<br />

versus „quantitativ“ innerhalb der Forschungswerkzeuge anzutreffen. „Weiche“, überwiegend<br />

verbale, Methoden gelten als „qualitativ“, während das Hantieren mit Zahlen und<br />

Statistiken „quantitativen“ Ursprungs zugerechnet wird. 124<br />

2. Forschungsideologie: Aus ideologischer Sicht kennzeichnet „qualitatives“ Vorgehen<br />

eine Forschungsintention, in der Merkmale wie „Offenheit gegenüber Forschungsprinzip,<br />

-methoden“ und „Orientierung am Subjekt“ zentrale Bestandteile bilden und bei dem primär<br />

eine Hypothesengenerierung angestrebt wird. Ein „quantitativer“ Forschungsprozess<br />

erhebt hingegen für sich das Postulat der "Geschlossenheit" (d.h. es finden auch nur bestimmte<br />

– quantitative – Methoden in das Forschungsvorgehen Eingang) mit dem Ziel<br />

der Hypothesenprüfung. Auch diese Arbeit nimmt für sich in Anspruch, dem qualitativen<br />

Forschungsgedanken zu folgen.<br />

Während die Abgrenzung im Bereich der Forschungsinstrumente noch relativ trennscharf ist,<br />

ist der Übergang von quantitativem zu qualitativem Forschungsparadigma fließend. Letzteres<br />

ist nämlich „..keine beliebig einsetzbare Technik (.), sondern eine Grundhaltung, ein Denkstil,<br />

der auch in einem anderen Gegenstandsverständnis fußt, der immer streng am Gegenstand<br />

orientiert ist“ 125 . MAYRING bringt damit deutlich zu Ausdruck, dass „qualitativ forschen“ mehr<br />

bedeutet als das Anwenden qualitativer Methoden. Man könnte fast soweit gehen zu sagen,<br />

dass sich hinter qualitativem und quantitativem Forschem jeweils ein anderes Menschenbild<br />

verbirgt. Im Brennpunkt qualitativer Gesinnung steht die Ausrichtung am Gegenstand, am<br />

Forschungsobjekt, das in seiner ganzen Beschaffenheit analysiert werden soll. Zentrum der<br />

Überlegungen bildet die Frage nach dem „WIE“ des Untersuchungssubjektes und die Beantwortung<br />

mittels eines reichhaltigen und für Interpretationen brauchbaren (quantitativen<br />

und/oder qualitativen) Methodenrepertoires. Im Gegensatz dazu sucht die quantitative Forschungshaltung<br />

das „WIEVIEL“ der Thematik zu ergründen und nähert sich der Forschungsfrage<br />

überwiegend mit Prozeduren, die Testen, Messen und Häufigkeitsprüfungen zum Inhalt<br />

haben, ohne im einzelnen auf die Qualität des Gegenstandes näher einzugehen. Grundsätzlich<br />

gilt für qualitatives Vorgehen also das Gebot „Nicht messen, sondern interpretieren!“ =<br />

interpretatives Paradigma 126 .<br />

Wesentlichstes Element qualitativer Forschungsideologie und gleichzeitig primäres Differenzierungsmerkmal<br />

zu quantitativem Vorgehen bildet nach herrschender Meinung in der Literatur<br />

das Postulat der Gegenstandsorientierung. Wie bereits erwähnt, kann als logische<br />

Konsequenz abgeleitet werden, dass das Hauptaugenmerk dieser Konzeption auf der Gewinnung<br />

von Theorien und Hypothesen liegt und weniger auf deren Überprüfung. Genau<br />

diese würde dem Forscher nämlich eine Formulierung von Aussagesätzen vor Beginn seiner<br />

Analyse abverlangen, wodurch das Bemühen, den Gegenstand durch die Analyse in seiner<br />

Beschaffenheit zu entdecken, erheblich eingeschränkt würde (da nur Sachverhalte geprüft<br />

würden, die dem Denken des Forschers entsprungen sind). Qualitative Forschungsarbeit<br />

konzentriert sich somit auf den Abschnitt „Entdeckungszusammenhang“, der in Wechselbeziehung<br />

zum „Begründungszusammenhang“ steht bzw. laufend einen Input durch diesen<br />

erfährt 127 .<br />

124<br />

Genau genommen wäre hier eine weitere Unterscheidung, nämlich jene zwischen Erhebungs- und<br />

Auswertungsinstrumenten zu treffen. Beide können sowohl qualitativen als auch quantitativen Forschungscharakter<br />

aufweisen. Qualitativ erhobene Daten (z.B. mithilfe eines Interviews) können mittels<br />

geeigneter Verfahren durchaus quantifiziert werden (Kodierverfahren!); hingegen sind auch quantitativ<br />

erhobene Daten (z.B. mithilfe eines Fragebogens) qualitativen Auswertungsverfahren (Interpretation)<br />

zugänglich.<br />

125<br />

Mayring, P. (1999), S. 1<br />

126<br />

Vgl. Wilson in Atteslander, P. (2000), S. 78 sowie Lamnek, S. (1995), S. 244 in Atteslander, P.<br />

(2000), S. 224 und Bortz, J.; Döring, N. (1995), S. 274<br />

127<br />

Vgl. Abschnitt 5.3, S. 61 ff.<br />

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